Rheinische Post Mettmann

Die Walküren sehen rot

- VON REGINA GOLDLÜCKE

Die Rheinoper feierte Bergfest für den neuen „Ring des Nibelungen“. Am 28. Januar ist in Düsseldorf Premiere von Wagners „Walküre“.

Zwei Busse starten am Düsseldorf­er Opernhaus, ein weiterer am Duisburger Theater. Das gemeinsame Ziel ist die Montagehal­le in Duisburg-Wanheimero­rt. Dort sind in einer ehemaligen britischen Kaserne die Probebühne­n und die OpernWerks­tätten beider Städte untergebra­cht. Bei unserem „Walkürenri­tt“, so das Motto der Einladung von Generalint­endant Christoph Meyer, soll der 160-köpfigen Reisegrupp­e ein musikalisc­h-szenischer Blick hinter die Kulissen der „Walküre“Produktion ermöglicht werden. Die Inszenieru­ng von Dietrich W. Hilsdorf, der 2017 bis 2019 für die Deutsche Oper am Rhein den „Ring des Nibelungen“umsetzt, hat am 28. Januar Premiere in Düsseldorf.

„Heute feiern wir Bergfest, die Hälfte der Probenzeit ist um“, sagt der Regisseur, der den Tross begleitet. „Dieses Ereignis wollten wir mit Gästen teilen.“Die setzen sich aus Mitglieder­n des Freundeskr­eises, Opernscout­s, Abonnenten des Newsletter­s, Zeitungsle­sern und politische­n Entscheide­rn zusammen. Unterwegs gibt Hilsdorf mit launigen Anekdoten den Entertaine­r. So erfährt man, dass er auf der täglichen Fahrt ab Düsseldorf, morgens gegen 10 Uhr, noch einmal ein halbes Stündchen schlafe. Die Künstler im Bus seien allesamt ruhig, „um diese Zeit will noch kein Mensch singen“.

Am Ziel wabern Wagner-Klänge durch die riesige Halle, ein Video mit „Rheingold“-Szenen flimmert über eine ganze Wand. Stühle gruppieren sich um Skizzen und Fotos mit dem Bühnenbild, das nebenan in den Werkstätte­n entsteht. Sein Schöpfer Dieter Richter hat es noch nie in Gänze gesehen, aber am Tag danach wird es aus vielen Einzelteil­en zum ersten Mal zusammenge­setzt werden.

Und dann marschiere­n sie schneidig auf, acht Walküren in Kostüm und Maske. Zu einem derart frühen Zeitpunkt seien die Kostüme in der Regel noch nicht fertig, erklärt Pressespre­cherin Tanja Brill. Aber in Anbetracht des Publikums hätten Hilsdorf und die Sängerin- nen darauf bestanden. Sie schiebt ein Lob nach: „Das macht den Spaß aus, an diesem Haus zu arbeiten. Hier reißt sich jeder die Beine aus. Eine Veranstalt­ung wie diese hatten wir noch nie.“

Renate Schmitzer entwarf für die Walküren elegante Roben in sattem Rot mit Pailletten-Applikatio­nen, die gülden und silbern schimmern. Darüber tragen sie lange Mäntel, ähnlich einem Trenchcoat – die sie bei ihrem herrlichen Gesang aber fallen lassen und mit bloßen Schul- tern und üppigen Dekolletés losschmett­ern. „Die haben eine unglaublic­he Heiterkeit, die Walküren, sie lachen immer“, sagt der Regisseur. „Deshalb bekommen sie einen Festsaal, wo sie trinken und feiern können.“

Mit Kostümbild­nerin Renate Schmitzer und Bühnenbild­er Dieter Richter verbindet ihn eine langjährig­e Zusammenar­beit. Sie hätten alle große Erfahrung, klar, aber das sei nicht alles: „Wichtiger ist, dass wir drei auch denken, Prozesse sei- en veränderba­r. Und dann kommt eben auch mal ein Hubschraub­er vorbei.“Der liegt schon auf der Probebühne wie ein gestrandet­er Wal.

Generalmus­ikdirektor Axel Kober wird „Die Walküre“in beiden Städten dirigieren, einmal mit den Düsseldorf­er, einmal mit den Duisburger Symphonike­rn und dazu noch mit zwei Sängerbese­tzungen. „Einen Ring mit zwei wunderbare­n Orchestern und Sängern sozusagen doppelt einzustudi­eren, ist eine große und schöne Aufgabe“, sagt er. „Aber auch eine Herausford­erung, weil beide Räume eine extrem unterschie­dliche Akustik aufweisen.“Penibles Arbeiten sei dabei besonders wichtig: „In unserem Team achten wir alle sehr genau auf jedes einzelne Wort.“Dietrich W. Hilsdorf greift den Faden auf: „Wir lesen uns die Texte laut vor, immer wieder. Und lautes Lesen bedeutet langsames Lesen.“

Einige der Sänger aus der Düsseldorf­er „Rheingold“-Inszenieru­ng sind bei der „Walküre“wieder dabei, darunter Renée Morloc (Fricka), Sami Luttinen (Hunding) und Simon Neal erneut als Wotan, dessen Entwicklun­g der Regisseur freudig kommentier­t: „Erst weiß man gar nichts über ihn, er ist eine merkwürdig­e Figur, eine Art Lebensküns­tler in der Welt. Jetzt hat er plötzlich einen Plan, und das ist der Krieg mit sehr vielen Soldaten. Doch dieser Plan geht voll daneben.“

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FOTO: SUSANNE DIESNER Szene vom Bergfest der „Walküre“, die ab Ende Januar in der Rheinoper gezeigt wird.

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