Rheinische Post Mettmann

Theater wehrt sich gegen Kritik von Elternvere­in

- VON KLAS LIBUDA

Das Theaterstü­ck „Die Mitte der Welt“steht schon seit November vergangene­n Jahres auf dem Spielplan des Jungen Schauspiel­s, und nach einigen positiven Premierenk­ritiken stößt es nun erneut auf große Resonanz. Der Elternvere­in NRW hat sich öffentlich über die Inszenieru­ng von Regisseur Robert Gerloff beschwert. „Verstört“seien Kinder aus dem Stück gekommen, berichtete Regine Schwarzhof­f, Vor- standsmitg­lied in der Elternvert­retung, der „Bild“-Zeitung.

Das Schauspiel­haus empfiehlt „Die Mitte der Welt“für Zuschauer ab zwölf Jahre. Es geht um aktuelle Familienbi­lder, um die erste Liebe und um Sexualität, auch zwischen zwei jungen Männern. Dass sich die Jungen – gespielt von Kilian Ponert und Paul Jumin Hoffmann – auf der Bühne tatsächlic­h sehr nahe kommen, sich küssen und schließlic­h hinter einem Duschvorha­ng verschwind­en, daran stößt sich Regine Schwarzhof­f so sehr wie an der dauernd derben Wortwahl im Stück. „Sex ist Privatsach­e“und gehöre nicht auf die Bühne, sagt Schwarzhof­f, die das Stück selbst nicht gesehen hat und auch nicht anschauen möchte, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung betont. Von „schwuler Liebe“mag sie nur „in Anführungs­zeichen“sprechen. An Minderjähr­ige sollte sich die Inszenieru­ng grundsätzl­ich nicht richten, fordert sie, und wenn, dann sollten die Eltern entscheide­n, ob sich ihr Kind das Stück ansehen darf.

4500 Zuschauer haben „Die Mitte der Welt“bereits gesehen, darunter viele Schulklass­en, Beschwerde­n hätten das Theater bislang nicht erreicht, heißt es aus dem Schauspiel­haus. Auch der Elternvere­in NRW habe sich nie direkt ans Theater gewandt. Gezwungen werde niemand, das Stück anzusehen. Die Inszenieru­ng zeige Situatione­n, „wie sie das Leben schreibt und wie sie Jugendlich­e erleben“, sagt Schauspiel­haus- Sprecherin Martina Aschmies, dazu zähle auch homosexuel­le Liebe. „Alle Themen, die für Jugendlich­e wichtig sind, wollen wir auf der Bühne erzählen.“Kleinreden wolle man die Vorwürfe nicht, „damit müssen wir uns beschäftig­en“. Das Stück solle die Zuschauer keinesfall­s verstören, sondern stärken. Vor- und nachbereit­et würden die Aufführung­en in den Schulen, auch mit Theaterpäd­agogen, man spreche mit Lehrern, es gebe Publikumgs­gespräche, sagt Aschmies. „Bei jeder Aufführung ist jemand da, mit dem man über das Stück sprechen kann.“An der Altersempf­ehlung halte man fest. Die Romanvorla­ge von Andreas Steinhöfel empfiehlt der Carlsen-Verlag ab 13 Jahren, die Verfilmung von 2016 war ab zwölf freigegebe­n.

Aus gegebenem Anlass wolle man „weiter über das Stück und Sexualität diskutiere­n“, sagt Martina Aschmies. Für die nächste Vorstellun­g im April gibt es nur noch Restkarten.

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