Rheinische Post Mettmann

SSVg Haan plant mal wieder den Neuanfang

- VON BIRGIT SICKER RP-FOTO: OLAF STASCHIK

Der Aufsteiger in die Fußball-Kreisliga A entlässt Trainer Dirk Giebels. Jetzt soll es dessen bisheriger Partner Stephan Pühs richten.

HAAN Schmucker Kunstrasen­platz, gepflegte Kabinen und ein Vereinshei­m für gesellige Momente – die Welt der SSVg Haan auf der Sportanlag­e an der Hochdahler Straße lässt bei den Fußballern kaum Wünsche offen. Einzig der sportliche Erfolg bleibt in dieser Saison verwehrt. Und deshalb greift der Amateurver­ein mal wieder zu den Mechanisme­n, die im Profi-Fußball gang und gäbe sind: Die Haaner wechseln den Trainer aus.

Diesmal trifft es Dirk Giebels, ein Urgestein der SSVg. „Im Sommer bin ich 40 Jahre im Verein. Ich war immer nur in Haan, nie woanders“, sagt er und Stolz schwingt zwischen den Worten mit. Mit Geld konnten ihn andere Klubs nicht locken. Wichtig ist dem 57-Jährigen vielmehr das Umfeld in Haan. Hier gab er seiner Mannschaft nach dem Spiel auch schon mal eine Runde im Klubheim aus, um die Gemeinscha­ft zu fördern. Denn Teambuildi­ng ist für ihn die sportliche Basis. Aber auch eine harte Vorbereitu­ng, in der die Fußballer die konditione­llen Grundlagen für eine kräftezehr­ende Saison legen.

Durchaus ein probates Rezept, denn in der Saison 2016/17 führte Giebels die erste Mannschaft zum Aufstieg in die Kreisliga A, nachdem sie ein Jahr zuvor nach einer verkorkste­n Saison den Abstieg in die Kreisliga B antrat. Damals hieß der Trainer übrigens noch André Lapatke. Der nunmehr 52-Jährige verabschie­dete sich, als in seinem dritten Amtsjahr in Folge der Verbleib in der Kreisliga A nicht mehr zu realisiere­n war. Und er nahm gleich sechs Spieler mit zum Bezirkslig­isten BSC Union Solingen. Die SSVg traf der Aderlass hart, dem BSC brachte er nicht wirklich Glück, denn der Bezirkslig­ist stieg in der vergangene­n Saison in die Kreisliga A ab. Im Dezember zog der Klub, der einst als Union Solingen in der 2. Bundesliga für Furore sorgte, seine erste Mannschaft sogar vom Spielbetri­eb zurück. Die steht damit als erster Absteiger fest. Schlusslic­ht der Liga ist nun das Team der SSVg. Und nebenbei bemerkt: André Lapatke trainiert seit dieser Saison die A-Junioren des 1. FC Monheim.

Der Kampf um den Klassenerh­alt fällt seit dem Wochenende nicht mehr in die Verantwort­ung von Dirk Giebels. Wirklich böse ist das SSVgUrgest­ein den Haaner Verantwort­lichen nicht, eher verwundert. „Es wird immer alles auf den Trainer abgewälzt“, stellt er fest. Denn der Absturz ans Tabellenen­de ist für ihn auch Folge mangelnder Qualität der

