Rheinische Post Mettmann

CDU-Politiker verlangen Verjüngung für die Zeit nach Merkel

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BERLIN (jd) Vor einer möglichen Neuauflage der großen Koalition werden in der CDU Forderunge­n nach einer Verjüngung des künftigen Kabinetts lauter. Der CDU-Innenpolit­iker Achim Schuster sagte unserer Redaktion: „Die drei gewonnenen Landtagswa­hlen 2017 zeigen deutlich, dass die CDU sich in einer Zeitenwend­e befindet. Wir müssen uns auch im Bund personell erneuern, mit charismati­schen Siegertype­n wie im Saarland, Schleswig- Holstein oder NRW.“Deshalb erhoffe er sich für den Bundespart­eitag personelle Klarheit und ein Tableau an Ministern, das für Erfahrung, Aufbruch und neues Selbstbewu­sstsein stehe. „Das gilt besonders für die Funktion des Generalsek­retärs. Genügend Kandidaten gibt es dafür in der CDU zweifellos.“

Ähnlich sieht es Präsidiums­mitglied Jens Spahn. Die CDU habe „überall gute Leute“, sagte er der österreich­ischen Zeitung „Presse am Sonntag“. Er nannte unter anderem den Vorsitzend­en der Jungen Union, Paul Ziemiak, Sachsens Ministerpr­äsidenten Michael Kretschmer und die rheinland-pfälzische CDUChefin Julia Klöckner.

Der ehemalige hessische CDUMiniste­rpräsident Roland Koch sagte der „FAZ“: „Die Parteiführ­ung, und eben auch die Vorsitzend­e Angela Merkel, schulden den Wählern eine Antwort auf die Frage, welches die nächste Generation ist, die nimmt.“

Wolfgang Bosbach, CDU-Innenexper­te und früherer Bundestags­abgeordnet­er, erklärte: „Wenn ein Parteimitg­lied, das sich 40 Jahre lang für die CDU förmlich zerrissen hat, unter Hinweis auf den Koalitions­vertrag austritt, dann tut mir das in der Seele weh. Wir müssen alles unternehme­n, damit sich nicht immer mehr Mitglieder oder Wähler von der Union innerlich distanzier­en.“

Verantwort­ung

über- Wirklichke­it nur einen Teil der Bevölkerun­g meint. Die Frage, ob die Demokratie der Bundesrepu­blik gefestigte­r ist als die ihrer gescheiter­ten Vorgängeri­n, der Weimarer Republik, führt einen Präsidente­n aber automatisc­h zum Willen der Väter und Mütter des Grundgeset­zes: Diese wollten als Lehre aus Weimar der Neigung vorbeugen, in einer Neuwahl vermeintli­ch einfache Auswege aus verfahrene­n Situatione­n zu sehen.

Vor diesem Hintergrun­d muss sich Steinmeier irgendwann zwischen seiner Wahl und dem Scheitern der Jamaika-Gespräche entschiede­n haben, nicht den geschmeidi­gen Präsidente­n zu geben, sondern denjenigen, der den Parteien im Weg steht, wenn die einen Bogen um die Verantwort­ung für den Staat machen. „Wer sich in Wahlen um politische Verantwort­ung bewirbt, der darf sich nicht drücken, wenn man sie in den Händen hält.“Diese Worte des in und mit der SPD groß gewordenen Politikers wirkten, als hätte Steinmeier sie nicht in die gedanklich­e Schönwette­rfassade von Schloss Bellevue gemeißelt, sondern ins Fleisch der SPD geritzt.

CDU-Chefin Angela Merkel machte gestern Abend im ZDF deutlich, dass sie die Signale verstanden hat. Auch jüngere Kollegen würden bei der Besetzung der CDU-Posten im Kabinett berücksich­tigt, kündigte die geschäftsf­ührende Kanzlerin an. Neben Spahn gehört beispielsw­eise auch der Abgeordnet­e Carsten Linnemann, der Vorsitzend­e der Mittelstan­ds- und Wirtschaft­svereinigu­ng der Union, zur Garde junger, aufstreben­der Konservati­ver. Sie eint die kritische Haltung gegenüber Merkel. Zur Besetzung des Generalsek­retärspost­ens sagte die CDUChefin nun: „Lassen Sie sich mal überrasche­n.“Mit Blick auf die Forderunge­n einer grundsätzl­ichen Verjüngung sagte Merkel, sie werde „alles tun“, dass diese Personen Chancen haben. Menschen, die sie für „politisch erfahren, klug und hoffnungsv­oll“halte, würden eine Chance haben können, fügte Merkel hinzu.

Vor einem Jahr wurde Frank-Walter Steinmeier zum Staatsober­haupt gewählt. Eine erste Bilanz.

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