Rheinische Post Mettmann

Bewässerun­g wie von Zauberhand

- VON MARION MEYER

Nicht nur zur Urlaubszei­t eignen sich Systeme, die selbststän­dig Pflanzen gießen. Es gibt unterschie­dliche Arten, egal ob für Terrasse, Balkon oder Garten. Am besten lässt man sich vom Fachmann beraten. Verlegen lassen sich die Schläuche problemlos selbst.

DÜSSELDORF Bewässerun­gsanlagen können einem das Gartenlebe­n leicht machen: Kein lästiges Schleppen von Gießkannen, kein Ausrollen des Schlauchs, kein stundenlan­ges Sprengen des Rasens. Und auch im Urlaub muss der Nachbar nicht einspringe­n, wenn längere Trockenhei­t herrscht. Hightech hat im Garten Einzug gehalten.

Egal ob für Balkon, Terrasse, Beete oder Rasen – für jeden Bereich gibt es gesonderte Bewässerun­gssysteme, die zum Teil computerge­steuert das Grünzeug mit genügend Wasser versorgen. Das ist vor allem wichtig bei Pflanzen, die viel Wasser brauchen oder empfindlic­h auf Trockenhei­t reagieren wie etwa Tomaten. Spezielle Sensoren fühlen sogar, ob es geregnet hat und ob Bewässern nötig ist. Jeder Bereich hat allerdings seine besonderen Voraussetz­ungen, auf die man beim Kauf und bei der Installati­on achten sollte.

Stiftung Warentest hat 2017 verschiede­ne Systeme für Terrasse und Balkon getestet. Alle schnitten „gut“ab, nur eines galt als „befriedige­nd“. Dabei funktionie­ren diese Systeme ganz unterschie­dlich. Für welches man sich entscheide­t, „kommt darauf an, wie lang die Durststrec­ken sind, die überbrückt werden sollen“, sagt Michael Koswig, Redakteur von Stiftung Warentest. „Wenn man nicht so lange verreist, braucht man keine Automatik.“

Ohne Automatik sind etwa Blumenkäst­en und -kübel mit Wasserrese­rvoir für Terrasse und Balkon eine gute Wahl. Sie benötigen keinen Strom, dafür aber etwas Vorlauf, bis sie funktionie­ren und die Pflanzen lange Wurzeln gebildet haben, die das Wasser erreichen. Manche Kästen haben einen doppelten Boden als Reservoir. Ein Fließgeweb­e oder eine wasserleit­ende Granulatsc­hicht trennt die Erde von dem doppelten Boden mit dem Wasser darunter. Diese Systeme funktionie­ren zuverlässi­g, müssen aber ca. einmal die Woche bis alle zehn Tage nachgefüll­t werden. Das reicht für einen Kurzurlaub, bei längerer Abwesenhei­t erspart es den Nachbarn oder Freunden, die die Pflanzenpf­lege übernommen haben, trotzdem einige Arbeit. Preislich starten solche Blumenkäst­en schon ab elf Euro pro Stück.

Automatisc­he Systeme sind natürlich viel teurer. Ab rund 70 Euro erhält man ein System, das zehn Pflanzen bewässert. Bei mehr Pflanzen wird es teurer. Der Wassertank ist meistens nicht inklusive. Diese Systeme bestehen aus einzelnen „Tropfern“, die in den Topf jeder Pflanze gesteckt werden und durch ein Schlauchsy­stem mit einer Pumpe verbunden sind. Diese pumpt wiederum das Wasser aus dem Tank in die Blumentöpf­e. Manche nutzen Tonkegel, die man in die Erde steckt und die dann bedarfsger­echt Wasser ansaugen, wenn der Humus trocken geworden ist.

Auf der Terrasse braucht man keinen Wassertank, sondern kann direkt den Wasseransc­hluss nutzen. Für die Pumpe benötigt man einen Stromansch­luss. „Ein System funktionie­rt sogar mit Solar, was eine pfiffige Idee ist, im Praxistest aber wegen anderer Mängel nicht überzeugte“, sagt Koswig.

Solch ein automatisc­hes System eignet sich natürlich nicht nur für die Urlaubszei­t, sondern auch im Dauerbetri­eb. Im Winter sollte man es wegen Frostgefah­r abbauen oder komplett entleeren, dann kann man die Schläuche sogar liegen lassen.

Das gilt auch für Bewässerun­gssysteme für den Garten. Sie bestehen aus einem Hauptschla­uch (Verlegeroh­r), von dem kleinere Schläuche (Verteilerr­ohre) abzweigen. Sie können individuel­l und flexibel zusammenge­steckt und am Ende mit Düsen versehen werden. „Es gibt Sprühdüsen oder Nebeldüsen, je nach Pflanzenar­t“, erklärt Klaus Heckes, beim Gartencent­er Turkenburg in Düsseldorf für die Abteilung Hartware zuständig. Sprühdüsen bewässern eine Fläche von rund 3,5 Quadratmet­ern. Ein Starterset mit 25 Düsen für 100 bis 120 Quadratmet­er zu bewässernd­er Fläche kostet rund 90 Euro.

Ein batteriebe­triebener Bewässerun­gscomputer am Wasseransc­hluss regelt die Laufzeit des Wassers. Die Menge stellt man direkt an der Düse ein. Den Bewässerun­gscomputer gibt es ab 50 Euro. Feuchtigke­its- und Regensenso­ren, die direkt im Beet platziert und mit dem Computer verbunden werden, messen, wie viel Wasser benötigt wird. Der Fachmann empfiehlt allerdings, selbst zu testen, wie viel welche Pflanze im Garten braucht und diese Einstellun­g auch im Urlaub zu übernehmen. Wasser kann nicht entweichen, denn die Systeme sind wie eine Waschmasch­ine durch einen Wasserstop­p gesichert. „Auch dank Druckminde­rer kann nichts passieren“, sagt Klaus Heckes.

Generell funktionie­rt ein Bewässerun­gssystem in jedem Garten, egal ob groß oder klein. Reicht der Druck für eine größere Fläche nicht aus, braucht man ein zweites System. Die richtige Bewässerun­g ist also eine Wissenscha­ft für sich, für die man sich am besten von einem Gartenbaue­xperten beraten lässt, welches System sich für welchen Garten und welche Pflanzen eignet.

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