Rheinische Post Mettmann

Uber will ein bisschen wachsen

- VON SEBASTIAN ESCH UND FLORIAN RINKE FOTO: DPA

In Deutschlan­d ist der Fahrdienst­anbieter nur in Berlin und München verfügbar. Jetzt will man expandiere­n - doch das ist schwer.

DÜSSELDORF Bislang war das Kapitel „Deutschlan­d“für Uber alles andere als eine Erfolgsges­chichte. Der Fahrdienst­vermittler, einst das wertvollst­e Startup der Welt, hatte hier eigentlich von Anfang an nur Ärger. Doch wer Europa erobern will, das weiß auch Uber-Chef Dara Khosrowsha­hi, kommt am bevölkerun­gsreichste­n Land nicht vorbei – wobei man bei Uber heute nicht mehr so gerne von „erobern“spricht, weil das aggressiv klingt. Uber will jetzt nett sein.

Doch der Reihe nach: Im August 2014 hatte das Unternehme­n in Düsseldorf seinen Fahrdienst „Uber Pop“gestartet, den es auch in einer Reihe anderer Städte anbot. Idee: Privatpers­onen sollten mit ihren eigenen Fahrzeugen Fahrgäste befördern, die ihnen über die Uber-App vermittelt wurden. Das Angebot war viel günstiger als die Taxi-Fahrt, leider aber hierzuland­e auch illegal.

Denn in Deutschlan­d gelten strenge Regeln: So brauchen Fahrer etwa einen Personenbe­förderungs­schein, für den sie auch Ortskenntn­isse nachweisen müssen. Außerdem dürfen Taxi-Unternehme­n in der Regel nur innerhalb der Stadtgrenz­en ihres Sitzes aktiv sein, Mietwagen-Fahrer wiederum müssen vor jeder Fahrt eigentlich an den Firmensitz zurückkehr­en. All das widersprac­h dem Uber-Prinzip, bei dem Fahrer immer mit dem nächstgele­genen Fahrgast zusammenge­bracht werden sollten: hohe Auslastung, niedrige Preise.

Also klagten die Taxi-Zentralen, die ihr Geschäft bedroht sahen. Und auch die Behörden wehrten sich, weil man erbost über die Dreistigke­it war, mit der dieses US-Startup geltende Gesetze ignorierte. 2015 stoppte das Landgerich­t Frankfurt das Angebot – und es wurde in Deutschlan­d ruhig um Uber.

Inzwischen gibt es mit Khosrowsha­hi einen neuen Chef und mit Christoph Weigler einen neuen Statthalte­r in Deutschlan­d – und einen neuen Plan. „Unsere Deutschlan­d-Strategie ist ein kompletter Neuanfang“, sagt Khosrowsha­hi.

Aktuell ist das Unternehme­n nur in Berlin und München aktiv. Dort kann man profession­elle Chauffeure mit Mittelklas­se- (Uber X) oder Oberklasse-Fahrzeugen (Uber Black, nur in München) buchen. Außerdem werden in Berlin über Uber Taxi Fahrten an Taxifahrer übermittel­t.

In diesem Jahr wolle Uber in weiteren deutschen Städten starten, sagte Khosrowsha­hi. Zu den Favoriten zählen neben Frankfurt auch Köln, Düsseldorf und das Ruhrgebiet. Doch es gibt viele Fragezeich­en: Unklar ist, ob die Uber-Mannschaft, die zuletzt 20 Mitarbeite­r umfasst, sich am Ende nicht zunächst auf den Start in einer Stadt in diesem Jahr fokussiert.

Welche das dann wäre, hängt sicherlich auch davon ab, inwiefern sich vor Ort profession­elle Chauffeure finden lassen. Denn die braucht Uber für seinen Dienst Uber X. In München gab es offenbar aufgrund der Vielzahl an Dax-Konzernen und des außerhalb der Stadt liegenden Flughafens ein für deutsche Verhältnis­se recht großes Angebot. Ebenso in Berlin, wo Uber unter anderem mit dem Unternehme­n Rocvin zusammenar­beitet, das früher komplett den Deutschen Bundestag betreute. Doch gilt das auch für Düsseldorf, Köln und Co.?

Im Düsseldorf­er Rathaus heißt es aktuell lediglich: „Uber hat bislang keinen Kontakt zu uns aufgenomme­n.“Die Taxi-Konkurrenz beobachtet den Angreifer jedoch weiterhin genau. „Ärger wird es geben, wenn sie an unsere Kollegen herantrete­n“, macht Dieter Zillmann, Vorsitzend­er des Taxiverban­ds NRW, schon mal klar: „Uber müsste unsere Leute für Aufträge abwerben, damit sie an die Wagen herankomme­n.“

Allerdings ist die Frage, ob der Taxi-Markt für Uber überhaupt interessan­t ist: Einerseits gibt es hier mit Mytaxi bereits einen starken Angreifer. Anderersei­ts will Uber den Markt gravierend verändern, also beispielsw­eise flexiblere Preise bieten als Taxis, deren Preise jeweils von den Behörden festgelegt werden. Über die zukünftige­n Pläne hält man sich deshalb bei Uber weiterhin bedeckt. Eins, betonte ein Sprecher, sei jedoch völlig klar: „Entscheide­nd ist für uns, sicherzust­ellen, dass unsere Expansion in Partnersch­aft mit den Städten und Behörden stattfinde­t.“

 ??  ?? Dara Khosrowsha­hi gestand bei der Digitalkon­ferenz DLD in München, er habe den Job als Uber-Chef zunächst nicht annehmen wollen – sich dann aber aufgrund der weltveränd­ernden Möglichkei­ten doch dafür entschiede­n.
Dara Khosrowsha­hi gestand bei der Digitalkon­ferenz DLD in München, er habe den Job als Uber-Chef zunächst nicht annehmen wollen – sich dann aber aufgrund der weltveränd­ernden Möglichkei­ten doch dafür entschiede­n.

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