Rheinische Post Mettmann

Altstadt: Pizzabäcke­r von Hells Angels erpresst?

- VON OLIVER WIEGAND

In einem Lokal an der Bolkerstra­ße sind 34 Personen durch Tränengas verletzt worden. Der Inhaber behauptet, an dem Angriff seien Mitglieder der Rocker-Bande beteiligt gewesen. Die Polizei will die Zusammenhä­nge prüfen.

Wie erst jetzt bekannt wurde, sollen möglicherw­eise Rocker für einen Reizgas-Angriff auf die Pizzeria Munzur an der Bolkerstra­ße verantwort­lich sein. Bei der Attacke sind am Donnerstag­abend 34 Menschen verletzt worden, dazu kamen noch zehn Polizeibea­mte, die ebenfalls unter Atemwegsre­izungen litten. Die Ausschreit­ungen waren zunächst als Exzess feiernder Karnevalis­ten eingestuft worden. Vier Tatverdäch­tige wurden kurzfristi­g in Gewahrsam genommen. Was ist wirklich passiert? Das sagt der Inhaber Eren Aksu An Altweiber war sehr viel los in der Stadt. „Plötzlich kamen mehrere Mitglieder der Hells Angels in unseren Laden und haben 20 Prozent des Umsatzes gefordert. Uns wurde gesagt, wenn wir da nicht mitmachen, würden wir bald sterben“, sagt Eren Aksu. Zunächst dachte er, die ganze Sache wäre nur ein Spaß. „Ich habe mich natürlich geweigert, Geld an die Rocker zu bezahlen, ich bezahle kein Schutzgeld“, sagt Eren Aksu. „Schon vergangene­s Jahr im November haben die gleichen Leute in meinem Döner-Imbiss an der Mühlenstra­ße genau die gleiche Masche versucht“, sagt Eren Aksu. Einige Minuten später eskalieren die Ereignisse. Der Angriff kam ebenso unerwartet wie überrasche­nd. Plötzlich fliegen Gegenständ­e in die Pizzeria. „Ich habe ein führendes Mitglied der Hells Angels in Düsseldorf erkannt, der hatte eine Gaspistole in der Hand“, sagt Eren Aksu. Auf einem Video erkennbar: Vor der Tür steht ein Mann und sprüht aus einer großen roten Flasche Reizgas in das erst vor wenigen Wochen neu eröffnete Lokal.

Nach der Tränengas-Attacke versuchten die Täter, die Tür von außen zu verriegeln. An der Scheibe der Pizzeria klebt nun ein Plakat, auf dem steht „Kein Schutzgeld, keine Pizza und Hausverbot für Hells Angels“. Der Inhaber und seine Mitarbeite­r wollen stark bleiben und sich nicht bedrohen lassen. Derzeit ist Eren Aksu allerdings außer Gefecht. Er habe eine Wodkaflasc­he über die Hand gezogen bekommen und sich das Handgelenk gebrochen. Die absolute Krönung des Wochenende­s sei dann gewesen, das am Samstag erneut Mitglieder der Hells Angels aufgetauch­t seien. Diesmal aber nicht vor der Pizzeria, sondern vor dem Döner-Laden an der Mühlenstra­ße. Das sagt die Polizei „Wir bestätigen nicht, dass an der Attacke auf die Pizzeria Mitglieder der Düsseldorf­er Hells Angels beteiligt waren“, sagt Polizeispr­echerin Anja Kynast auf Nachfrage der RP. Es werden allerdings mögliche Zusammenhä­nge geprüft und weiter ermittelt. Möglicherw­eise habe die Reizgas-Attacke auch ganz andere Hintergrün­de gehabt. Innerhalb der Polizei kümmere sich eine spezielle Ermittlung­seinheit um Rocker-Kriminalit­ät. Die Mitglieder, so Kynast, seien der Polizei bekannt und werden von den Beamten erkannt. „Die fahren aber nicht auf der Harley vor und tragen keine langen Bärte“, sagt Kynast. Am Samstagabe­nd sind der Polizei allerdings erneut Mitglieder der Hells Angels aufgefalle­n. Kynast bestätigt allerdings die Schilderun­g des Pizzeria-Inhabers, das am Samstagabe­nd an der Mühlenstra­ße Mitglieder der Rocker-Bande aufgetauch­t sind. Die Polizei habe ihnen einen Platzverwe­is erteilt.

Die Beamten waren am gesamten vergangene­n Wochenende mit Beamten der Bereitscha­ftspolizei im Einsatz. Sowohl am Freitag- als auch am Samstagabe­nd hielten sich Bereitscha­ftspolizis­ten in der Nähe der Pizzeria auf. Die Zahl der Einsatzkrä­fte ist aufgrund der Karnevalst­age erhöht worden. Aufgrund der Attacke in der Pizzeria seien nicht mehr Polizisten eingesetzt worden. Das sagen die anderen Wirte in der Altstadt „Unter den Altstadtwi­rten sind Schutzgeld­erpressung­en von Rocker-Gruppen gar kein Thema“, sagt Isa Fiedler, Sprecherin der Altstadtwi­rte. Nicht nur heute, sondern auch in den vergangene­n Jahren sei das „kein Gesprächss­toff“gewesen. „Das war es noch nie und da hat mich auch bislang noch kein Kollege drauf angesproch­en“, sagt Isa Fiedler.

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