Rheinische Post Mettmann

Rheinbahn warnt vor ÖPNV ohne Ticket

- VON ARNE LIEB UND LAURA KURZ

Die öffentlich­e Hand müsste mindestens 240 Millionen Euro aufbringen, damit die Düsseldorf­er ohne Fahrschein fahren können. Die Rheinbahn lehnt die Idee ab: Sie sieht sich für einen plötzliche­n Passagier-Ansturm nicht gerüstet.

Die Rheinbahn warnt vor den Folgen eines kostenlos nutzbaren Nahverkehr­s, wie ihn die Bundesregi­erung im Kampf gegen die Luftversch­mutzung erwägt. Das städtische Verkehrsun­ternehmen sieht sich nicht gerüstet für den sprunghaft­en Anstieg von Fahrgästen, der zu erwarten wäre. „Wir sind zu den Spitzenzei­ten im Berufsverk­ehr heute schon am Anschlag“, warnt Sprecher Georg Schumacher. So fahre etwa durch den U-Bahn-Tunnel am Hauptbahnh­of zu Messezeite­n alle drei Minuten eine Bahn, eine noch dichtere Taktung sei nicht möglich. Es müsse zunächst massiv in die Infrastruk­tur investiert werden.

Zudem warnt die Rheinbahn vor den finanziell­en Folgen. Der Bund müsste mehr als 240 Millionen Euro pro Jahr allein für Düsseldorf zuschießen, um den Wegfall der Ticket-Erlöse auszugleic­hen. Dazu kämen Mehrkosten, wenn die Zahl der Fahrgäste steigt – was der Sinn des Vorstoßes ist. Schumacher befürchtet, dass die Verkehrsun­ternehmen noch abhängiger von der Politik werden. „Bei einer schlechten Haushaltsl­age drohen dann Kürzungen.“Rund 80 Prozent ihres Budgets erwirtscha­ftet die Rheinbahn bislang durch die Tickets, den Rest übernehmen Düsseldorf und die umliegende­n Kommunen.

Auch Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) ist skeptisch. „Es hat sicherlich Vorteile, aber die operative Umsetzung würde dauern und erfordert hohe Investitio­nen“, sagt er. „Ich glaube, mindestens so wichtig wie der Preis sind Qualität und Service.“Der Vorsitzend­e des städtische­n Umweltauss­chusses, Philipp Tacer (SPD), sagt hingegen, er unterstütz­e die Idee, sofern es eine „solide Finanzieru­ng“gebe. Man müsse Barrieren zur Nutzung des ÖPNV abbauen. Auch Andreas Hartnigk (CDU) fände zumindest ein Pilotproje­kt nicht falsch, auch wenn er viele praktische Hürden sieht. Norbert Czerwinski (Grüne) spricht hingegen von einer „Nebelkerze für die EU-Kommission“.

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