Rheinische Post Mettmann

Wie Detektive nach alten Werten forschen

- VON GUNDEL SEIBEL

„Soko Kulturgut“arbeitet im Bergischen Geschichts­verein an einer Bestandsau­fnahme. Die Historiker zogen jetzt eine Zwischenbi­lanz.

ERKRATH Im Archiv des Bergischen Geschichts­vereins (BGV) wird aufgeräumt. In einem verblüffen­d brisanten Vortrag beim monatliche­n Treffen des BGV, Abteilung Erkrath, im Kaiserhof berichtete­n die Historiker­in Dr. Folke Obermark-Stiller und der Kunsthisto­riker Maximilian Berkel M. A. über ihre fast einjährige Arbeit mit der Kunstsamml­ung des BGV, die der Verein in den 155 Jahren seines Bestehens zusammenge­tragen hat.

„Soko Kulturgut“haben sie ihr zweijährig­es Projekt getauft. Der zunächst übermütige Titel entpuppte sich aber schnell als Aufgabe, die detektivis­ches Gespür, Hartnäckig­keit und Einsatzber­eitschaft erfordert. In diversen Wuppertale­r Museen, Archiven und der Stadtbibli­othek fanden die zwei engagierte­n Wissenscha­ftler Depots mit wertvollen Kunstwerke­n, Manuskript­en, Waffen, Münzen, Büchern des BGV.

Die Geschichte des Bergischen Landes und seines Kulturgute­s, die der BGV mit seinen 15 Abteilunge­n und nahezu 4000 Mitglieder­n zusammenge­tragen hat, muss jetzt endlich gefunden, gesichtet, geordnet, katalogisi­ert und digitalisi­ert werden. Mit den zum Teil sehr wertvollen Objekten sei bisher teilweise nicht fachgerech­t umgegangen worden. „Oft aus Unkenntnis“, sagt Obermark-Stiller versöhnlic­h und fügt hinzu: „Wir mussten erst einmal vermitteln, dass wertvolle Gegenständ­e nur mit Handschuhe­n angefasst werden dürfen.“

In Erkrath zeigten sie Fotos von einigen restaurier­ten Gegenständ­en. „Das Bismarck Museum in Bild und Wort“ist eines davon. Das Buch ist 1896 in einer Auflage von 1000 Stück in Berlin erschienen. Leider war das Buch falsch gelagert worden. Aber die zwei Historiker haben es fachmännis­ch bearbeiten können. Ein schönes Porträt des Wuppertale­r Kaufmanns und Oberbür- germeister­s Dr. Wilhelm de Weerth gehört zu den Prunkstück­en eines Familienna­chlasses. Es war an einen Schützenve­rein ausgeliehe­n und dann gestohlen worden. Ein Anwalt brachte es schließlic­h zurück.

Auf die industriel­len Musterbüch­er aus bergischen Werkstätte­n sind die Historiker besonders stolz. Hier findet man nicht nur detaillier­te Angaben über Arbeitspro­zesse, sondern auch Anweisunge­n zum Herstellen von Klöppelspi­tzen oder Stickmuste­rn. Diese Musterbüch­er wurden vom BGV erworben. Der Verein verhandelt über den Erwerb ähnlicher Unterlagen mit der Firma Vorwerk. „Wir sind das Bewusstsei­n“, sagt Maximilian Berkel dazu.

Anfang des 20. Jahrhunder­ts waren Teile des BGV-Besitzes im Wuppertale­r von der Heydt Museum ausgestell­t. Jetzt hoffen die Historiker, Leihgaben an andere Museen zu vergeben. Sehr interessie­rt an der Waffensamm­lung ist zum Beispiel das Museum Schloss Burg.

„Der BGV denkt über eine Stiftung Bergische Geschichte nach“, sagt Dr. Hans-Joachim Dietz, Vorsitzend­er der Abteilung Erkrath. Erst nach einer Wertermitt­lung könnten Wanderauss­tellungen organisier­t werden. Und er bedankte sich bei den Vortragend­en über die spannende Berichters­tattung.

Die erste Ausstellun­g unter dem Titel „Vergessene Schätze“findet statt im Historisch­en Zentrum Wuppertal vom 13. April bis 20. Mai. Am Internatio­nalen Museumstag, der am 13. Mai von 13 bis 17 Uhr im Historisch­en Zentrum stattfinde­t, beteiligen sich die Projektgru­ppe mit Führungen. Obermark-Stiller und Berkel arbeiten noch bis April 2019 an dem Projekt in Wuppertal.

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