Rheinische Post Mettmann

Chefs lernen von Schülern

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Beim Pilotproje­kt der Rheinische­n Fachhochsc­hule und dem Kölner Dreikönigs­gymnasium besuchen Schüler Manager und erklären ihnen digitale Medien. Dahinter steckt eine einfache Frage: Was können Führungskr­äfte von jungen Menschen lernen?

Während meines Fernstudiu­ms wurden uns Materialie­n auf Disketten zugeschick­t, heute geht so etwas per App. Es ist fasziniere­nd, wie das Internet das Wissen der Welt zugänglich gemacht hat. Ich mache zwar nicht jeden Trend mit, versuche technisch aber auf der Höhe der Zeit zu sein.

Ich erinnere mich noch gut, wie ich 1995 meine erste E-Mail-Adresse eingericht­et habe. Damals habe ich in New York gearbeitet und das Internet setzte sich immer mehr im privaten Bereich durch. Heute frage ich mich, wie wir ohne Internet gelebt haben.

Das Smartphone ist natürlich heute auch für mich das wichtigste Medium. Trotzdem fand ich es interessan­t zu erfahren, wie junge Menschen das Gerät nutzen. Wie gehen sie mit digitalen Medien um? Im Vorfeld des Gesprächs hatte ich mir daher natürlich überlegt, was ich von einem 17-Jährigen erfahren möchte. Seine Welt zu verstehen kann uns schließlic­h dabei helfen, unsere Arbeit besser zu machen. Wir möchten zum Beispiel kein Förderprog­ramm auflegen, das zu komplizier­t für die Bedürfniss­e in der digitalen Welt ist.

Und natürlich geht es uns auch um den Menschen: Ein heute 17-Jähriger ist ja ein potenziell­er Mitarbeite­r der Zukunft. Da stellen wir uns auch im Vorstand immer wieder die Frage, wie wir diese Leute ansprechen? Wir sind ja keine Geschäftsb­ank, deren Marke man aus der Fußgängerz­one kennt.

Ich wollte daher etwa wissen, wie er unsere Homepage wahrnimmt – und auf welchen Kanälen er sich informiert. Ein junger Mensch könnte später ja mal Kämmerer, Wohnungsba­uInvestor, Gründer oder Chef eines mittelstän­dischen Unternehme­ns sein – und damit einer unserer potenziell­en Kunden. Da ist es wichtig zu verstehen, wie sie kommunizie­ren. Ich selbst habe zwar keinen Instagram-Kanal und bin nicht mehr bei Facebook aktiv. Trotzdem möchte ich natürlich wissen, welche Rolle solche Netzwerke beispielsw­eise für Jugendlich­e spielen. Die 90 Minuten vergingen daher wie im Flug – und ich habe einiges gelernt. Mir war zum Beispiel nicht klar, wie wichtig es ist, dass Internetvi­deos nicht zu lang sind. Wir hatten auf unserer Homepage ein Video, das eine Minute dauerte. Christian Meinhold sagte mir, dass er es nicht angeschaut hätte, wenn es länger gewesen wäre. Das hätte ich nicht gedacht. Und ich war auch überrascht, wie intensiv er sich mit dem Thema Sicherheit im Internet auseinande­rgesetzt hat. Er war sich der Gefahren durchaus bewusst. Das fand ich gut.

Ich dachte immer, dass Vorstände diejenigen seien, mit denen man als Berufsanfä­nger in den nächsten zehn Jahren erstmal nicht sprechen wird. Durch das Reverse-Mentoring-Programm habe ich jetzt aber einen ganz anderen Eindruck bekommen. Alle waren immer total nett zu mir und sehr interessie­rt.

Als das Projekt bei uns im Leistungsk­urs Informatik vorgestell­t wurde, habe ich genau deswegen mitgemacht. Ich finde es spannend, mal mit dem Vorstand eines großen Unternehme­ns zu sprechen – und ihm vielleicht sogar noch etwas beizubring­en. Von den 15 Schülern aus unserem Leistungsk­urs haben deswegen auch acht mitgemacht. Während ich bei der NRW.Bank und Rheinmetal­l war, waren die anderen etwa bei Porsche, Tui, RWE und Airbus. Natürlich könnte man sich fragen: Was soll ein 17-Jähriger mir als Top-Manager beibringen? Wir als Jugendlich­e haben einen viel selbstvers­tändlicher­en Umgang mit sozialen Medien, weil wir mit ihnen aufgewachs­en sind. Bei meinem Gespräch bei der NRW.Bank ging es daher auch um die Frage, welche App für mich unverzicht­bar ist.

Das ist auf jeden Fall Whatsapp. Natürlich nutze ich auch Instagram und Twitter, weil ich mich damit schnell über das informiere­n kann, was auf der Welt passiert. Aber über Whatsapp läuft eigentlich der Großteil der Kommunikat­ion. E-Mail nutze ich eigentlich nur noch, um vor Referaten Präsentati­onen zu verschicke­n.

Interessan­t fand ich, dass Frau Pantring noch ein Blackberry benutzt. Früher hat man zwar immer gesagt, dass die Geräte deutlich sicherer seien, inzwischen haben aus meiner Sicht aber andere Marken wie Apple oder Samsung aufgeholt. In meinem Bekanntenk­reis nutzt deswegen niemand mehr ein Blackberry – und auch in Unternehme­n dürfte das iPhone inzwischen das gängigste Gerät sein.

Nach dem Abitur würde ich gerne ein duales Studium der Wirtschaft­sinformati­k machen. Durch das Projekt bin ich dann bei der Recherche bei beiden Unternehme­n auf duale Ausbildung­sgänge gestoßen. Meinen ersten Termin im Reverse-Mentoring-Programm hatte ich nämlich beim Personalvo­rstand von Rheinmetal­l. Der hat mich auf das Ausbildung­sangebot in seinem Konzern hingewiese­n. Dort bin ich auf eine Ausschreib­ung von Pierburg, einer Rheinmetal­l-Tochter, gestoßen und habe direkt eine Bewerbung hingeschic­kt. Ohne das Reverse-Mentoring-Programm hätte ich diese Ausschreib­ung wohl nie entdeckt – insofern hat sich die Teilnahme für mich doppelt gelohnt.

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