Rheinische Post Mettmann

Der Korea-Coup

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Donald Trump will sich mit Kim Jong Un treffen.

Die Ankündigun­g weckt Hoffnungen, ist aber hochriskan­t. Geht die Sache schief, droht Krieg.

tators zu schütteln, der sein hungerndes Volk versklavt und die USA sowie deren Verbündete regelmäßig mit der totalen Vernichtun­g bedroht, das schien aus Washington­er Sicht völlig unmöglich. Das galt allerdings, wie so vieles in der amerikanis­chen Politik, vor Trump.

Schon hat der Streit darüber begonnen, wer da nun über wen triumphier­t hat. Hat Trump mit seinen militärisc­hen Drohungen und den immer weiter verschärft­en Sanktionen gegen Nordkorea das letzte stalinisti­sche Regime der Welt in die Knie gezwungen? Oder hat der Diktator in Pjöngjang mit seiner Atomrüstun­g dafür gesorgt, dass ihn nun der USPräsiden­t hofiert? Die Antwort darauf könnte der Welt freilich herzlich egal sein, wenn am Ende tatsächlic­h eine dauerhafte Entspannun­g der Lage in Korea gelingen sollte. Es wäre eine historisch­e Leistung.

Man darf vermuten, dass der Mann im Weißen Haus, der sich so gerne als zupackende­r Macher präsentier­t, der Versuchung einfach nicht widerstehe­n konnte, einen Durchbruch zu schaffen, wo vier seiner Vorgänger gescheiter­t sind. Trump sieht sich als ausgebufft­er Verhandler, und es wäre unbestreit­bar ein gewaltiger Erfolg für ihn, wenn er eine völlige Einstellun­g des nordkorean­ischen Atomprogra­mms erreichen sollte. Denn genau dies ist das erklärte Ziel der USA: ein atomwaffen­freies Korea.

Nur wird es dazu nicht kommen. Kim mag zu vielen Zugeständn­issen bereit sein, um die Isolierung seines Landes zu durchbrech­en und eine Aufhebung der Sanktionen zu erreichen. Aber die Bombe dient der Überlebens­sicherung des Regimes. Kim wird sie nicht wieder herausrück­en – nicht einmal gegen US-Sicherheit­sgarantien, die jetzt in Rede stehen. In Wirklichke­it ist es selbst unter Trump unvorstell­bar, dass sich Amerika für die Existenzsi­cherung einer derart finsteren Diktatur verbürgt.

Denkbar wäre es freilich, das KimRegime über den Abschluss eines multilater­alen Nichtangri­ffspakts wenigstens einzuhegen. Denn viele Staaten in der Region haben inzwischen vor der militärisc­hen Expansion Chinas mindestens ebenso viel Angst wie vor den Drohgebärd­en aus Pjöngjang. Der Preis wäre freilich die faktische Anerkennun­g Nordkoreas als Atommacht. Und der Weg zu einem solchen Deeskalati­onsabkomme­n wäre lang.

Sollte Trump dagegen mit der Erwartung eines schnellen Triumphs in das Treffen mit Kim gehen, ist die Enttäuschu­ng programmie­rt. Das macht dieses Treffen so gefährlich. Kim könnte sich bei einem Scheitern damit trösten, dass sich sein Poker mit den Atombomben wenigstens diplomatis­ch gelohnt hat. Trump jedoch könnte daraus den Schluss ziehen, nur noch militärisc­he Optionen zu haben. Die Folgen mag man sich nicht ausmalen.

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