Warum Christen den Papst brauchen
Vor fünf Jahren hat ein Papst durch eine menschliche Geste etwas Gewaltiges getan. Papst Benedikt XVI trat von seinem Amt zurück. Und sein Nachfolger Franziskus geht den Weg der Reformen entschieden weiter. Zwei Päpste, die eine alte Frage neu anstoßen: Braucht es das Papsttum? Oder im Blick auf die fortschreitende Ökumene: Braucht die Christenheit einen Papst?
Das Amt des Papstes ist das Ergebnis einer langen Entwicklung. Ein Weg der bei Jesus beginnt. „Ich aber sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“(vgl. Mt 16, 18) Jesus ist das Zentrum des christlichen Glaubens. Nicht irgendwelche Dogmen oder Lehrsätze, sondern Christus als lebendige Person. Die Liebe Gottes zeigt sich am tiefsten darin, dass Jesus, der Sohn Gottes, Mensch geworden ist (= Inkarnation).Daher trägt der christliche Glaube in allem diese Prägung der Menschlichkeit, des „Person-Seins“. Doch wie wird dieses „Personen-Prinzip“in der Kirche deutlich? Jesus hat selbst nie etwas dazu aufgeschrieben. Aber er hat Menschen – die Apostel – eingesetzt, damit sie Zeichen für diese Menschlichkeit des Glaubens sind. Sie handelten in Jesu Namen und für seine Person, damit durch konkreten Personen die bleibende Gegenwart Jesu in der Kirche erkennbar wird. Dass Jesus bis heute Menschen als seine Stellvertreter beruft, macht das „Personen-Prinzip“in der Kirche deutlich.
So tut ein Papst seinen Dienst im Auftrag Jesu für die Menschen. Es soll durch die Person des Papstes handgreiflich spürbar werden, dass keine Theorie und kein Gedankenkonstrukt an oberster Stelle stehen, sondern Jesus Christus als Person.
Das Papsttum bleibt – wie alles in der Kirche – eine zwiespältige Sache. Denn es sind und bleiben Menschen, die dieses Amt übernehmen. Aber Christus wusste, worauf er sich einlässt. Ein „modernes Papsttum“wäre ein Amt, dass sich auf den Ursprung zurückbesinnt. Die Entwicklung des Papsttums muss und wird also weitergehen. Vielleicht wird es einmal für alle Christen ein Zeichen der Menschlichkeit Gottes sein, ein Geschenk, wie es Jesus wollte.
„Dieses Amt
ist das Ergebnis einer langen Entwicklung“
PASTOR SEBASTIAN HANNIG KATHOLISCHE KIRCHE METTMANN