Rheinische Post Mettmann

200.000 Fahrgäste nutzen den Erkrather Bürgerbus

- VON DIRK NEUBAUER

Das Projekt ist ein Erfolgsmod­ell. Von aktuell 20 ehrenamtli­chen Fahrern sind 12 von Anfang an dabei. Feierstund­e an der Haltestell­e.

ERKRATH Waltraut Gerrits (78), Heinz Oberkinkha­us (81) und Eleonore Primus (61) bekamen gestern in der Nähe des Bouleplatz­es in AltErkrath etwas, das es eigentlich gar nicht gibt: eine Monatskart­e für den Bürgerbus. Sie garantiert ihnen das freie Fahren im gesamten März. Normalerwe­ise muss jede Fahrt einzeln bezahlt werden. Doch bei diesen Dreien handelte es sich um die Fahrgäste mit den Nummern 199.999, 200.000 und 200.001.

Die kleine Feierstund­e zu ihren Ehren an der Endhaltest­elle lockte eine Menge der ehrenamtli­ch aktiven Menschen an, die den Bürgerbus seit nunmehr siebeneinh­alb Jahren am Rollen halten. Der Vorsitzend­e des Bürgerbusv­ereins, Wolfgang Peter, wies in einer kleinen Ansprache darauf hin, dass in all den Jahren jede Fahrerin und jeder Fahrer jederzeit den Dienst angetreten hat. Es gab keine Ausfälle. Da wurde Tim Bäuken ganz neidisch. Der Leiter der Rheinbahn-Verkehrspl­anung sagte: „Das hätten wir bei er Rheinbahn auch gerne.“Als Goliath und offiziell Verantwort­licher für die Betriebsle­itung gratuliert­e er zum Jubiläum des Bürgerbuss­es.

Als es Mitte des vergangene­n Jahrzehnts um die Einrichtun­g dieser ganz besonderen Buslinie in Erkrath ging, tat sich das Nahverkehr­sunternehm­en schwer mit dem Wunsch, Bürger ans Bus-Steuer zu lassen. „Die Stadt Erkrath und die Rheinbahn prüften damals mehr als vier Jahre lang, ob die Linie eingericht­et werden kann“, erinnert sich Wolfgang Peter. Beamte und ÖPNVProfis hatten nicht mit der Hartnäckig­keit der Bürgerbus-Initiatore­n gerechnet.

Als die Lizenz zum Kreisen endlich vorlag, wurde der Erkrather Bürgerbus vom Start weg eine Erfolgsges­chichte. „Das liegt zum einen daran, dass wir drei Erkrather Viertel bedienen, in denen es keine Geschäfte mehr gibt“, analysiert Bürgerbus-Vorsitzend­er Wolfgang Peters. Rund um das Kalkumer Feld, rund um die Schinkelst­raße und im Quartier am Nordbahnho­f wären vor allem ältere Menschen ohne den Bürgerbus aufgeschmi­ssen. „Zu jedem Arztbesuch und jedem Einkauf mit dem Taxi fahren zu müssen – das können sich die meisten Rentner nicht leisten“, sagt Peter. Der Bürgerbus half vielen regelmäßig­en Nutzern, in ihrer angestammt­en Umgebung wohnen bleiben zu können. Und als die CDU-Bundestags­abgeordnet­e Michaela Noll vor einiger Zeit mal mit dem Bürgerbus in Erkrath mitfuhr, rief sie nach zehn Minuten: „Man hat hier den Eindruck: Sie sind eine große Familie.“Das stimmt: Viele Fahrer wissen ganz genau, wer wo

„Wir bedienen drei Erkrather Viertel, in denen es keine Geschäfte mehr gibt“

Wolfgang Peter, Vorsitzend­er aus- oder einsteigen sollte. „Als neulich eine ältere Dame nicht an der Haltestell­e erschien, habe ich mir gleich Sorgen gemacht“, berichtete gestern bei der Feierstund­e ein Fahrer.

Der Preis für eine Fahrt ist übrigens in all den Jahren unveränder­t geblieben: Das Ticket kostet 1,50 Euro. Mittlerwei­le ist das zweite Fahrzeug am Start. Der alte Bus hatte mittlerwei­le rund 300.000 Kilometer auf dem Tacho.

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RP-FOTO: DIETRICH JANICKI Waltraud Gerrits, Heinz Oberkinkha­us und Eleonore Primus (v.l.) sind die Jubiläumsf­ahrgäste im Erkrather Bürgerbus.

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