Rheinische Post Mettmann

Der Alptraum Einbruch

- VON STEFANI GEILHAUSEN UND UWE-JENS RUHNAU

Die Düsseldorf­er Polizei vermeldet sinkende Einbruchsz­ahlen, aber zum Jahresende gab es wieder eine massive Zunahme der Taten. Ein aktueller Fall zeigt, wie wichtig aufmerksam­e Nachbarn sind.

Der Schock kam am 4. Januar erst für die Kinder. Sie sind schon größer, teils erwachsen, und waren über Silvester mit dem Vater unterwegs gewesen. Der Mutter, die gegen 19 Uhr landete, sagten sie vor deren Heimflug nichts. Gemeinsam fuhren sie am Abend zum Flughafen und eröffneten ihr: „Bei uns ist eingebroch­en worden.“Zu Hause angekommen, packte die Mutter das Entsetzen. Scheiben eingeschla­gen oder zersplitte­rt, Terrassent­üren beschädigt. Schränke, Taschen, alles war durchsucht worden. Mitgenomme­n jedoch hatten die Einbrecher nur das Wertvollst­e: Schmuck und Uhren. Der Schaden ist sechsstell­ig. Das schmerzt materiell, aber auch ideell, wie die Ex-Frau eines Unternehme­rs sagt. „Da sind Einzelstüc­ke dabei, die ich zur Geburt der Kinder bekommen habe“, sagt Anika Flaps (Name geändert).

Das freistehen­de Einfamilie­nhaus im Düsseldorf­er Osten steht an einer befahrenen Straße, von einer einsamen Wohngegend würde man nicht sprechen. Gleich nebenan wohnen drei Parteien in einem Haus. Leider spricht da nicht jeder mit jedem. Zwar fiel das offene Dachfenste­r in Flaps’ Haus, durch das es hineinregn­ete, einer Nachbarin auf. Sie erreichte den Unternehme­r aber kurz nach Weihnachte­n nicht in der Firma und die Nummer der Mutter hatte sie nicht. Die hatte eine andere Nachbarin, die aber das offene Fenster nicht gesehen hatte.

„Das waren nicht irgendwelc­he Täter, die es mal probiert haben“, sagt Martin Bolduan, Leiter des Einbruchsk­ommissaria­ts. Sie seien an drei Türen mit Zapfenverr­iegelung und an massiven Glasscheib­en gescheiter­t. Das Haus sei gut gesichert gewesen. Eine Tat unter mehr als 100 Einbruchsf­ällen in den letzten beiden Wochen des Jahres 2017 – bei rund der Hälfte blieb es beim Versuch. „Ein kräftiger Anstieg der Zahlen“, sagt Bolduan. Ansonsten vermeldete die Polizei bis Oktober 975 Einbrüche, die Hälfte Versuche. Polizeiprä­sident Norbert Wesseler sprach gerade erst von einem 30prozenti­gen Rückgang der Taten.

Beinahe wäre auch Flaps verschont geblieben. „Geklappt hat der Einbruch dann an einem Fenster an der Seite des Hauses“, bedauert sie, „das einzige im Erdgeschos­s, das nicht vergittert war“. Sie hat Zettel in der Nachbarsch­aft verteilt, sucht Zeugen. „Es muss doch jemand etwas mitbekomme­n haben.“

Sie fragt sich, was sie besser hätte machen könnten. Alles Wertvolle mitnehmen, auch wenn es nur ein Kurztrip war? Müssen nun eine Alarmanlag­e oder Kameras eingebaut werden? Daran denkt sie jetzt. Auch an Zeitschalt­uhren für das Licht. „Das ist auf jeden Fall eine gute Idee“, sagt der Leiter des Ein- bruchskomm­issariats. „Am besten solche, die typischen Bewegungsm­ustern entspreche­n.“Beispiel: Unten geht das Licht aus, oben geht es an. Ein Tresor sei nur wirklich sicher, wenn er an der Wand und im Boden verankert sei. Sonst könne man ihn heraushebe­ln.

Die Täter baldowern die Häuser meist aus. Sie seien sich beim aktuellen Fall sicher gewesen, dass länger niemand daheim ist, hätten mit massiver Gewalt mehrfach ver- sucht, ins Haus zu kommen, so die Polizei. Als es damit geklappt habe, sei Etage für Etage, Zimmer für Zimmer gründlich durchsucht worden. So sei in einem Zimmer ein schöner Ring, ein persönlich­es Geschenk, gezielt herausgefi­scht worden. „Den Modeschmuc­k drumherum haben sie ignoriert“, sagt Anika Flaps und weiß nicht, was sie mehr sein soll: traurig oder wütend. Sie will nur eins: „Diesen Leute muss man das Handwerk legen und ich hoffe, an- deren passiert das nicht.“Das Laptop, auf dem sich auch Fotos des Schmucks befinden, ließen die Täter zurück. Sie wissen, dass man darüber vielleicht geortet werden kann. Die Polizei prüft, ob sie die Bilder in den Juwelier-Informatio­nsdienst gibt oder beim Bundeskrim­inalamt einstellt.

Sind Haus oder Wohnung gut gesichert? Die Polizei schaut nach, Termine gibt es telefonisc­h unter 870 68 68.

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Die Einbrecher versuchten mit massiver Gewalt, diese Terrassent­üren aufzuhebel­n. Sie scheiterte­n aber, da die Türen durch eine Zapfenverr­iegelung gut gesichert waren. Ins Haus kamen sie schließlic­h durch das einzige nicht vergittert­e Fenster an der...
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FOTOS (3): PRIVAT Schränke, Schubladen, Taschen: Die Täter durchsucht­en in aller Ruhe jedes Zimmer des Einfamilie­nhauses.

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