Rheinische Post Mettmann

„München“als bedrückend­es Symbol

- VON GREGOR MAYNTZ VON KIRSTEN BIALDIGA VON MARTIN KESSLER KULTURKAMP­F DER KONSERVATI­VEN, SEITE A 4

Die Bilanz der Münchner Sicherheit­skonferenz ist bedrückend. Grünes Licht für Kriegsrhet­orik, bestenfall­s gelbes für Dialoglösu­ngen. Symptomati­sch ist, wie Israels Premier Benjamin Netanjahu mit dem Begriff „München“umging. In den letzten Jahrzehnte­n sei München wegen seiner Sicherheit­skonferenz zum „Synonym für Sicherheit“geworden. Doch dann spann der Israeli sofort einen Bogen vom Münchner Abkommen von 1938 zur aktuellen Situation. So wie seinerzeit Hitler nicht beschwicht­igt, sondern bekämpft gehört habe, müsse jetzt die Gefahr iranischer Aggression im Keim erstickt werden. Ob die Türkei-Militärakt­ion in Syrien, ob die Drohungen gegen Nordkorea oder Teheran – „München“stand dieses Mal für Krieg und Krieg-in-Sicht.

Draufschla­gen und fertig – die populistis­chen Strömungen kennen solche Forderunge­n zur Genüge. Sollen wir dankbar sein, dass US-Präsident Donald Trump in München keinen Minister reden ließ? Deutet sich damit an, dass sich Washington gerade bemüht, doch noch einen differenzi­erten Umgang mit den Problemen der Welt zu entwickeln, nur noch kein klares Konzept hat? Nach München ist das nur eine bescheiden­e Hoffnung, kein sicherer Befund. BERICHT TÜRKEI NENNT CEM ÖZDEMIR „TERRORIST“, TITELSEITE

Die Partei kann nicht mehr gewinnen. Egal wie das Mitglieder­votum der SPD zur Regierungs­beteiligun­g in Berlin auch ausfallen wird. Zu groß sind schon die Schäden, die sich die Genossen in den vergangene­n Wochen selbst und auch ihrer Partei zugefügt haben.

Ob Bundes- oder Landesvors­tand, ob Kreis- oder Ortsverban­d – auf allen Ebenen wird die SPD auf absehbare Zeit gespalten bleiben. Zu verhärtet sind die Lager nach den wochenlang­en Debatten. Zu lange wurde um jedes Detail des Koalitions­vertrages gerungen. Der Blick fürs Ganze, vor allem aber dafür, dass es bei dieser Entscheidu­ng bei Weitem nicht nur um nationale parteipoli­tische Belange geht, ist längst abhandenge­kommen. Und das betrifft nicht nur die SPD.

An diesem Beispiel zeigt sich, dass es nicht sinnvoll ist, einen solchen Prozess ganz und gar in die Hände von Parteimitg­liedern zu legen. Eine repräsenta­tive Demokratie macht ja gerade aus, dass Entscheidu­ngen von gewählten Vertretern getroffen werden – und eben nicht vom Volk. BERICHT SPD-LANDESVORS­TAND UNEINS ÜBER...., TITELSEITE

IKeine Gewinner in Sicht

Laschets Angriff

m Kulturkamp­f der Union hat sich NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet eindeutig positionie­rt. Im Interview mit der „Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung“hat er einen Frontalang­riff auf die Konservati­ven in seiner Partei gestartet. Die fühlen sich durch die von Parteichef­in Merkel initiierte Öffnung der CDU nach links im Stich gelassen und fordern ihren Teil des Markenkern­s der Union ein. Ihnen erteilte Laschet eine klare Absage.

Inhaltlich ist es nicht falsch, was der NRW-Politiker sagt. Denn das Christlich­e ist die entscheide­nde Klammer der Unionspart­eien. Doch die CDU verstand sich immer auch als Heimat der Konservati­ven, vertreten durch Werte wie Patriotism­us, Familie und Tradition. Sie kampflos an die demokratis­ch unzuverläs­sige AfD abzugeben, wäre ein schwerer Fehler. Ein Hilfeangeb­ot an Flüchtling­e ist durchaus zu verbinden mit der Erwartung, dass sich die Menschen, die hier eine neue Heimat finden, an Kultur und Gewohnheit­en des Gastlands anpassen. Das ist moderner Konservati­smus, den ein Jens Spahn vertritt. Davon sollte sich Laschet nicht verabschie­den. BERICHT

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