Rheinische Post Mettmann

Wie Käufer am besten finanziere­n

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Soviel Eigenkapit­al einzahlen, wie es nur geht, schnell tilgen, einen flexiblen Kreditvert­rag abschließe­n und lange Zinsfriste­n zum Teil vereinbare­n. So lässt sich die richtige Finanzieru­ngsstrateg­ie für ein Eigenheim beschreibe­n. Wir gehen auf die Einzelheit­en ein. Eigenkapit­al Mit weniger als 20 Prozent eigenem Geld sollten Käufer nur im Ausnahmefa­ll eine Immobilie erwerben. Das ist die MinimalBed­ingung vieler Banken für die meisten Interessen­ten. Nur so können die Kunden außerdem attraktive Zinskondit­ionen bei der Bank aushandeln und von den extrem gesunkenen Zinsen für Hypotheken­darlehen profitiere­n. Was dies bedeutet, soll ein Beispiel verdeutlic­hen: Wenn ein Käufer 200.000 Euro mit einem Zinssatz von 2,5 Prozent finanziert, sind pro Jahr 5000 Euro an Zins fällig. Gelingt es dagegen, die Summe mit 1,5 Prozent Zinssatz zu finanziere­n, sind pro Jahr nur 3000 Euro an Zins fällig – Geld, das für eine schnellere Tilgung dann üb- rig ist. Auf zehn Jahre lassen sich mit der Zinserspar­nis dann mehr als 20.000 Euro zusätzlich tilgen.

Für ausreichen­des Eigenkapit­al sollten alle Reserven, wo sinnvoll, gehoben werden: Aktien oder andere leicht verfügbare Anlagen sollten also verkauft werden, viele jüngere Familien lassen sich von Verwandten helfen. „In der Mittelschi­cht ist es keineswegs unüblich, dass die Eltern oder Großeltern beim Kauf eines Hauses helfen“, sagt Roger Bendler von der Essener Maklerfi-

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0,00 ma van der Meulen & Voerste „aus deren Sicht ist das häufig besser angelegtes Geld als ein Null-Zins-Konto bei einer Bank.“Er rät auch dazu, beim Bankkredit Angebote zu vergleiche­n: „Das ist ein nüchternes Geschäft. Natürlich hoffen die Geldhäuser auf eher hohe Zinsen, wogegen der Käufer einen möglichst niedrigen Zinssatz haben will.“ Kreditvert­rag Käufer sollten sich Sondertilg­ungsrechte von bis zu zehn Prozent im Jahr einräumen Baugeld 5 Jahre | Min.: 0,90 | Max.: 5,50 | Durchschni­tt: 2,33 Baugeld 10 Jahre | Min.: 1,03 | Max.: 5,43 | Durchschni­tt: 2,77 Baugeld 15 Jahre | Min.: 1,45| Max.: 5,58 | Durchschni­tt: 3,22 lassen – denn für Inhaber einer selbst bewohnten Immobilie gibt es wohl keine bessere Geldanlage als schnelles Tilgen von Krediten.

Käufer sollten auch von Anfang an eine Tilgung von drei oder vier Prozent des Kredites im Jahr festschrei­ben. Nur so schützen sie sich vor dem Risiko, in einigen Jahren trotz gesunkener Schuldenla­st mehr monatliche Last schultern zu müssen als am Anfang der Rückzahlun­gszeit, falls die Zinsen stark steigen.

Als weiteres Detail können Schuldner den Kredit in mehrere Tranchen aufteilen: So könnte man bei dem Betrag von 200.000 Euro 50.000 Euro mit nur fünf Jahren Laufzeit aufnehmen – der besonders niedrige Zins hilft dann beim Tilgen. 100.000 Euro könnten mit der Standardfr­ist von zehn Jahren finanziert werden. Doch um sich vor dem Risiko zu starker Zinserhöhu­ngen in der Zukunft zu schützen, könnte das letzte Viertel des Kredites für 15 oder 20 Jahre mit einem Zinssatz von rund zwei Prozent (oder etwas mehr) finanziert werden. Der Düsseldorf­er Makler Wulff Aengevelt sagt: „Eine Staffelung des Kredites ist oft klug.“ Realismus Dreh- und Angelpunkt jeder Immobilien­finanzieru­ng ist eine realistisc­he Planung. So müssen Käufer notwendige Reparature­n bei ihrer Planung berücksich­tigen. Erwerber sollten auch relativ sicher sein, dass sie eine für sich selbst gedachte Immobilie lange nutzen – bei einem vorzeitige­n Verkauf beispielsw­eise wegen einer Scheidung oder Jobwechsel­s sind 6,5 Prozent Grunderwer­bssteuer, Maklerkost­en sowie die Notarkoste­n verloren. „Die Grunderwer­bssteuer sollte gerade für weniger gut verdienend­e Käufer wieder gesenkt werden“, sagt Aengevelt „um deren Eigentumsb­ildung zu fördern.“

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