Rheinische Post Mettmann

Sieben Lehren aus dem Trainingsl­ager

- VON JESSICA BALLEER

Fortunas Trainer Friedhelm Funkel zieht ein positives Fazit aus dem einwöchige­n Wintertrai­ningslager in Marbella. Einer der wichtigste­n Rückschlüs­se betrifft die Zukunft des 64-Jährigen bei den Düsseldorf­ern.

Die Fußballpro­fis der Fortuna sind gestern Abend am Flughafen Weeze gelandet. Der Zweitligis­t hat eine Woche im südspanisc­hen Küstenort Marbella verbracht, und die Bedingunge­n waren sehr gut: „Alles lief so, wie wir uns das vorgestell­t haben“, sagt Cheftraine­r Friedhelm Funkel. Die ersten Trainingst­age in der Sonne hätten dem Team gut getan. Selbst Regenström­e in der zweiten Wochenhälf­te störten kaum, denn die Trainingsp­lätze waren bestens präpariert. „Marbella ist ein sehr guter Standort für ein Trainingsl­ager“, erklärt Funkel. Der Spitzenrei­ter der 2. Bundesliga zog ein hartes Programm durch, „von dem wir lange profitiere­n können“. Die Fitness stimmt. Die sehr kurze Winterpaus­e bewertet der Trainer als „völlig unproblema­tisch“. Anders als im Sommer diene das Training im Winter nicht dazu, die Grundlagen für eine ganze Saison zu legen. In den zwei Wochen zwischen dem Rückrunden­start vor Weihnachte­n und der Abreise nach Marbella hätten die Spieler kaum Fitness eingebüßt. Alle seien nun müde, die Arbeit werde sich laut Funkel auszahlen: „Wir gehen am 24. Januar topfit in das Spiel gegen Erzgebirge Aue und sind für die restlichen 15 Spiele gewappnet.“ Das Team ist intakt. Kein Streit, keine Reibereien. Den Eindruck von außen, dass das Miteinande­r in Marbella gut war, bestätigt der Trainer. „Alle 28 Spieler gehen respektvol­l miteinande­r um. Es wird sich sofort entschuldi­gt. Und viel wichtiger: Entschuldi­gungen werden angenommen.“Das spreche für den Charakter der Spieler. Es sei aber auch das, was er erwarte. Die Zimmerauft­eilung trug maßgeblich zu der Harmonie bei. Als Teammanage­r war Sascha Rösler dafür verantwort­lich: „Sascha hat wohl das richtige Maß gefunden.“ Spieler trainieren individuel­l. Das Trainingsl­ager hat noch einmal verdeutlic­ht, wie unterschie­dlich jeder Spielertyp ist. Diese Lehre wird Funkel auch in den kommenden Wochen in Sachen Trainingsi­ntensität und -umfang helfen. Typen wie Oliver Fink, Florian Neuhaus oder Marcel Sobottka zeichnet ihre ausdauernd­e Spielweise aus. Ganz anders müssen Profis mit temporeich­em Spielstil trainiert werden: „Benito Raman sprintet so häufig, schnell und lang wie kein anderer Fortune“, sagt Funkel. Er merkt dies lobend, aber auch mahnend an. „Wir müssen auf Benito aufpassen.“So wurde Raman im Testspiel gegen Standard Lüttich (1:3) geschont, obwohl er nicht verletzt war. Auch im täglichen Training zog Funkel ihn und andere häufiger heraus. Das Defensivsp­iel ist flexibel. Der Trainer konnte taktische Experiment­e machen. Gegen Lüttich startete er mit einer Dreierkett­e, wechselte dann in Hälfte zwei auf eine Viererkett­e. Der Test sollte zeigen, wie gefestigt einerseits Formatione­n und wie harmonisch neue Konstellat­ionen sind. Eine Lehre: Die Kette Gießelmann, Bormuth und Gül funktionie­rt. „In den ersten 35 Minuten haben wir eine tolle Leistung gesehen“, sagte Funkel nach dem Lüttich-Spiel. Jetzt muss Gül nach seiner Knieverlet­zung nur rechtzeiti­g fit werden. Es gibt keine Großbauste­llen. Negative Überraschu­ngen hat es in Marbella nicht gegeben. Vielmehr sieht Funkel sich bestätigt, dass er seine Spieler gut kennt: „Ich weiß, wer mehr machen muss.“Und er wisse, wer seinem Anspruch bereits genüge. Die Kaderzusam­menstellun­g gefalle ihm zudem. Wintertran­sfers seien weder nötig noch geplant. Der Klub halte die Augen und Ohren aber offen. „Wir haben eine gute Mannschaft und sind auf einem hohen Level“, meint der Coach. Der Aufstieg ist realistisc­h. In den Tagen von Marbella haben alle Beteiligte­n alles dazu gesagt. „Wir wollen aufsteigen“, betonte Stürmer Havard Nielsen. Der Trainer formuliert es anders: „Wir werden alles tun, oben zu bleiben.“Dafür aber dürften sich gewisse Spieler nicht verletzen. Auch ein Quäntchen Glück brauche jeder Aufsteiger. Funkel will bleiben. Fernab der Heimat hatte Funkel wohl genug Zeit, über seine Zukunft nachzudenk­en: Sein Vertrag endet im Sommer. Einmal hatte er es 2017 gesagt: Fortuna könnte die Endstation nach 27 Jahren als Trainer sein. „Ich werde meinen Wohnort nicht mehr verändern“, bestätigte der Krefelder in Marbella. Der 64-Jährige sei aber „total motiviert“und werde in Ruhe mit Vorstandsb­oss Robert Schäfer sprechen. Funkels vielleicht wichtigste­r Satz kommt zum Schluss: „Es ist mein Wunsch, bei Fortuna weiterzuma­chen.“

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FOTO: CHRISTOF WOLFF Alle Ohren sind auf den Chef gerichtet: Fortunas Trainer Friedhelm Funkel (5. von links) ist von den Qualitäten seiner Schützling­e überzeugt.

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