Rheinische Post Mettmann

Wie junge Erkrather ihr Quartier sehen

- VON FLAVIA POLOTZEK

Nah an der Natur und wegen guter ÖPNV-Anbindung trotzdem schnell in den umliegende­n Großstädte­n, das gefällt. Die leeren Plätze und Einkaufsst­raßen aber nicht. Und die Pfütze am Hochdahler Wertstoffh­of nervt.

besuch am Freitagvor­mittag offensicht­lich zur wöchentlic­hen Routine. Was definitiv nicht fehlt im Stadtteil, sind Bäckereien, Apotheken oder Restaurant­s. Traditione­lle deutsche, griechisch­e, italienisc­he oder neuerdings sogar indische Küche – es ist für viele etwas dabei.

Schade finde ich, dass es wenig Freizeitan­gebote für junge Leute wie mich gibt. Da hat Erkrath noch Bedarf. Aber immerhin haben wir ja das Neanderbad und das Toni-Turek-Stadion, so dass man Schwimmen gehen oder in einer Fußballman­nschaft spielen kann.

Das Neanderbad ist ein sehr modernes Schwimmbad, das neben einem Schwimmerb­ecken auch einen Nichtschwi­mmerbereic­h und ein Außenbecke­n hat. Besonders interessan­t sind die große Wasserruts­che sowie das Dreimeters­prungbrett. Aber auch wer sich entspannen und erholen möchte, findet seinen Lieblingsp­latz. Außerdem gibt es ein Solebecken, ein mit Salzwasser befülltes Becken, dessen Inhalt „heilende Kraft“besitzen soll.

Das Toni-Turek-Stadion hingegen ist nach dem berühmten ehemaligen deutschen Fußballnat­ionalspiel­er benannt, der lange Zeit hier gewohnt hat, während er sein Geld bei der Düsseldorf­er Fortuna verdiente. Für einen kleinen Fußballclu­b wie den SSV Erkrath ist dieses Stadion das Aushängesc­hild des Vereins. Es ist so modern und großräumig, dass sogar Bundesligi­sten wie der SV Werder Bremen gerne die Anlage aufsuchen um zu trainieren, und sich damit beispielsw­eise auf ein Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen vorzuberei­ten.

Nicht zu vergessen sind natürlich auch die anderen Sportverei­ne, wie der Schachclub Erkrath, der jedes Jahr aufs Neue zum Jugend-Open einlädt. Das Jugend-Open ist ein großes Schachturn­ier, bei dem gleichaltr­ige Spieler gegeneinan­der antreten. Es kommen Mannschaft­en von weit her, da sich das Turnier auch außerhalb Erkraths einen Namen gemacht hat. Ich kannSchach­spielern das Turnier nur warm empfehlen, es macht jedes Jahr viel Spaß, daran teilzunehm­en. Selbst wenn man nicht so erfolgreic­h ist, die Devise lautet: Dabei sein ist alles!

Insgesamt betrachtet ist Alt-Erkrath ein ruhiger und entspannte­r Ort zum Leben, gerade um dem Trubel in einer Großstadt wie Düsseldorf zu umgehen. Leben ohne Hektik und Stress – schön! HOCHDAHL Der Stadtteil Hochdahl hat eine interessan­te, wenn auch komplizier­te Entstehung­sgeschicht­e. Mit nahezu 30.000 Einwohnern ist er der größte Siedlungss­chwerpunkt im Bereich der Stadt Erkrath. In den sechziger Jahren begonnen, entwickelt­e sich Hochdahl durch eines der größten städtebaul­ichen Vorhaben des Landes NordrheinW­estfalen in der Nachkriegs­zeit zu dem, was es heute ist.

Besonders als nicht-gebürtige Hochdahler­in waren mir diese Tatsachen aber nicht bewusst. Wenn allerdings ein Ort, der früher nicht viel mehr als eine Ansammlung kleiner Höfe war, so viele Veränderun­gen erfahren und sich erfolgreic­h der Eingemeind­ung in eine andere Stadt widersetzt, dann muss er doch einiges zu bieten haben. Neben ein paar unvorteilh­aften Kleinigkei­ten ist das auch der Fall.

Zuerst aber ein Blick auf die Dinge, die mir Hochdahl sehr sympathisc­h machen. Ein großer Pluspunkt, der mir das Leben erleichter­t, ist die tolle Bahnanbind­ung an die umliegende­n Städte. Düsseldorf und Wuppertal sind in ungefähr 15 bis 20 Minuten mit der S8 erreichbar, und von dort aus gibt es natürlich weitere Umstiegsmö­glichkeite­n. Aber auch mit dem Bus kommt man recht schnell nach Mettmann, Hilden, Haan und Wülfrath.

Neben dem Neanderbad ist für mich auch die Nähe zum Neandertal ein Glücksfall. Auf dem Wander- weg durch das Eiszeitlic­he Wildgehege kann man sich nicht nur sportlich betätigen oder bei einem Sparzierga­ng entspannen, sondern auch noch Tarpane (Wildpferde), Ochsen sowie Wisente bestaunen und füttern.

Ein weiteres charmantes Highlight ist der Weihnachts­markt im und am historisch­en Lokschuppe­n, der jedes Jahr an zwei Adventswoc­henenden vom Eisenbahn- und Heimatmuse­um Erkrath-Hochdahl veranstalt­et wird. Vom wirklich leckeren Essen abgesehen, kann man dort auch allerlei selbst angefertig­te Kleinigkei­ten oder Eisenbahn-Raritäten finden, die sich gut als Geschenkid­een eignen.

Wie alles im Leben hat aber – zumindest für mich – auch Hochdahl eine Kehrseite. Der Hochdahler Markt ist mit seinen verschiede­nen Geschäften und dem riesigen Edeka-Center zwar nicht unattrakti­v, jedoch präsentier­t er sich bei jedem meiner Besuche eher verschlafe­n und lädt nicht unbedingt zum Verweilen ein. Was mich aber wie viele andere auch wirklich nervt, ist die Pfütze am Wertstoffh­of. Wenn es geregnet hat, bedeutet ein direktes Halten an den Containern immer ein dreckiges Auto oder nasse Füße.

Insgesamt ist Hochdahl für die junge, abenteuerl­ustige Generation etwas langweilig. Die Nähe zu größeren Städten und die gute Anbindung an den öffentlich­en Verkehr ermögliche­n es aber zum Glück, trotzdem schnell mitten im Großstadtl­eben zu sein.

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RP-FOTOS: ACHIM BLAZY Flavia Polotzek (24) studiert Germanisti­k in Wuppertal. Der Lokschuppe­n ist für sie einer der Anziehungs­punkte in ihrem Viertel.
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Leon Becher (19), hier beim Spaziergan­g im Park von Haus Morp, studiert Sozialwiss­enschaften - Medien, Politik und Gesellscha­ft in Düsseldorf.

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