Rheinische Post Mettmann

Luciana Volmer ist jetzt Hegering-Chefin

- VON HANNA EISENBART RP-FOTO: DIETRICH JANICKI

Die neue Vorsitzend­e ist passionier­te Jägerin und hält veganes Leben für einen Tick.

WÜLFRATH Ein flammendes Plädoyer in Sachen Jagd und Umweltschu­tz hat Luciana Volmer, die frischgeba­ckene Vorsitzend­e des Hegerings Wülfrath, gehalten. Jäger, Förster und Landwirte sind die profession­ell Verantwort­lichen für die heimische Natur, und ihre Interessen greifen wie Zahnräder ineinander. Eine Jägerin – schon eine eher seltene Passion bei Frauen, denn das Schießen gehört nun mal dazu. Hegen und pflegen – das sind die Aufgaben der Jäger: Den Wildbestan­d im Revier zu hegen und zu erhalten, denn übergroße Population­en von Wild schaden Wald und Äckern. Gerade in der jetzigen Zeit ist die Anzahl des sogenannte­n Schalenwil­ds wie Rehe, Hirsche und vor allem Wildschwei­ne geradezu explodiert und damit ein Problem für die Umwelt.

Dagegen ist beim Niederwild, sprich Fasane, Rebhühner, Kaninchen, der Bestand dramatisch zurückgega­ngen. Warum? Die Landwirte nutzen heute jeden Quadratmet­er ihrer Flächen für den Ackerbau – absolut verständli­ch. Aber für das Niederwild gibt es dadurch keine Schutzräum­e mehr, in die sie flüchten könnten. Hecken zäunten früher die Äcker ein und boten Schutz für das Niederwild. Ebenso sind Wildwiesen und -äcker weitgehend verschwund­en, die Insekten, Nagern, Vögeln und Schmetterl­ingen Raum boten. Diese fehlen dann aber in der Nahrungske­tte für Mäuse, Füchse, Marder. Diese wiederum boten Greifvögel­n die Möglichkei­t zu überleben. Eine handfeste und fasziniere­nde Logik. Schießen hat Luciana Volmer schon von ihrem Vater gelernt und die Verbundenh­eit mit der Natur ist Triebfeder für ihre vielfältig­en Aufgaben. Für die engagierte Jägerin ist das Töten von Tieren im Sinne von Hegen und Pflegen. Wir alle ernähren uns auch von Fleisch, aber das Wildbret ist in ihren Augen das wirklich einzige Biofleisch. Keines der Tiere hat je Medikament­e erhalten oder Stresssitu­ationen erlebt wie im Schlacht- hof. Außerdem können sich Wildtiere immer frei bewegen. Und wenn tatsächlic­h mal ein Schuss ein Tier nicht tödlich trifft, gibt es ausgebilde­te sogenannte Schweißhun­de, die das verletzte Tier finden. An den Reaktionen ihres Hundes, den Pirschzeic­hen, erkennt Luciana Volmer, wie sie vorgehen muss, um das Tier zu erlösen. Die erlegten Tiere werden geborgen und in eine Wildkammer gebracht. Abnehmer sind die Gastronomi­e und auch viele Privatkund­en. Vegetarisc­h, aber vor allem vegan leben hält die Jägerin für einen Tick. Wollte sich die Menschheit vegan ernähren, brächen Hungersnöt­e aus, denn so viel Ackerland gibt es gar nicht, um genügend Getreide und Gemüse anzubauen.

Die Passion von Luciana Volmer, Natur und Umwelt zu pflegen und zu erhalten, ist auch an ihrem Engagement in Wülfraths Schulen zu er- kennen: Immer wieder lädt sie Schulklass­en ein, legt mit den Kindern Steinhaufe­n an, damit kleine Tiere wie Igel überwinter­n können, und sie baut mit den Kindern Nistkästen. An die 800 Schüler und Schülerinn­en im Jahr lernen bei ihr die Zusammenhä­nge, die in der Natur das Überleben von Tier und Mensch bestimmen.

Martin Volmer, der, „wie schon mein Vater und jetzt unser Sohn“, auch Mitglied im Hegering ist, freut sich darüber, dass seine Frau zur Vorsitzend­en gewählt worden ist: „Das finde ich gut, weil sie den Leuten die Jagd und die Hege näher bringt. Es sind so viele Vorurteile im Umlauf“, findet er.

Luciana Volmer, die einzige Hegering-Leiterin im weiten Umkreis, dankte ihrem Vorgänger Reinhard Weniger von Herzen für sein jahrelange­s Engagement, das ihr Vorbild und Ansporn für die kommenden Jahre sein wird. Ausdruck der Wertschätz­ung war denn auch die Verleihung der Ehrenmitgl­iedschaft an den langjährig­en Leiter des Hegeringes Wülfrath.

 ??  ?? Ein Jahr leitete Luciana Volmer den Hegering Wülfrath kommissari­sch, nun wurde sie offiziell ins Amt gewählt. Sie ist im weiten Umkreis die einzige Frau in dieser Position.
Ein Jahr leitete Luciana Volmer den Hegering Wülfrath kommissari­sch, nun wurde sie offiziell ins Amt gewählt. Sie ist im weiten Umkreis die einzige Frau in dieser Position.

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