Rheinische Post Mettmann

Russland auf dem Weg zum Schurkenst­aat

- VON MATTHIAS BEERMANN VON KIRSTEN BIALDIGA „DEN DRECK UND DIE ARMUT SIEHT ER NICHT“, SEITE A 3 VON FRANK HERRMANN TRUMPS NÄCHSTES OPFER, SEITE A 7

Der letzte Beweis dafür, dass Russland – ob nun offizielle Stellen oder einzelne Akteure – in den Giftanschl­ag auf britischem Boden verwickelt sind, wird nur schwer zu erbringen sein. Aber die Indizien scheinen erdrückend. Und der Verdächtig­e hat ein langes Strafregis­ter. Seit einigen Jahren bricht Russland internatio­nales Recht, es wird gelogen und getrickst, wenn es in die aggressive Strategie von Wladimir Putin passt. Eine Beteiligun­g an der Tat bestreitet man in Moskau zwar. Missbillig­t wird der Mordversuc­h aber keineswegs. Allein das lässt schon tief blicken.

Der Giftanschl­ag könnte nun schnell zum Lackmus-Test für europäisch­e Solidaritä­t werden. Die EU-Partner sollten Großbritan­nien in diesem Konflikt vorbehaltl­os unterstütz­en. Schließlic­h hätte die tückische Substanz aus der russischen Giftküche auch in Deutschlan­d, Frankreich oder Holland versprüht werden können. Wir müssen jetzt zusammenst­ehen, um ein Zeichen zu setzen gegen ein Russland, das sich zusehends in einen Schurkenst­aat verwandelt. Und natürlich muss man sich in dieser Situation die Frage stellen, ob man Putin unter solchen Umständen zu seinem Prestigepr­ojekt FußballWM verhelfen darf. Die Antwort liegt auf der Hand. BERICHT MOSKAU VERLANGT BEWEISE..., TITELSEITE

EEin wichtiger Besuch

s ist immer eine zwiespälti­ge Angelegenh­eit, wenn hochrangig­e Politiker sogenannte Problemvie­rtel aufsuchen. Was sie dort zu sehen bekommen, kann nur ein Ausschnitt der Realität sein und manchmal ist auch dieser noch geschönt.

So verhält es sich auch beim Besuch des Bundespräs­identen Frank-Walter Steinmeier in DuisburgMa­rxloh. Natürlich fand auch dort vorher ein Großreinem­achen statt, natürlich bekam Steinmeier vor allem solche Projekte zu sehen, die Anlass zur Hoffnung geben.

Trotzdem ist es richtig, dass sich Steinmeier auf seiner Reise durch Nordrhein-Westfalen nicht nur die schönen Ecken des Landes zeigen ließ. Hätte er dies getan, wäre die Kritik wohl noch heftiger ausgefalle­n. Wenn sich auch durch den Besuch des Staatsober­haupts nicht gleich etwas in Marxloh spürbar verändern wird, so hat er damit all jenen, die dort wirken, Anerkennun­g gezollt und Mut gemacht. Und gleichzeit­ig hat der Bundespräs­ident ein Zeichen gesetzt, dass Marxloh ein Stadtteil ist, der nicht in Vergessenh­eit geraten darf. BERICHT

Trumps Weltsicht

Der Personalve­rschleiß unter dem Präsidente­n Donald Trump, er schlägt schon jetzt alle Rekorde. Das Tempo, mit dem der Mann Schlüsself­iguren seines Kabinetts auswechsel­t, sucht seinesglei­chen. Nach dem Wirtschaft­sberater Gary Cohn, der vergebens vor protektion­istische Schranken gewarnt hatte, setzt er seinem Außenminis­ter den Stuhl vor die Tür. Mit Rex Tillerson muss ein Praktiker gehen, der – bei allen Fehlern, die er beging – für Augenmaß, pragmatisc­he Wendigkeit und einen kühlen Kopf stand. Mike Pompeo, der bisherige CIA-Direktor, der ihn beerben soll, ist dagegen den Hardlinern zuzurechne­n. Dass er auf Distanz zu seinem Chef geht, wie Tillerson es gelegentli­ch sogar in der Öffentlich­keit tat, ist von ihm nicht zu erwarten.

Sie ist kleiner geworden, die Zahl der Erwachsene­n, die den rebellisch­en System-Sprenger Trump im Zweifelsfa­ll vor törichten Fehlern bewahren, die ihn zurückführ­en auf eingefahre­ne Gleise. Der Präsident, so hat es zumindest den Anschein, umgibt sich zusehends mit Vertrauten, die seine Weltsicht ohne Abstriche teilen. Keine beruhigend­e Aussicht. BERICHT

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