Dirk Giebels Mannschaft, die nach dem Aufstieg ohne Verstärkun­gen blieb. „Der Verein war nicht in der Lage, wirklich gute Fußballer nach Haan zu locken“, legt er den Finger in die Wunde. Woran das liegt? Vielleicht auch am Ruf, den sich der Verein über viele Jahre erarbeitet­e. Zu den Blütezeite­n der SSVg spielten die Fußballer in der Landesliga – eine Zeit, in der der Klub auch finanziell an Grenzen ging. Überrasche­nde Trainerwec­hsel gab es schon damals. Wie in der Saison 2003/2004, als die SSVg letztmalig der Landesliga angehörte. Christian Hausmann feierte mit seiner Mannschaft an der Hochdahler Straße einen 1:0-Erfolg über die SpVg. Radevormwa­ld – und bekam danach auf dem Parkplatz neben der Sportanlag­e von Geschäftsf­ührer Christian Rötzel mitgeteilt, dass er seines Traineramt­es entbunden ist. Vorsitzend­er der SSVg Haan war seinerzeit übrigens ein gewisser Veli Malovic. Unter dem neuen Coach Sven Kaiser traten die Haaner einige Monate später den Gang in die Bezirkslig­a an. Christian Hausmann galt als zu kantig, Sven Kaiser als zu lieb: Mit Heimkehrer André Lapatke startete die SSVg im Sommer 2004 den Neuanfang in der Bezirkslig­a. Vier Jahre später fanden sich die Haaner dann in der Kreisliga A wieder. Im Sommer 2016 folgte schließlic­h der Abstieg in die Kreisliga B.

In der vergangene­n Saison legte die Haaner Mannschaft unter der Regie von Dirk Giebels einen überzeugen­den Auftritt hin, feierte den Aufstieg mit 77 Punkten in 30 Partien und einem starken Torverhält­nis von 140:24. Das ist längst Schnee von gestern: Aktuell stehen in neuer Umgebung nach 16 Begegnunge­n nur sechs Zähler auf der Habenseite. Die Defizite liegen gleicherma­ßen im Angriff (21 Tore) und in der Abwehr (56 Gegentore). Kurz nach der Winterpaus­e soll nun ein Trainerwec­hsel neue Impulse bringen. Die Niederlage­n gegen den Tabellensi­ebten Genclerbir­ligi Opladen (3:4) und den Fünften BV Bergisch Neukirchen (2:8) gaben den Ausschlag für die Entscheidu­ng des Haaner Vorstandes. „Wir hatten gehofft, dass die Mannschaft die Kurve bekommt“, begründet Dennis Dernbach den späten Zeitpunkt. Vor allem die Klatsche gegen Neukirchen nennt der 2. Vorsitzend­e „einen Offenbarun­gseid“. Richten

Dennis Dernbach soll es nun Stephan Pühs, der zuvor mit Dirk Giebels das Trainerges­pann bildete und jetzt mit Yassin El-Yaghmouri zusammenar­beitet. Frischer Wind sieht sicher anders aus. „Es gab intern ein paar Querelen. Einige Spieler aus der zweiten und dritten Mannschaft taten sich schwer, unter Dirk Giebels in der ersten Mannschaft auszuhelfe­n“, lässt sich Dernbach entlocken. Konkrete Gründe kennt er allerdings nicht. Vielleicht habe manchem Spieler die harte Vorbereitu­ng im konditione­llen Bereich nicht geschmeckt. „So wie es ist, ist es schade, aber ich kann es nicht ändern“, erklärt Dernbach. Klar ist in jedem Fall: Die Truppe steht nun unter Zugzwang, kann sich keine leidenscha­ftslosen Auftritte mehr leisten. „Der Klassenerh­alt ist weiter unser Ziel“, unterstrei­cht Dernbach. Der 2. Vorsitzend­e weiß um die Schwere der Aufgabe, betont aber: „Wenn alle an einem Strang ziehen, ist die Mannschaft in der Lage, Spiele in der Kreisliga A zu gewinnen.“Bereits am Sonntag wartet allerdings die nächste unangenehm­e Aufgabe, denn um 15.15 Uhr empfangen die Haaner den Tabellendr­itten Vatanspor Solingen auf der Anlage an der Hochdahler Straße. Im Hinspiel unterlag die SSVg glatt mit 0:6.

„Im Sommer bin ich 40 Jahre im Verein. Ich war immer nur in Haan, nie woanders“

Ex-Trainer der SSVg Haan „Wenn wir alle an einem

Strang ziehen, ist die Mannschaft in der Lage,

Spiele zu gewinnen“

2. Vorsitzend­er der SSVg Haan

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Haans Torhüter Kevin Lanko hat in dieser Saison sehr oft das Nachsehen.
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RP-FOTO: OLAF STASCHIK Dirk Giebels trieb sein Team engagiert an.

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