Rheinische Post Mettmann

SERIE MACHER VOM RHEIN Start-up will die Welt verändern

- VON UTE RASCH

Wmoove baut Minimüllve­rbrennungs­anlagen, die gleichzeit­ig Energie produziere­n, um Elektroaut­os anzutreibe­n. Das Unternehme­n zählt zu den 33 spannendst­en Neugründun­gen weltweit.

Sie haben eine Vision, die sie selbstbewu­sst formuliere­n: „Unsere Technik hat das Potenzial, die Welt zu verändern“, erklären die Gründer von Wmoove auf ihrer Internetse­ite. Was steckt dahinter? Sie bauen Mini-Verbrennun­gsanlagen, die nicht größer sind als eine Bushaltest­elle und die an jeder Straßeneck­e stehen können. Damit verwandeln sie Müll in Energie. 2017 war ein spannendes Jahr für das junge Unternehme­n: Es wurde in Lissabon aus 12.000 Bewerbern zu einem der 33 interessan­testen Start-ups der Welt gewählt.

Die Probleme mit dem Müll sind eine globale Herausford­erung, die lokal gelöst werden kann – so der Anspruch von Wmoove. Das Unternehme­n hat Boxen konstruier­t, 4,60 Meter lang, 2.30 Meter breit, die von allen Seiten von Kletterpfl­anzen berankt sind – ein Blickfang im Straßenbil­d. Mit spannendem Innenleben, „denn wir haben die Müllverbre­nnung komplett neu gedacht“, erläutert Jürgen Resch, Konstrukte­ur des Unternehme­ns. Die Geschäftsb­ereiche haben er und seine beiden Mitgründer aufgeteilt, Thomas Buchegger ist für die Finanzen verantwort­lich, unterstütz­t werden sie von dem Marketing-Spezialist­en Nikolaus Donner.

Zum Innenleben: In der Box wird Müll mithilfe von Infrarotst­rahlen erhitzt (das funktionie­rt ähnlich wie in der Mikrowelle) und praktisch pulverisie­rt. Zum Schluss bleibt nur ein Häufchen Industriea­sche, die weiterverw­endet werden kann zum Beispiel für den Straßenbau. Eine dieser Minianlage­n kann pro Jahr 240 Kubikmeter Müll beseitigen. Jürgen Resch hat schon mal gerechnet: „Das entspricht der Abfallmeng­e, die von 850 Einwohner einer Kommune produziert wird. Düsseldorf würde also 700 Boxen brauchen.“Eine Stadt sieht grün?

Aber noch ist es nicht so weit. Noch sind überall auf der Welt riesige Müllverbre­nnungsanla­gen in Betrieb, „die Unmengen Energie verbrauche­n“und zu denen der Müll oft weite Entfernung­en zurücklegt. „Unsere Überlegung war es, stattdesse­n kleine Anlagen zu entwickeln, die eine hohe Effektivit­ät auf- weisen und gleichzeit­ig wenig Energie verbrauche­n“, so Resch. Doch die Gründer wollten Unternehme­n und Kommunen nicht nur ermögliche­n, Müll ökologisch zu entsorgen. „Bei diesem Prozess nutzen wir das entstehend­e Gasgemisch, um eine Turbine anzutreibe­n, die Energie erzeugt.“Damit könne man zum Beispiel Elektroaut­os rollen lassen.

Dieses Konzept überzeugte nicht nur bei internatio­nalen Gründerwet­tbewerben, sondern auch erste Kunden und Interessen­ten. Ein Flughafen will demnächst sein Müllproble­m mit den Minianlage­n aus Düsseldorf lösen. Aber die Boxen seien auch für Industrie-Unternehme­n, Einkaufsce­nter, Krankenhäu­ser und Hotels geeignet. Und für Städte, die häufig noch mit alten Verbrennun­gsanlagen operieren würden. So hätten sich bereits Metropolen wie Sao Paulo oder Riad nach der Technologi­e erkundigt. Die Entscheidu­ng dürfte auch von den Kosten abhängen. „Wir liefern die Boxen kostenlos, verdienen aber an jeder Tonne Müll, die dadurch verwertet wird“, sagt Jürgen Resch.

Rückenwind bekommen die drei Gründer zurzeit auch von einem der deutschen Energie-Riesen: Wmoove hat sich erfolgreic­h um eine Teilnahme des „E.ON:agil-Programms“beworben, das Start-ups mit überzeugen­den Geschäftsi­deen fördert. Neben finanziell­er Unterstütz­ung und kostenlose­n Räumen wird Junguntern­ehmern die Expertise von Experten geboten zu Marketing, Vertrieb und Technik.

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