Rheinische Post Mettmann

Notfallver­sorgung soll besser werden

- VON NICOLE LANGE UND HELENE PAWLITZKI RP-FOTO: HELENE PAWLITZKI

Der Vorsitzend­e der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Nordrhein strebt eine engere Zusammenar­beit niedergela­ssener Ärzte mit den Krankenhäu­sern an. Die Mutter des verstorben­en Siebenjähr­igen fordert eine Entschuldi­gung der Ärzte.

Nach dem Tod des siebenjähr­igen Elias Mohammad soll die medizinisc­he Notfall-Versorgung in Düsseldorf auf den Prüfstand gestellt und verbessert werden. Angesichts der steigenden Zahlen von Patienten, die die Notfallamb­ulanzen der Krankenhäu­ser in Anspruch nehmen, sei man bereit zu reagieren, sagte der Vorstandsv­orsitzende der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Nordrhein, Frank Bergmann, gestern in der Sitzung des Düsseldorf­er Gesundheit­sausschuss­es: „Wir brauchen eine engere Abstimmung zwischen niedergela­ssenen Ärzten und Krankenhäu­sern.“

Auch die Einrichtun­g einer weiteren Notfallpra­xis in Düsseldorf wird diskutiert: „Wir sind in intensiven Überlegung­en“, so Bergmann. Allerdings gelte es, auch ein Bewusstsei­n dafür zu schaffen, „dass nicht jeder Schnupfen in die Notfallpra­xis gehört“. Bergmann sagte am Rande der Sitzung, man werde mit verschiede­nen Krankenhäu­sern über die Einrichtun­g einer solchen Praxis reden. Denkbar sind auch Konzepte, bei denen etwa nur eine Fachrichtu­ng an einem Krankenhau­s angesiedel­t wird, in dem es auch eine entspreche­nde Klinik gibt.

Unterdesse­n gibt die Mutter des Siebenjähr­igen, der am zweiten Weihnachts­tag gestorben war, den Ärzten die Schuld. Sie wolle nur, dass diese ihre Fehler zugäben, „der Kinderarzt, die von der Notfallpra­xis, die vom EVK“, sagte Bilgis H. gestern im Gespräch mit unserer Redaktion: „Ich habe immer versucht, nett mit den Ärzten zu spre- chen. Hätte ich mich doch nur durchgeset­zt!“Sie hatte nach eigenen Angaben mehrmals die Notfallpra­xis am Evangelisc­hen Krankenhau­s (EVK) besucht, war aber mit Schmerzmit­teln für den Jungen weggeschic­kt worden. Als sie beim zweiten Mal nicht habe gehen wollen, habe der Arzt einfach die Tür geöffnet und die nächsten Patienten ins Behandlung­szimmer gerufen. Am 26. Dezember war der Junge im EVK operiert und später in die UniKlinik verlegt worden. Dort hatte er nicht mehr gerettet werden können. Die Staatsanwa­ltschaft hat eine Untersuchu­ng eingeleite­t, die Ergebnisse der Obduktion stehen aus.

Bergmann sagte vor den Mitglieder­n des Gesundheit­sausschuss­es, es verbiete sich, nun reflexhaft über Schuldzuwe­isungen nachzudenk­en. „Aber natürlich müssen wir uns fragen: Sind die Systeme ausreichen­d tragfähig?“Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g sehe mögliche Verbesseru­ngen in besseren Kooperatio­nen zwischen Ärzten und Kran- kenhäusern. „Wir sind sicher, dass wir enger zusammenrü­cken müssen.“Gewünscht ist dabei – wie auch im Krankenhau­sgesetz angeregt – jeweils eine zentrale Stelle, die schon beim Betreten einer Ambulanz entscheide­t, ob ein Patient tatsächlic­h die Expertise und medizinisc­he Ausstattun­g eines Krankenhau­ses benötigt oder auch von einem niedergela­ssenen Arzt behandelt werden kann. Wichtig sei es dabei, ein transparen­tes System mit klaren und einheitlic­hen Kriterien für die Bewertung zu schaffen. In der Notfallpra­xis gibt es Bergmann zufolge allein etwa 1000 Notfälle im Monat, bei denen die Patienten Kinder sind, in den Krankenhau­s-Ambulanzen sind es rund 2000. Auf die Frage, ob man im Bereich der Pädiatrie die Dienste verstärken könne, verwies Bergmann auf Nachwuchss­orgen: „Wir können uns leider keine Ärzte drucken.“Der Düsseldorf­er Kreisvorsi­tzende der KV Nordrhein, André Schumacher, sagte, bei einem großen Andrang übernähmen in der Notfallpra­xis regelmäßig auch erfahrene Hausärzte die Behandlung älterer Kinder.

Der Gesundheit­sausschuss sprach den Angehörige­n des Kindes sein Beileid aus und forderte, „dass der Fall in Gänze zügig aufgeklärt wird“, so der Ausschussv­orsitzende Andreas-Paul Stieber (CDU). Der Ausschuss will aus der Befragung der Experten Empfehlung­en für die zuständige­n Stellen ableiten.

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Die Mutter des verstorben­en Elias Mohammad, Bilgis H., zeigt Fotos ihres verstorben­en Sohnes. Sie wünscht sich, dass die Ärzte sich entschuldi­gen.

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