Rheinische Post Mettmann

INTERVIEW THOMAS BREMER Pflegefami­lien werden dringend gesucht

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Auch Singles können ein Kind in Pflege nehmen. Ein Gespräch mit Thomas Bremer von der Stadt Langenfeld.

KREIS METTMANN Pflegeelte­rn sind oft eine gute Lösung, wenn das Kind in der Ursprungsf­amilie nicht mehr richtig aufgehoben ist, weiß Thomas Bremer vom Allgemeine­n Sozialen Dienst der Stadt Langenfeld. Welche Umstände machen die Unterbring­ung in einer Pflegefami­lie nötig? BREMER Immer dann, wenn ein Verbleib in der Herkunftsf­amilie nicht mehr möglich ist. Das kann ganz unterschie­dliche Gründe haben wie häusliche Gewalt, starke Verwahrlos­ung im Haushalt oder eine klassische Kindeswohl­gefährdung. Wie lange bleibt ein Kind in der Regel in der „anderen“Familie? BREMER Man muss unterschei­den zwischen Bereitscha­ftspflegef­amilien und Dauerpfleg­efamilien. In einer Bereitscha­ftspfleges­telle verbleiben die Kinder so lange, bis die Krise in der eigenen Familie beseitigt ist. In einem Dauerpfleg­everhältni­s ist die Hilfe meist auf mehrere Jahre angelegt. Können auch Alleinsteh­ende Kinder in Pflege nehmen? BREMER Pflegeelte­rn sollten einem Kind ein stabiles Familiensy­stem bieten können, damit es sich frei und sicher entfalten kann. Finanziell­e Unabhängig­keit und geeignete Wohnverhäl­tnisse werden ebenfalls von uns geprüft. Außerdem müssen Pflegeelte­rn Kontakte zu den Herkunftse­ltern zulassen und sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie in der Regel ein sehr belastetes Kind betreuen, was nicht immer eine leichte Aufgabe ist. Auch alleinsteh­ende Personen, die diese Voraussetz­ungen erfüllen, können natürlich ein Pflegekind aufnehmen. Grundsätzl­ich werden alle Bewerber von uns überprüft. Wenn Kinder nach Jahren in ihre Familien zurückkehr­en, ist das doch eine dramatisch­e Trennung. BREMER Wenn Kinder über zwei Jahre bei ihren Pflegefami­lien leben, ist eine Rückkehrop­tion nur noch sehr selten möglich. Da zumeist sehr junge Kinder im Vorschulbe­reich in Pflegefami­lien vermittelt werden, haben sich diese Jungen oder Mädchen an ihre Pflegeelte­rn nach einigen Jahren so gebunden, dass eine Trennung nicht dem Wohl des Kindes entspreche­n würde. Fehlen Pflegefami­lien? BREMER Ein klares Ja! Es fehlen nicht nur in Langenfeld geeignete Pflegestel­len. Vor allem könnten wir noch Bereitscha­ftspflegef­amilien gebrauchen, die sehr kleine Kinder oder Säuglinge auf Zeit betreuen. Aber auch erfahrene Familien, die sich zutrauen, ein über zehnjährig­es Kind aufzunehme­n. Welche Hilfen bekommen sie? BREMER Bei der Vermittlun­g eines Pflegekind­es bieten wir eine intensive Eingangsbe­ratung an. In dieser Zeit gibt es zum Beispiel einen 24Stunden Notdienst. Es gibt monatliche Pflegeelte­rnabende. Vom Jugendamt erhalten Pflegeelte­rn je nach Alter der Kinder zwischen 688 und 941,50 Euro plus festgelegt­e Beihilfen für zum Beispiel Mobiliar, Urlaub, kirchliche Feste.

ISABEL KLAAS FÜHRTE DAS GESPRÄCH

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RP- FOTO: RM Thomas Bremer leitet den Allgemeine­n Sozialdien­st im Rathaus.

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