SERIE MEIN ERSTES MAL (1) „Kathan“lässt mich die Freiheit spüren
Die Bindung zwischen Mensch und Tier beeindruckt unsere Autorin – und erklärt zugleich die Faszination am Reitsport.
KREIS METTMANN Der Morgen, an dem ich mich auf den Weg zu meinem ersten Pferderitt mache, ist feucht und kühl. Noch bin ich mir nicht sicher, was ich von der ganzen Aktion halten soll. Ich erinnere mich daran, dass ich als junges Mädchen oft davon geträumt habe, reiten zu können. In meinem Kopf war Reiten wie Freundschaft und Freiheit: Beides Dinge, nach denen ich mich in meiner Kindheit gesehnt habe. In dem Erinnerungsbuch aus der Grundschule malte ich in dem Feld „So möchte ich später leben“einen Bauernhof mit vier braunen, friedlich grasenden Pferden. Als ich nun an diesem Morgen im Stall in Erkrath ankomme, kommt mir die Reitlehrerin mit ihrem Pferd Kathan entgegen. Kathan ist wunderschön, sein schwarzes Fell glänzt und ist weich wie Seide. Er kommt mir riesig vor, aber nicht auf eine furchteinflößende Art. Kathan ist bereits gesattelt und gezäumt, ich muss also nur noch meinen Weg auf seinen Rücken finden. Dafür steige ich auf ein kleines Treppchen, setze meinen linken Fuß in den Steigbügel und schwinge mich in den Sattel. Auf Kathans Rücken fühlt es sich etwas wackeliger und höher an als erwartet. Die Reitlehrerin erklärt mir, dass ich mich entspannen und versuchen soll, die Balance im Sattel zu finden.
Ich werde durch die Reithalle geführt und spüre Kathans Bewegungen. Die Verbundenheit zum Tier macht mich ruhig und versetzt mich fast in eine Art Trancezustand. Der Ritt erinnert mich an das Ursprüngliche und Echte im Leben – so wie ich es fühle, wenn ich mit meinen Händen in Erde grabe oder über Baumrinden streiche.
Plötzlich rieche ich wieder den Duft der Natur und habe Sehnsucht nach einem simplen Leben. Der Alltag in der Stadt kommt mir in diesem Moment leer und lächerlich vor.
Nach drei Runden in der Halle steige ich wieder von Kathan ab. Leichter geschrieben als getan: Ich muss beide Füße aus den Steigbügeln nehmen, mein rechtes Bein über den Pferdehintern schwingen und herunterspringen. Am Ende aber stehe ich heile neben Kathan.