Rheinische Post Mettmann

Vom Wert kleiner Gesten

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Wahre Liebe – auch wenn der Romantizis­mus uns etwas anderes lehrt – drückt sich nicht in großen Gesten aus, weder in heroischer Hingabe noch in spektakulä­rer Aufopferun­g, sondern in kleinen, einfallsre­ichen Aufmerksam­keiten. Also in dem, was wir recht zutreffend mit dem französisc­hen Wort „detail“bezeichnen. Mit einem Detail, einer kleinen Aufmerksam­keit, entgehen wir der Langeweile und sprechen das Herz direkt an, mehr noch als mit dem großzügigs­ten Geschenk. Wahre Liebe verfügt über eine allzeit wache Zärtlichke­it und kennt genau den Wert der Dinge, der nicht im Materielle­n liegt, sondern in ihrem Wesen.“Diese Worte von José Luis Martín Descalzo erinnern mich daran, dass das phantasiev­oll und klug gewählte Detail eine ganz eigene Kraft in der Liebe entwickelt. Es kommt der Sensibilit­ät der Liebe selbst entgegen, die mehr auf das Wie als auf das Was achtet. Manchmal fehlt es mir einfach an der erforderli­chen Feinfühlig­keit, um diese mit der Liebe in Einklang stehenden Details zu pflegen. Aber alles, wozu wir in dieser Beziehung fähig sind, wird die anderen glücklich machen und nicht nur sie – uns auch. Ein Mensch mit Gefühl für kleine Gesten zu sein, heißt nicht etwa, sich nicht dem Großen zu stellen. Vielmehr ist die wache Aufmerksam­keit, was die anderen erfreuen könnte, unverzicht­barer Teil eines wirklich großen Lebenswerk­es. Wir sollten uns häufiger fragen: Mit welchem Detail kann ich heute meinen Nächsten erfreuen? Ihr Christoph Biskupek Pfarrer in Hochdahl

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