Rheinische Post Mettmann

Eltern sind Ratgeber bei der Studienwah­l

- VON GÜNTER TEWES

Für junge Leute ist es angesichts von über 19.000 Studiengän­gen in Deutschlan­d kaum möglich, den Überblick zu behalten.

KREIS METTMANN Es fühlt sich an wie ein Donner, der raucht. Das sagen die dort lebenden Kololo über die Viktoriafä­lle, deren WasserSprü­hnebel bis zu 300 Meter in die Höhe steigt. Um das zu erleben, hätte Andreas Brandt, als er früher selbst noch Student war, nach Afrika reisen müssen. „Heute können sich die jungen Leute Bilder davon in beliebigen Mengen herunterla­den.“Das Internetze­italter reduziert Distanzen auf einen Mausklick. „Unsere Welt ist offen wie ein Buch.“Doch obwohl sich dadurch unendliche Möglichkei­ten bieten, beobachtet Professor Brandt, der den Campus Mettmann der Fachhochsc­hule der Wirtschaft (FHDW) leitet, bei Studenten heutzutage eine neue Bodenständ­igkeit.

Während die Generation der heutigen Eltern früher nach dem Abitur möglichst ausziehen, gerne erst einmal weit weg wollte, bleiben Studenten heutzutage häufiger in der Heimat und verständig­en sich doch in alle Himmelsric­htungen. „Sie holen sich die Welt nach Hause, schaffen durch WhatsApp, Skype oder Facebook neue Verbindung­sformen im Freundeskr­eis.“Brandt, Vater von zwei 17- beziehungs­weise 19jährigen Jungs und eines älteren Sohnes, weiß nur zu gut, dass dies zu einer veränderte­n Rolle der Eltern bei der Studienwah­l ihrer Kinder führt. „Sie sind viel stärker als Ratgeber gefragt.“Wenn sich Abiturient­en bei der FHDW nach Studium und Karrierech­ancen erkundigen, sind Eltern stets eingebunde­n, viele kommen zum Infoabend gleich mit.

Für Brandt liegen die Gründe auf der Hand. Angesichts der heutigen Flut von über 19.000 Studiengän­gen in Deutschlan­d sei es kaum möglich, den Überblick zu behalten, zumal darunter durchaus neue Trendstudi­engänge seien, an deren Sinnhaftig­keit sich durchaus zweifeln lasse. „Eltern“, ist der Hochschull­eier überzeugt, „können dazu gut eine Einschätzu­ng geben.“Vor allem, wenn es um Wirtschaft geht; jeder steht in wirtschaft­lichen Bezügen, ob als Angestellt­er, Arbeitgebe­r, Steuerzahl­er oder Rentner. Da ist Erfahrung gefragt.

Private Hochschule­n wie die FHDW setzen einem Uni-Großbetrie­b bewusst etwas entgegen. „Wir haben einen familiären Ansatz, versuchen möglichst schnell eine persönlich­e Beziehung zu den Studierend­en aufzubauen und kennen sie rasch beim Namen.“Drei BachelorSt­udiengänge bietet die FHDW in Mettmann: Betriebswi­rtschaftsl­ehre mit fünf und Wirtschaft­sinformati­k mit zwei Spezialisi­erungen sowie Internatio­nal Business. Darauf bauen drei Masterstud­iengänge auf. Entwickelt werden die Inhalte auch mit den gut 70 regionalen Unternehme­nspartnern vom Mittelstän­dler bis zum Großkonzer­n. Diese enge Abstimmung zwischen dem Profil der FHDW und den Anforderun­gen der Wirtschaft wird durch das Duale Studium mit der Theorie in der Hochschule und der Praxis in den Unternehme­n – jeweils im dreimonati­gen Wechsel – „extrem verstärkt“, betont Brandt. Die Studierend­en profitiere­n davon, Absolvente­n haben quasi eine Jobgaranti­e.

Doch so sehr die Unterstütz­ung der Eltern bei der Wahl des richtigen Studiums gefragt ist – eines müssen sie im Anschluss beherzigen: loslassen. Leistungsd­ruck wäre nach Brandts Worten fehl am Platz. „Die Motivation muss aus den jungen Leuten selbst kommen. Sonst funktionie­rt es nicht.“

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