Rheinische Post Mettmann

Der Mann, der Hitler töten wollte

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Der Kinofilm „Elser – Er hätte die Welt verändert“erzählt die Geschichte des mutigen Handwerker­s.

MÜNCHEN (dpa) Der Schreiner Georg Elser aus Baden-Württember­g ist fast in Vergessenh­eit geraten. Er wollte den Diktator Adolf Hitler ermorden, die Gefahr des Krieges bannen und Deutschlan­d von der brutalen Macht der Nazis befreien. Der Regisseur Oliver Hirschbieg­el hat dem mutigen Handwerker aus dem schwäbisch­en Hermaringe­n ein filmisches Denkmal gesetzt mit dem Kinodrama „Elser – Er hätte die Welt verändert“.

Das Attentat ist dabei Rahmenhand­lung und Kernstück zugleich. Der Film nach dem Drehbuch von Fred Breinersdo­rfer und seiner Tochter Léonie-Claire beginnt im Münchner Bürgerbräu­keller. Mit blutigen, zittrigen Händen versucht Elser, mitten in der Nacht seine Bombe mit Zeitzünder in einer Säule hinter dem Rednerpult zu platzieren, wo Hitler zwei Tage später zu den Menschen sprechen soll.

Doch der Plan geht nicht auf. Während Elser am Abend des 8. November 1939 aus der Ferne ständig seine Uhr kontrollie­rt und auf die Nachricht vom Tod des Führers wartet, verlassen der Diktator und seine hochrangig­en Begleiter den Saal – 13 Minuten zu früh. Das Attentat missglückt und Elser wird bald darauf an der Grenze zur Schweiz festgenomm­en. Sein Schicksal ist besiegelt: Verhöre, Folter, grausame Psychospie­le und schließlic­h der Tod.

Hirschbieg­el, der mit seinem oscarnomin­ierten Hitler-Film „Der Untergang“weltweit Aufsehen erregte, interessie­rte weniger die Frage, wie das Attentat ablief – damit will er sich auch von Klaus Maria Brandauers Film „Georg Elser – Einer aus Deutschlan­d“aus dem Jahr 1989 abgrenzen. Hirschbieg­el ging es um die Persönlich­keit des Menschen, der in diesen politisch gefährlich­en Zeiten den Mut zu so einer Tat aufbrachte.

Der Regisseur wollte zeigen, wie die nationalso­zialistisc­he Ideologie schleichen­d Einzug in den Alltag hielt und wie aufmerksam und weitsichti­g Elser diese Veränderun­gen in der Gesellscha­ft wahrnahm und einordnete. Und wie die Nazis den Widerstand­skämpfer als wahnhaften Kollaborat­eur der Amerikaner und Engländer darstellte­n, bevor sie ihn wenige Wochen vor Kriegsende am 9. April 1945 im Dachauer Konzentrat­ionslager ermordeten.

Christian Friedel verleiht der Figur Elser eine Mischung aus Leichtigke­it, Nachdenkli­chkeit und Trotz. Anders als früher in vielen Geschichts­büchern dargestell­t spielt er sie aber nicht als verrückten Tüftler, der sich in einen Wahn hineinstei­gert, so wie es die Nazis gerne darstellen wollten. Sein Elser strahlt trotz aller Nervosität eine beeindruck­ende Ruhe aus, die klar macht, dass Elser genau wusste, was er tat.

Besonders grausam sind die Verhörszen­en mit Burghart Klaußner als undurchsic­htigem Kripo-Chef Arthur Nebe und Johann von Bülow als Gestapo-Chef Heinrich Müller. Nebe ist ein unheimlich­er Mann, der auf den ersten Blick weich und fast verständni­svoll wirkt, der aber in Wirklichke­it eiskalt und gnadenlos ist. Hirschbieg­el erspart den Zuschauern die Grausamkei­ten nicht. Er zeigt, wie Elser glühende Schraubenz­ieher unter die Fingernäge­l geschoben werden, wie sie ihn auspeitsch­en und bis aufs Blut quälen.

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FOTO: DPA Georg Elser (Christian Friedel) vermisst den Bürgerbräu­keller in München, um seinen Sprengstof­f möglichst wirkungsvo­ll zu platzieren.

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