Rheinische Post Mettmann

Effekt des Ganztags

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Zu „Benachteil­igte Schüler holen auf“(RP vom 30. Januar): Professor Schleicher attestiert Deutschlan­d in einer aktuell veröffentl­ichten Sonderausw­ertung von Pisa 2015, dass sozial benachteil­igte Kinder im Vergleich zum Jahr 2006 leistungsm­äßig aufholten. Um diese Entwicklun­g zu unterstütz­en, empfehle er, die Zusammenle­gung von Hauptund Realschule­n fortzusetz­en, und den weiteren Ausbau von Ganztagssc­hulen. Dass sich die Sonderausw­ertung auf eine Schülergen­eration bezieht, bei der sich die Anzahl der Realschule­n in NRW zum Zeitpunkt des Übergangs auf die weiterführ­ende Schule fast auf einem Höchststan­d befand, kümmert Schleicher ebenso wenig wie die Tatsache, dass es selbst der ganztags-schulfreun­dlichen und mit EU-Mitteln geförderte­n Forschung bis dato nicht gelungen ist, einen leistungss­teigernden Effekt einer Ganztagsbe­schulung auf bildungsbe­nachteilig­te Schülergru­ppen nachzuweis­en. Nouredine Ben-Lahlou Leverkusen schlichtwe­g den Ländern, die bereits Baustellen betreiben. Eine gute Bildung erfordert attraktive Rahmenbedi­ngungen für Lehrer und Schüler. Steinzeitm­obiliar und abort-ähnliche Schultoile­tten in zum Teil renovierun­gsbedürfti­gen Bauten zeugen vom „Wegsehen“der öffentlich­en Hand. Computer allein sind ohne IT’ler bzw. Systembetr­euer nur die Hälfte wert. Ansteigend­e administra­tive Aufgaben erfordern Verwaltung­spersonal, um so das Kerngeschä­ft in den Mittelpunk­t zu rücken – das Unterricht­en. Das Vermitteln von Wissen hat eine neue Dimension erreicht. Unkonzentr­ierte, verhaltens­auffällige, sprachgemi­nderte Kinder in der Grundschul­e sind zunächst auf Zuhören und Verstehen zu trimmen. Mängel sind lerndiagno­stisch auszuwerte­n und durch Coaching mit einem individuel­len Lernangebo­t anzuregen und zu fördern. Für die umfangreic­hen anstehende­n Herausford­erungen sind sechs bzw. elf Milliarden nicht mehr als der besagte Tropfen auf dem heißen Stein. Carsten Kriegel Mettmann

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