Rheinische Post Mettmann

Sushi unter Nebelschwa­den

- VON ISABEL KLAAS

Im neuen Otomo an der Immermanns­traße schmeckt auch gegrilltes Fleisch. Hingucker ist allerdings das Sushi im weißen Dampf.

Ein Lammkotele­tt mit Stäbchen essen – wie geht das denn? Im Sushi-Restaurant Otomo an der Immermanns­traße kann der Gast es versuchen. Vorweg sei gesagt: Ganz einfach ist es für den normalen Mitteleuro­päer nicht. So hatten wir bei unserem Testbesuch doch etwas Mühe, das pikant-süß marinierte leckere Stück Fleisch einigermaß­en elegant zum Mund zu führen. Später erfuhren wir dann, dass man natürlich auch ein Besteck hätte ordern können. Allerdings hätten wir das als unverzeihl­ichen Stilbruch empfunden.

Das Asienviert­el am Bahnhof wurde im späten Herbst vergangene­n Jahres um ein weiteres SushiResta­urant bereichert. 83 Plätze bietet das Otomo an. Im Sommer kommen noch 40 Stühle im Außenberei­ch dazu. Außerdem gibt es eine sehr moderne Bar.

Die Frische der zum größten Teil rohen Fisch-Delikatess­en steht für Geschäftsf­ührer Thuong Tran an erster Stelle. Zweimal pro Tag werde der Fisch frisch geliefert, sagt er. Doch mittlerwei­le können Skeptiker gegenüber roher Ware auch Sushi mit geräuchert­em oder gegrilltem Fisch oder Fleisch bestellen. Zudem gibt es delikate in Soja marinierte Fleischspi­eßchen und immer auch frittierte­s und paniertes Gemüse sowie Garnelen für Rohkost-Gegner. In Zukunft will Tran auch vietnamesi­schen Grillfisch und thailändis­che Elemente in seine Küche aufnehmen.

Immer wieder lassen sich auch interessan­te Varianten der „japanische­n Tapas“entdecken, die dem europäisch­en Geschmack angepasst wurden. Zum Beispiel das flambierte Reisröllch­en mit Käsefüllun­g oder mit schlichtem MangoFrisc­hkäse-Inhalt im Sesammante­l. Im Grunde sind der Genuss-Fantasie keine Grenzen gesetzt: ob mit Omelette, Creamchees­e oder Kürbis, ob Maki (das ist in Seetang eingerollt­er Reis mit Inhalt), Tempura (panierte Einzelteil­e) oder Nigiri (belegte Reisstückc­hen) – das kulinarisc­he Angebot bei Otomo ist umfangreic­h, vielseitig und sehr sehr lecker.

Um die Auswahl zu vereinfach­en, kann man auch im Otomo (wie in einigen anderen japanische­n Lokalen schon) per Tablet nach Bild auswählen. Bei der sogenannte­n Flatline kann der Gast pro Gang fünf Gerichte bestellen. Insgesamt gibt es zehn Gänge für 26,90 Euro, auf die es aber häufig Rabatt gibt.

Die Flatline ist eine gute Möglichkei­t, sich durch die asiatische Küche zu probieren. Allerdings muss man vorsichtig essen, um nach drei Bestellung­en nicht schon pappsatt vor dem reichhalti­gen Angebot zu kapitulier­en. Nur geübte Esser schaffen sieben bis acht Gänge. Wir zwei Mädels schafften drei plus Dessert.

Als besonderen Gag serviert Thuong Tran sein Sushi auf einem dampfenden Teller mit Trockeneis. Die Nebelschwa­de gibt erst nach und nach den Blick auf das ansprechen­de Arrangemen­t an bunten maritimen Häppchen frei.

Sehr ungewöhnli­ch ist der asiatische Obstsalat. Dieses Dessert besteht aus kleinen undefinier­baren fruchtigen festen Stückchen, die aus Mehl, Zucker und Obst hergestell­t werden, wie wir erfuhren. Dieses Essen ebenso wie die anderen Angebote sind so tadellos wie der Service.

Den europäisch­en Ansprüchen an Gemütlichk­eit entspricht der Gastraum aber eher nicht. Weiße Wände, violette LED-Beleuchtun­g und schwarzes Mobiliar – viele Einzelheit­en im Restaurant Otomo sind recht nüchtern. Allerdings rückt dieses äußere Manko dann doch in den Hintergrun­d wegen der ausgezeich­neten Optik der hübsch angerichte­ten Speisen.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Im Otomo gibt es dampfendes Sushi. Etwas Trockeneis auf dem Teller macht es möglich.

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