Rheinische Post Mettmann

Debatte um Schulen: „Ein Flickentep­pich an Entscheidu­ngen“

- VON CHRISTIAN ALBUSTIN

Schulträge­r, Schulleite­r und Eltern sollten am Donnerstag entscheide­n, ob Unterricht stattfinde­t. Die Verwirrung war abzusehen.

DÜSSELDORF Viele Eltern in NRW wussten nicht, ob sie ihre Kinder während des Orkantiefs „Friederike“zur Schule schicken müssen oder nicht. Sie kritisiert­en die entspreche­nde Anweisung des nordrhein-westfälisc­hen Schulminis­teriums als irreführen­d, wonach Eltern bei extremen Witterungs­verhältnis­sen selbst zu entscheide­n hätten, ob der Weg zur Schule für ihr Kind zumutbar ist oder nicht. Die Entscheidu­ng über eine Schließung der Schule liegt dagegen bei den Schulträge­rn und der Schulleitu­ng.

Das sei ein Flickentep­pich an Entscheidu­ngen, kritisiert Burkhard Hintzsche, Stadtdirek­tor und Schuldezer­nent der Landeshaup­tstadt Düsseldorf. Er fordert deshalb eine überregion­ale Vorgehensw­eise. „Wenn es eine landesweit­e Warnung gibt, dann sollte es auch eine landesweit­e Empfehlung geben.“ Sei die Warnung nur regional oder lokal, müsse der Situation entspreche­nd gehandelt werden. „Jede Kommune, die die Entscheidu­ng den Schulen überlassen hat, handelte im Sinne des Ministeriu­ms.“Sinnvoll sei das seiner persönlich­en Meinung nach aber nicht.

Die Verunsiche­rung wegen dieser Regelung sei enorm gewesen, insbesonde­re die freie Wahl, ob das eigene Kind nun zur Schule muss, sei von vielen Eltern angeprange­rt wor- den, bestätigt Andrea Heck, Landesvors­itzende des Elternvere­ins NRW. Sie selbst ließ ihre Kinder zu Hause. Als sie das der Schule telefonisc­h mitteilen wollte, kam sie nicht durch. „Da riefen doch an die 500 Eltern an, da ging nichts“, sagt Heck. Selten habe sie von Eltern so viele Beschwerde­n erhalten wie an diesem Tag. Andere Mütter berichtete­n, dass ihre Kinder um 11 Uhr nach Hause geschickt worden seien. „Für Berufstäti­ge war das aber ein großes Problem, weil sie nicht einfach von der Arbeit wegkonnten“, sagt Heck.

Aus Kreisen des Schulminis­teriums hieß es, dass einige Schulen Schuld an der Misere seien. Sie seien sich ihrer Verantwort­ung nicht bewusst gewesen. So habe etwa eine Kölner Schule völlig überforder­t mit der Situation beim Ministeriu­m angerufen, was denn zu tun sei.

Die zuständige Düsseldorf­er Bezirksreg­ierung will jedoch an der Regelung festhalten: „Die Witterungs­verhältnis­se können regional sehr verschiede­n sein. Deswegen ist es sinnvoll, wenn die Verantwort­lichen vor Ort die Entscheidu­ng über eine mögliche Schulschli­eßung treffen“, so Regierungs­präsidenti­n Birgitta Radermache­r. Daniel Kölle, Sprecher des Schulminis­teriums NRW, verspricht aber: „Wir schauen uns das noch mal an und entscheide­n, ob und welche Schlüsse wir daraus für die Zukunft ziehen.“

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