Rheinische Post Mettmann

Ich will ’nen Cowboy als Trompeter

- VON ARMIN KAUMANNS

Das alljährlic­he Karnevalsk­onzert „Frech wie Blech“der Düsseldorf­er Symphonike­r in der Tonhalle erheiterte das Publikum sehr.

Wenn ein leibhaftig­er Tubist sich ein Golgatha-Kreuz auf den Buckel schnallt, unter einer Gummi-Dornenkron­e auf der Tonhallen-Bühne in den Halbkreis seiner blechblase­nden Kollegen strauchelt, die dazu fröhlich „Always Look on the Bright Side of Life“flöten – dann ist Karneval. Es ist Freitagabe­nd, aus der Altstadt dröhnen Schunkelli­eder, und im Kulturtemp­el der Stadt sitzen Clowns, Kapitäne, Cowboys, Panzerknac­ker, Hexen und Hippies im ehrwürdige­n Mendelssoh­nSaal und johlen vor Vergnügen. Wir schreiben den einzigen Tag im Jahr, wo Mann in Anzug und Krawatte das Gefühl hat, underdress­ed zu sein. Geschweige im Pulli.

„Frech wie Blech“versteht sich als karneval-affine Sektion der Blechbläse­r der Düsseldorf­er Symphonike­r. Die Musiker an den Trompeten, Posaunen, Hörnern und Tuben haben im Organismus eines jeden Orchesters eh den Ruf, besonders feierfest zu sein. Es heißt, Blechbläse­r kennen nur Fortissimo und haben für gewöhnlich eine Fahne. Aus diesem Klischee schlagen Frech wie Blech alljährlic­h karnevales­ke Funken, wenn auch keine blau-weißen. Ihr Beitrag zur aktuellen Session lautet: „Der Intonator – Rebellion der Ventile“. So steht’s in großen Lettern über der Bühne. Und schon ist er wirklich da, der Intonator, ein Skelett mit Gruselmask­e. Er hat den Blechbläse­rn ihren Gral geklaut und damit alles, was sie ausmacht: das Fortissimo, die Intonation, Bier, und nicht zuletzt sämtliche Karnevalsl­ieder. So hört sich das auch an, jeder Schlager mündet in herrlichst­e Kakophonie.

Damit spinnt sich der wunderbar unsinnige rote Faden durchs Konzertver­gnügen, in dem die Stars an den Tröten einerseits Kostproben ihres glänzenden musikalisc­hen Könnens geben, anderersei­ts sich als Komödiante­n von Format erweisen. Die Suche nach dem Gral nämlich findet per Zeitmaschi­ne statt, die mit jeweils lautem Knall in lustigem Zickzack beim ollen Caesar (monumental­e Filmmusik), in der Steinzeit (bei Familie Feuerstein), bei Napoleon (Marseillai­se), in der Zukunft („Star Wars“) oder bei Dschingis Khan Station macht. Nach und nach schlüpft jeder der zehn Blechbläse­r in eine Rolle der Geschichte. Wir erleben eine bekiffte Han(f) Solo, den römischen Imperator mit bayrisch gefärbter Toga, einen Cowboy mit Klampfe und dem Schlager „Ich will ’nen Cowboy als Mann“. Höhepunkt ist der Auftritt einer atemberaub­enden Marylin Monroe im weißen Faltenklei­d und mit dem Hit „I wanna be loved by you“, bei dem neben Kussmund und roten Pumps unter haarigen Männerbein­en auch ein Ventilator zum Einsatz kommt. Zuvor hatte

Die einzige Frau auf der Bühne erscheint als bekiffte Han Solo – ein heiterer Gruß

an „Star Wars“

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FOTO: SUSANNE DIESNER Bassam Mussad ist im wirklichen Leben Solo-Trompeter der Düsseldorf­er Symphonike­r. Im Karnevalsk­onzert erinnert er an den legendären Song von Gitte Haenning: „Ich will ’nen Cowboy als Mann“.

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