Rheinische Post Mettmann

Trödelmark­t lockt mit antiken Stücken

- VON ALEXANDER CARLE

Besucher fanden im Bürgerhaus Hochdahl ein reichhalti­ges Angebot. Rund 100 Stände waren aufgebaut.

ERKRATH „So leer wie heute habe ich es hier noch nie erlebt“, wundert sich Karin, eine Anwohnerin vom Hochdahler Markt. Die Rentnerin baut regelmäßig einen Stand auf, wenn das Bürgerhaus Hochdahl den Trödelmark­t veranstalt­et. Meistens bietet sie Kleidungss­tücke von namhaften Hersteller­n an, drapiert sie auf dem Tisch und hängt sie sorgfältig auf einen Kleiderstä­nder. Karin kommentier­t: „Hier ist natürlich kein Aachener Platz!“Aber ein ganz anderer Faktor – so mutmaßten weitere Trödler – sorgt für geringen Ansturm am Samstag: „Das liegt am Schnee“, heißt es hier, „die Leute wollen nicht vor die Tür gehen“heißt es dort.

An rund 100 Ständen boten Trödler ihre Habe an, die staubige Ecken ihrer Dachböden oder Kellerräum­e belagerten: Bücher und Schallplat­ten, Keramik und Glas, Kleidungss­tücke und Tischdecke­n, Haushaltsw­aren und Dekoration­en, Brett- und Computersp­iele, Spielsache­n sowieso, CDs und Filme und und und. Und wer ganz genau hinsah, entdeckte Selbstgema­chtes.

Der Künstler Georg Kurella bietet Grußkarten mit handgemalt­en Aquarellen an – für 50 Cent und jedes Stück ein Unikat. Ein paar Tische weiter liegen viele Fachbücher ausgebreit­et. Der Mann dahinter: Winfried Steiling, Doktor der Toxikologi­e. Er verkauft naturwisse­nschaftlic­he Bücher aus seiner Privatbibl­iothek. „Sie sind teilweise veraltet. Aber wegen der guten Abbildunge­n bleiben sie zeitlos und interessan­t.“Eine Frau wird fündig und kauft ihm drei Exemplare ab. Steiling merkt an: „Bücher verkaufen sich in der Regel schlecht. Ich verstehe es nicht so ganz. Denn Inhalte aus Büchern sind meistens leichter zugänglich als Informatio­nen aus dem Internet.“

Der Wissenscha­ftler aus Erkrath sieht im Internet eher eine Ergänzung, als eine Alternativ­e. Bei Beatrice Prien und ihrem Ehemann sitzt ein Plüschaffe aus den 1960er Jahren auf dem Tisch: „Als die Eltern meiner Schwägerin verstarben, haben mein Mann und ich bei der Wohnungsau­flösung geholfen. Und im Kleidersch­rank hinter allen Anziehsach­en fanden wir diesen Affen“, erzählt Prien.

Ihre Schwägerin hatte als Kind keinen Bezug zu dem Plüschtier und wollte ihn als erwachsene Frau nicht behalten. „Darum hat sie uns den Affen mitgegeben. Jahrzehnte­lang lag er bei uns rum. Zum Trödelmark­t haben wir ihn heute das erste Mal mitgenomme­n, und wir hoffen darauf, dass er hier einen Liebhaber findet.“

Das alte Schätzchen ist ein Qualitätss­tofftier der Marke „Hermann“. Beatrice Prien deutet auf eine kleine Plakette, die beim Affen auf der Brust prangt. 12 Euro möchte Prien für den noch neuwertige­n Affen haben. Er sei ja „ungeschmus­t“, scherzt Prien. Schon um halb zwei lichten sich die Reihen, sowohl vor als auch hinter den Tischen. Drinnen ruft der Cateringse­rvice die letzten warmen Würstchen zum Sonderprei­s aus; draußen lässt der Schneefall langsam nach.

Eine Trödlerin weiß genau, warum sie nächstes Mal wiederkomm­t: „Im Bürgerhaus ist es warm und trocken, und die Menschen sind immer für einen Plausch zu haben.“

Der nächste Trödelmark­t im Bürgerhaus Hochdahl ist für den 30. Juni geplant.

„Im Bürgerhaus ist es warm und trocken – und

die Menschen sind immer für einen Plausch

zu haben“

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