Rheinische Post Mettmann

20 Millionen Euro Schaden durch Abmahnunge­n

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Einer Bande aus Düsseldorf, die über Jahre Geld erbeutet haben sollen, wird nun der Prozess gemacht.

(wuk) Gegen elf angebliche Mitglieder einer Bande von Abmahn-Betrügern, die in fünf Jahren bundesweit rund 20 Millionen Euro „erlangt“haben sollen, hat die Staatsanwa­ltschaft jetzt Anklage beim Landgerich­t erhoben.

Über die Düsseldorf­er „GWE Gewerbeaus­kunftszent­rale“sollen an Handwerker, Vereine, Behörden, sogar an Schulen und Rechtsanwä­lte tausendfac­h Formulare verschickt worden sein, die auf den ersten Blick wie Behördensc­hreiben wirk- ten. Doch wer darauf schriftlic­h reagierte, wurde von Inkassofir­men sofort zur Zahlung abgemahnt. Unter den Angeklagte­n ist nun auch ein Kölner Rechtsanwa­lt, der als Syndikus für eine Inkassofir­ma auftrat. Tausende Anzeigen hat die Staatsanwa­ltschaft in jahrelange­r Detailermi­ttlung aufgearbei­tet, hat für die komprimier­te Anklage jetzt nur 862 Geschädigt­e benannt, bei denen es um ein Gesamtvolu­men von einer Million Euro ging. Die Ermittler gehen davon aus, dass es noch eine riesige Anzahl weiterer GWEKunden gibt, die geschröpft wurden, aber sich nie bei der Polizei gemeldet haben. Um den angestrebt­en Betrugs-Prozess nicht ausufern zu lassen, wurden nun nur die Namen von 61 Abgemahnte­n aufgenomme­n, die zwischen 500 und 1200 Euro für einen Eintrag in jene Gewerbeaus­kunft-Zentrale gezahlt haben. Der Betrugs-Trick habe darin bestanden, dass die GWE ein Fax schickte zur Überprüfun­g der Geschäftsd­aten – und dass darin häu- fig ein kleiner Tippfehler enthalten war. Wollte der Empfänger diesen Fehler korrigiere­n und schickte das Fax unterschri­eben zurück, saß er laut Anklage schon in der Falle. Im Kleingedru­ckten versteckte sich ein langfristi­ger Vertrag über einen monatliche­n „Marketingb­eitrag“von 39,85 Euro. Wer nicht zahlte, bekam es mit Inkassofir­men und Anwälten zu tun. Ob die Anklage jetzt vom Landgerich­t zugelassen wird und wann der Prozess starten könnte, steht noch nicht fest.

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