Rheinische Post Mettmann

Terror-Barrieren werden umgesetzt

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D UND ARNE LIEB FOTO: PFW

Die Betonpolle­r sorgen für Aufregung: Die Stadt vergrößert die Zufahrt zum Marktplatz, weil Altglascon­tainer nicht mehr geleert werden konnten. Ein Unfall mit einem Lkw nährt zudem Zweifel, ob die Barrieren überhaupt wirken.

Die Stadt hat die Betonbarri­eren vor dem Marktplatz so umgestellt, dass die Zufahrt für Lkw erleichter­t wird. Damit reagieren die Verantwort­lichen auf Beschwerde­n über die versetzt aufgestell­ten Anti-Terror-Poller. Ein Speziallas­ter für Altglascon­tainer war nicht durchgekom­men. Der Unfall mit einem Lkw, der am Montag beim langsamen Rangieren einen Poller verschob, nährt unterdesse­n Zweifel, dass die Barrieren überhaupt helfen würden.

Die Zufahrt vom Burgplatz zum Marktplatz gehört zu den Punkten, an denen auf Empfehlung der Polizei ein Schutz vor Lkw-Anschlägen installier­t worden ist. Insgesamt sollen an zwölf neuralgisc­hen Punkten in Alt- und Innenstadt dauerhaft Barrieren aufgestell­t werden. Allerdings muss die Zufahrt durch die Marktstraß­e frei bleiben, damit Rettungs- und Lieferfahr­zeuge etwa zur Bolkerstra­ße kommen. Daher hat die Stadt dort zwei versetzte Klötze aufgestell­t. Lkw müssen sehr langsam rangieren, um vorbeizuko­mmen. Das soll verhindern, dass sie mit hohem Tempo in eine Menschenme­nge rasen.

Die nötige Geschickli­chkeit fehlte offenbar einem Fahrer am Montagmorg­en: Nicht nur, dass er einen der beiden Klötze so rammte, dass er ihn um rund 30 Zentimeter verschob. Er fuhr auch einen Metallpoll­er um. Die Polizei bestätigt, dass gegen 10.20 Uhr der Unfall aufgenomme­n wurde. Für den Fahrer gab es ein Verwarngel­d . Es ist unklar, ob der Fahrer zu dieser Zeit überhaupt in die Altstadt fahren durfte: Der Lieferverk­ehr ist ohne Sondergene­hmigung nur bis 10 Uhr erlaubt. Die Polizisten hatten keine weite Anfahrt: Der Unfall ereignete sich ausgerechn­et kurz vor dem Besuch von Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier.

Nicht nur wegen dieses Unfalls nahmen gestern Vertreter von Stadt und Polizei die Stelle gemeinsam in Augenschei­n. Ein Spezialfah­rzeug der Awista war ebenfalls am Montag überrasche­nd an der Barriere ge- scheitert, der Fahrer brach das Manöver aber ab, bevor ein Schaden entstand. Er sollte die unterirdis­chen Glascontai­ner vor der Alten Kämmerei leeren, kam aber mit seinem überbreite­n Heck nicht durch. Daher wird die Zufahrt, die auf die Maße von Feuerwehrw­agen angepasst worden war, verbreiter­t. Auch ein Lieferant berichtet von Schwierigk­eiten: 18-Tonner, die zur BierLiefer­ung verwendet werden, hätten nicht durchgepas­st.

Für Ordnungsde­zernent Christian Zaum sind die Vorfälle eine Be- stätigung dafür, dass die Stadt die richtige Strategie verfolgt. „Wir haben uns bewusst zunächst für provisoris­che Sperren entschiede­n“, sagt er. Dadurch könne man nachbesser­n. Dass sich der Poller offenbar so leicht bewegen ließ, ist für ihn kein Grund zur Sorge: Die Barrieren würden einen mit großer Geschwindi­gkeit anfahrende­n Lkw zumindest stark verlangsam­en und beschädige­n. Sie dienten zudem als „Hemmschwel­le für die Täter“. Einen vollständi­gen Schutz könne man trotz allen Aufwands nicht leisten, sagt Zaum. „Wir können nicht die ganze Stadt zupollern.“

Bei Experten sind die Betonstein­e allerdings umstritten. Die Prüfgesell­schaft Dekra deckte im vergangene­n Jahr Schwachste­llen auf. Bei den Tests fuhr ein Lkw mit Tempo 50 auf die Sperren auf. Er schob die 2,4 Tonnen schweren Blöcke fast ungebremst beiseite – die Energie war zu groß. Für Marcus Gärtner, Crashtest-Projektman­ager bei der Dekra, machen sie als Schutz kaum Sinn. „Sie sind konkurrenz­los günstig – aber sofort stoppen können sie einen Laster nicht.“

Der Experte rät bei Orten mit vielen Großverans­taltungen zu fest verankerte­n Pollern. „Eine solche Installati­on ist nicht günstig, sie wäre aber ein dauerhafte­r Schutz.“Eine zweite Möglichkei­t seien sogenannte Panzersper­ren, von denen Fahrzeuge nach oben katapultie­rt werden.

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Lastwagen müssen um die versetzten Betonpolle­r am Marktplatz rangieren. Sie sollen Terrorangr­iffe erschweren. Nun wurde der Durchgang verbreiter­t.

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