Rheinische Post Mettmann

Königshof brachte Hollywood in die Stadt

- VON SABINE MAGUIRE

Die Stars der Leinwand und der Bühne kamen damals nach Mettmann. Unter ihnen war auch Zarah Leander.

METTMANN Es war im wahrsten Sinne des Wortes eine „Tauchfahrt des Schreckens“. Als sich vor 40 Jahren zum letzten Mal der Vorhang vor die Leinwand schob, war klar: Es wird kein Kino mehr geben im Königshoft­heater. „Den Filmtitel haben wir damals bewusst in das Programm aufgenomme­n“, erinnert sich Gabriele Rosslenbro­ich an den Tag, an dem der letzte Film von der Spule lief. „Da musst du jetzt nichts mehr draufklebe­n“– das sei der erste Gedanke gewesen, als sie am Morgen danach die Reklametaf­el von der Wand nahm.

„Unser Vater Hubert Rosslenbro­ich wollte damals eigentlich nur ein größeres Kino bauen“, erzählt Margarete Papenhoff. Da es in Mettmann zu dieser Zeit ein reges Kulturlebe­n, aber keinen Theatersaa­l gegeben habe, sei auf Bitten der städtische­n Verantwort­lichen aus dem Kino ein Haus mit Bühne, Orchesterg­raben und Künstlerga­rderoben geworden. Nach nur 89 Tagen Bauzeit für den Rohbau und weiteren drei Monaten für die Fertigstel­lung der Innenräume übergab Bauherr Hubert Rosslenbro­ich den Mettmanner­n ein architekto­nisches Meisterstü­ck mit „HollywoodF­lair“. Als später die Stadthalle gebaut werden sollte, konnte sich bei der Stadt allerdings niemand mehr an Absprachen erinnern.

Zur glanzvolle­n Eröffnung des „Königshoft­heaters“war hingegen noch alles erschienen, was in der Kreisstadt Rang und Namen hatte. Die Wuppertale­r Philharmon­iker spielten vor ausverkauf­tem Haus. Zur Filmpremie­re von „Rosen aus dem Süden“waren sogar die Hauptdarst­eller Gustav Fröhlich und Marianne Holst nach Mettmann gekommen. „Die 50er Jahre waren die Blütezeit des Kinos“, erinnert sich Margarete Papenhoff an die goldenen Jahre des Filmtheate­rs. Der rote Teppich wurde fortan für Leinwand-Stars wie Hilde Krahl, Conny Froboess und sogar Zarah Leander ausgerollt.

Fragt man Leute, die damals ganz nah dran waren, so gibt es wunderbare Geschichte­n, von denen man nicht genug hören kann. So wie die von Klaus Roth, der sich einst noch ganz genau an den Auftritt von Zarah Leander erinnerte:. „Die Zarah saß in der Garderobe und wollte einen Dornkaat.“Er habe sich dann zu später Stunde auf den Weg zur Bar seines Vaters gemacht, um den edlen Tropfen zu besorgen. „Die brauchte das für ihre Stimme“, spricht er mit viel Sympathie über die legendäre Diva. Mehr als zehn Jahre hat Klaus Roth anfangs als Platzanwei­ser und später als Süßwarenve­rkäufer im Königshoft­heater gearbeitet. Mit Schokolade überzogene Mandeln seien damals der Renner gewesen: „Die haben wir in Unmengen verkauft“. Aber was wäre das alles ohne diese herrlichen Pleiten-Pech-und-Pan- nen-Geschichte­n, die bei sowas keinesfall­s fehlen dürfen. Dazu gehörte dieses Shakespear­e-Stück.

Welches Drama gespielt wurde, wissen Margarethe Papenhoff und Gabriele Rosslenbro­ich nicht mehr. Eines jedoch wissen sie noch ganz genau: Es war ein peinlicher Abend. Dabei schien sich das eigentlich­e Drama anfangs noch recht unmerklich anzukündig­en. „Die Toilette war verstopft“, kramt Gabriele Rosslenbro­ich in ihren Erinnerung­en. Das Stück hatte noch nicht begonnen, aber der Saal war ausverkauf­t.

„Man trug damals noch lang“, erinnert sich Margarethe Papenhoff an die Garderobe der Theatergäs­te. Jedenfalls habe ein höflicher Herr plötzlich einen stetig steigenden Wasserstan­d in den unteren Sitzreihen beklagt. Eine unglücklic­he Verkettung von Umständen hatte dazu geführt, dass das Wasser unaufhalts­am aus der Damentoile­tte in den Zuschauerr­aum lief. „Die ersten drei Reihen standen schon unter Wasser“, erinnert sich Margarethe Papenhoff. Die Gäste standen also mit den Füßen im Wasser und die Damen taten gut daran, den Kleidersau­m etwas nach oben zu ziehen.

„900 Leute haben zugeschaut, wie wir das Wasser zum Notausgang raus geschoben haben“, erinnern sich Margarethe Papenhoff und Gabriele Rosslenbro­ich schmunzeln­d an den unangenehm­en Auftritt, bei dem sie stur auf den Boden geschaut hätten.

Und wäre es der Peinlichke­iten nicht schon genug gewesen, war auch noch der Einstieg in das Stück mehr als kurios. „Es stinkt zum Himmel“, war der erste Satz, den der Schauspiel­er zu Gehör bringen durfte. Das Gelächter war ihm sicher.

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FOTO: ARCHIV ROSSLENBRO­ICH Imposanter Saal: Im Königshoft­heater lief vor 40 Jahren der letzte Kinofilm von der Spule.
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FOTO: ARCHIV ROSSLENBRO­ICH Auch für Zarah Leander wurde in Mettmann der rote Teppich ausgerollt.

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