Für Regisseur Dietrich Hilsdorf sind Buhrufe die „Würze in der Suppe“
(go) Von den Proben zu „Siegfried“direkt aufs „Rote Sofa“im Theatermuseum: „Ring“-Regisseur Dietrich Hilsdorf war in prächtiger Plauderlaune. In Jeans und offenem Hemd nahm er neben Frank Labussek Platz, der seinem Gast grünes Licht für lange Monologe gab und ihn nur selten unterbrach. Drei Dutzend Zuhörer erlebten einen unterhaltsamen Abend. Darunter Anke Hartwig und Dieter Prochnow, die früher am Schauspielhaus mit Hilsdorf gearbeitet hatten. Unvergessen ist ihnen das vom Publikum mit Entrüstung quittierte Stück „Der Teufel kam aus Düsseldorf“zum Auftakt der Intendanz von Anna Badora (1996). „Ich spielte ein Schwein“, amüsiert sich Anke Hart- wig noch heute. „Und ich saß als Gott auf dem Topf“, ergänzte Prochnow. In späteren Jahren wandte sich Dietrich Hilsdorf fast ausschließlich dem Musiktheater zu. „Wenn Schauspiel-Regisseure in die Oper gehen, kann das für die Häuser etwas Schönes und Besonderes sein – oder eine Heimsuchung.“Kein Zweifel, wozu er sich selber zählt. Die vereinzelten Buhrufe nach der „Walküre“nahm er als „Würze in der Suppe“gelassen hin, „aber verstanden hab’ ich sie nicht“. Hilsdorf gab spannende Einblicke in sein Regiekonzept für den Wagner-Zyklus, den er unbedingt in seiner Gesamtheit inszenieren wollte. „Wir machen hier kein Welttheater“, habe er zu seinem Team gesagt, „wir schauen mal, was das für eine Familie ist“. Das Nibelungenlied sei als Vorlage für das Stück kaum erkennbar, „Wagner hat ja alles ein bisschen vermantscht.“Als Hauptfigur mache Wotan eine erstaunliche Verwandlung durch. Vom merkwürdig undefinierten Typen in „Rheingold“über den Kriegslüsternen in „Die Walküre“bis zum namenslosen Wanderer in „Siegfried“, dem laut Hilsdorf komischsten „Ring“-Stück. „Wagner hat ja durchaus Humor“, sagte er und verriet ein hübsches Detail der Inszenierung, die am 7. April Premiere feiern wird: „Wir haben für den Wanderer extra ein Fahrrad besorgt – natürlich eines der Marke Wanderer.“