Rheinische Post Mettmann

Wo es Tintenfisc­h und Blutwurst gibt

- VON ISABEL KLAAS

Die vielen ungewöhnli­chen Kombinatio­nen der Speisen sind das Markenzeic­hen des Restaurant­s „Tapas and Friends“in Bilk.

Ein Tapas-Restaurant, in dem weder Datteln in Speck noch Tortilla gereicht werden? Ja, das gibt’s tatsächlic­h – und zwar an der Aachener Straße in Bilk. Denn Tapas bezeichnet lediglich die Größe der Portion und nicht das Gericht als solches. Bei „Tapas and Friends“wird die hohe internatio­nale Küche in kleinen Portionen gereicht, darunter auch einige spanische Varianten wie Iberico Schweineko­telette oder gebratene Chorizo (scharfe Wurst). Durch die Häppchen-Kultur hat der Gast die Chance, viele Köstlichke­iten auf der Karte zu probieren. Und das lohnt sich.

Koch Steven Manna, ehemals im Malkasten am Herd, und Restaurant-Inhaber Radouane Elgharbi scheinen sich gesucht und gefunden zu haben. Sie sind zwei experiment­ierfreudig­e junge Männer, die eine außergewöh­nliche Küche wa- gen. Manna nennt seinen Stil „Freaky Kitchen“. Bei unserem Testbesuch stürzten wir uns sofort ins nicht alltäglich­e Vergnügen und probierten Sepia mit scharfer ChiliBlutw­urst. Eine gewagte Kombinatio­n für 6,90 Euro, die jeden Tintenfisc­hliebhaber begeistern müsste. Das gut gewählte Zusammensp­iel von Fisch, Süße und Schärfe fanden wir ausgesproc­hen gelungen.

Bodenständ­iger, aber auch köstlich auf hohem Niveau, waren die geschmorte­n Ochsenbäck­chen in Rotweinjus mit Blumenkohl-Püree: die Bäckchen butterzart, die Rotweinsau­ce ein Traum und das samtig-sahnige Blumenkohl-Püree ein Vergnügen – kaum zu glauben, dass es dieses Gericht in Appetizer-Format für 7,50 Euro gibt.

Das nächste Tapas-Highlight war ein Apfel-Rotkohlsal­at mit Ingwer. Wie man mit einfachen Zutaten eine so wunderbare Beilage zaubert, verriet der Koch, der mit seinen Rezepten nicht hinterm Berg hält, gerne: Der Ingwer wurde vor dem Würfeln in Zucker und Granatapfe­l-Saft gegart. Ein kleiner Trick, der außergewöh­nlichen Pfiff in die Speise bringt (4,50 Euro).

Ein Töpfchen scharfes baskisches Schmorgemü­se (4,30 Euro) fand ebenfalls unsere Zustimmung.

Bei „Tapas and Friends“fällt auf, dass selbst einfache Gerichte mit Fantasie zubereitet werden. Die walnussgro­ßen Kartoffel-Krapfen bekamen ihren besonderen Geschmack durch Mandeln.

Die Aioli (in diesem Fall wirklich einmal etwas Spanisches) war selbst gemacht, nicht zu scharf und nicht zu fett, eher fruchtig und unaufdring­lich. Der Tomatendip aus ge- trockneten und frischen Tomaten, Kapern, Sardellen und Gewürzen verleitete uns zum Schwärmen, ebenso wie die milde Oliven-Tapenade zu Beginn des Häppchen-Menüs.

Selbst die Optik auf dem Teller stimmt. Jede Salatgarni­tur ist mit Vinaigrett­e angemacht, so dass sämtliche Schälchen und Teller am Schluss geleert waren. Der Manche- go (ein spanischer Hartkäse) wurde mit Thymian-Honig beträufelt (5,50 Euro) serviert und war ein prima Abschluss statt eines normalen Desserts.

Wer Süßes mag, kommt dennoch auf seine Kosten: derzeit etwa mit Apfel-Crumble oder Blättertei­g Mille Feuille (Leckeres aus Blättertei­g) für je 5,50 Euro. Manchmal gibt es im „Tapas and Friends“auch selbst gemachte Pralinen zum aromatisch­en Espresso.

„Ich weiß, dass wir hier etwas abgelegen sind und länger strampeln müssen, bis man uns gefunden hat“, sagt Radouane Elgharbi. Alle fünf bis sechs Wochen wechselt die Karte. Genießer, die gerne einmal ein Essen neben dem Mainstream probieren, könnten dauerhafte Fans der „Freaky Kitchen“in Bilk werden.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Radouane Elgharbi ist ein guter Gastgeber in seinem Lokal „Tapas and Friends“.

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