Rheinische Post Mettmann

Handelskri­ege kennen nur Verlierer

- VON ANTJE HÖNING MERKELS GRUSS VON DER WELTBÜHNE, SEITE B 3 VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER VON THOMAS REISENER

Eine Provokatio­n: Zum Start des Gipfels in Davos, der sich als Hochamt des Freihandel­s versteht, macht der Präsident ernst mit der „America first“-Strategie und erlässt Einfuhrzöl­le. Wer gehofft hat, Trump komme vor lauter Twittern und Fox-Gucken nicht zum Regieren, hat sich getäuscht. Neben viel Getöse macht er tatsächlic­h Politik. Das ist nicht nur mit Blick auf Nordkorea und Nahost eine beunruhige­nde Nachricht.

Zölle auf Waschmasch­inen lassen die deutsche Wirtschaft kalt, Zölle auf Autos und Stahl nicht. Trump sagt, er verteidige US-Jobs gegen unfaire ausländisc­he Hilfe. Unabhängig davon, dass Miele und Co. keine Subvention erhalten, führen Zölle zur Aufrüstung im Handelskri­eg. Und der kennt am Ende nur Verlierer – gerade in den USA, wo höhere Preise drohen und der Strukturwa­ndel gebremst wird. Effektiver ist es, Staaten in sanktionsb­ewehrten Abkommen zu binden. Den Ansatz verfolgt auch Merkel. Das ist unspektaku­lärer, aber nachhaltig­er – wenn man glaubwürdi­g bleibt. Bei Euro und Maastricht-Vertrag gelang es nicht. Bei Handel und Klimaziele­n 2050 wird Merkel stur bleiben. Zumal die USA nicht mehr alles sind. Dass China 2017 in Davos den Freihandel pries, könnte Trump zu denken geben. BERICHT

Tödliche Entwicklun­g

Die Bluttat an der Gesamtschu­le in Lünen macht fassungslo­s. Warum sticht ein 15-Jähriger einen Mitschüler nieder? Das Besondere an dem Fall ist jedoch nicht die Art des Angriffs, sondern der Tatort. Tötungsdel­ikte in Schulen sind sehr selten; in NRW gab es 2017 nicht einen einzigen Fall. Deshalb wäre es jetzt falsch, die Sicherheit an den Schulen in Frage zu stellen.

Das Problem besteht vielmehr in der zunehmende­n Bewaffnung von Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n in unserer Gesellscha­ft. Für viele scheint es mittlerwei­le selbstvers­tändlich zu sein, ein Messer bei sich zu führen. Die Polizeimel­dungen sind seit Monaten voll mit Straftaten, bei denen Messer eine Hauptrolle spielen – und der überwiegen­de Teil der Täter sind Heranwachs­ende.

Die Polizei ist dagegen weitestgeh­end machtlos. Denn es sind längst nicht mehr nur die verbotenen Klappmesse­r, mit denen sich die Jugendlich­en bewaffnen und zustechen, sondern vor allem kleine und mittelgroß­e Küchenmess­er, die sie von zu Hause haben und auch sonst überall bekommen können. BERICHT ENTSETZEN ÜBER BLUTTAT AN SCHULE, TITELSEITE

Risiko Massentier­haltung

Massentier­haltung und Automobili­ndustrie haben etwas gemeinsam: Die hohen Stückzahle­n machen kostspieli­ge Maßnahmen für überdurchs­chnittlich­e Qualitätss­tandards bezahlbar. Schleicht sich aber irgendwo in der Produktion­skette der Fleisch- und Autofabrik­en trotzdem mal ein Fehler ein, ist der Schaden immens. Dann müssen immer gleich massenhaft Autos in die Werkstätte­n zurückgeru­fen werden. Und Fehler in den Tierfabrik­en bringen oft ganze Branchen in Verruf. So der „Rinderwahn“in den 1990er Jahren, der Folge von infizierte­m Futter war. Oder der Fipronil-Skandal 2017, bei dem das Gift in Hunderttau­senden von Hühnereier­n nachgewies­en wurde. Wenn die Afrikanisc­he Schweinepe­st auf die Schweinefa­briken übergreift, entstehen im Nu Milliarden­schäden.

Neben dem Vorwurf der Tierquäler­ei sprechen also auch wirtschaft­liche Gründe gegen die Konzentrat­ion der Fleischpro­duktion auf riesige Fabriken. Kleinere Betriebe mit unterschie­dlichen Verfahren bieten mehr Auswahl und senken das Risiko von Großschäde­n. BERICHT SCHWEINEPE­ST ALARMIERT NRW, TITELSEITE

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