Rocker-Razzia in der Altstadt – Amt macht Pizzeria dicht
Das Lokal, das vorige Woche wegen angeblicher Schutzgeld-Erpressung von sich reden machte, wies „erhebliche“Mängel auf.
(sg) Eine Woche nach den Schlagzeilen um angebliche Schutzgeldforderungen der Hells Angels hat die Polizei am Samstagabend auf der Bolkerstraße Gäste und Lokale kontrolliert. Mehr als 100 Beamte waren im Einsatz, offensichtlich wollte das Präsidium deutlich zeigen, wer in der Altstadt das Sagen hat.
Türsteher einschlägig bekannter Lokale wurden überprüft, auch Besucher mussten ihre Ausweise zeigen und die Wirte ihre Papiere vorlegen. Das Ordnungsamt war mit von der Partie, und mit dem, was die Mitarbeiter in einer Pizzeria vorfanden, offensichtlich nicht zufrieden: Das Lokal wurde sofort geschlossen. Wegen „erheblicher gewerberechtlicher Verstöße“heißt es in der offiziellen Mitteilung, nach Informationen unserer Redaktion soll es aber nicht nur um Papiere, sondern vor allem auch um Hygiene gegangen sein – nur dann wird ein Lokal sofort dicht gemacht.
Der Betreiber hat jetzt eine Frist, in der er den Laden wieder auf Vordermann bringen und fehlende Dokumente vorlegen kann. Er hatte vor einer Woche behauptet, Hells Angels hätten in der Altweiber-Nacht Reizgas in sein Lokal gesprüht. Den Angriff, bei dem 34 Menschen, darunter auch die herbeigerufenen Polizisten, verletzt worden waren, hat es wohl wirklich gegeben. Allerdings sollen ihm Provokationen des Pizzabetreibers vorausgegangen sein. Mit den Hells Angels habe der Fall nichts zu tun, versicherte deren Anwalt unserer Redaktion. Er vertritt auch einen den Rockern nahestehenden Gastronomen, der im Dezember seinen Hells-Angels- Club „D-City“aufgelöst hat und auf den Pizzeria-Wirt nicht gut zu sprechen ist. Beide waren nach dem Reizgas-Vorfall kurzzeitig in Polizeigewahrsam. In der Folge sollen sich mehrfach Männer aus dem Umfeld der Rocker vor der Pizzeria postiert haben, deren Betreiber medienwirksam den „Hells Angels Türkei/ Duisburg“Hausverbot erteilt hatte.
Die Polizei kontrollierte am Samstagabend 47 Männer aus beiden Lagern. Einer wurde wegen eines unklaren Aufenthaltsstatus vorläufig festgenommen, drei Gegenstände beschlagnahmt, die nach dem Waffenrecht nicht mitgeführt werden dürfen. 21 Ordnungswidrigkeiten und zwei nicht näher benannte Straftaten hat die Polizei angezeigt, zwei Männer fürs Wochenende der Altstadt verwiesen. Die Auswertung der Kontrollergebnisse sei noch nicht abgeschlossen, heißt es. Und es soll auch nicht die letzte Aktion dieser Art gewesen sein. Die Polizei will damit ein Signal an die streitenden Gruppierungen setzen: „Die Altstadt ist kein rechtsfreier Raum“, sagte ein Polizeisprecher.