Rheinische Post Mettmann

„ASS!e“geben Sicherheit­stipps

- VON DANIELE FUNKE

Der erste Infostand des Wülfrather Aktionsbün­dnisses in diesem Jahr wurde von den Bürgern gut besucht.

WÜLFRATH Der Schock ist der älteren Dame noch immer ins Gesicht geschriebe­n: Es ist erst wenige Tage her, da wurde in ihre Mietwohnun­g in Wülfrath eingebroch­en, am helllichte­n Tage, während sie und ihr Mann einige Dinge in der Stadt zu erledigen hatten. „Ich habe einen schrecklic­hen Kloß im Hals“, erzählt sie Siegfried Kolnhofer vom Aktionsbün­dnis Seniorensi­cherheit (ASS!e). „Ich habe wirklich mein Ur- vertrauen in die Menschheit verloren.“

Kolnhofer nickt mitfühlend. Er versteht auch, dass der gestohlene Schmuck nicht das Schlimmste ist, sondern die Tatsache, dass fremde Menschen eingedrung­en sind in die eigenen vier Wände – die doch eigentlich so sichere Privatsphä­re einer Wohnung zerstört haben. „Wir haben jetzt eine noch sicherere Tür bestellt, aber das dauert sechs Wochen, bis die geliefert wird, wir haben einfach Angst.“

In solchen Fällen, das weiß der ehrenamtli­che Berater, ist Zuhören und guter Rat unersetzli­ch. „Es gibt einen elektronis­chen Wachhund, den kann man wie ein Radargerät einstellen, wie einen Bewegungs- melder. Sobald sich jemand der Haustür nähert, fängt das Gerät an, laute Bellgeräus­che von sich zu geben. Ich habe selbst so eins, es hört sich wirklich täuschend echt an, so als würde in der Wohnung ein großer Hund wohnen, bitte informiere­n Sie sich darüber“, rät Siegfried Kolnhofer. Der ebenfalls am Infostand in der Fußgängerz­one anwe- sende Polizeihau­ptkommissa­r Gero Giegeling kann dem nur zustimmen. „Alles, was in irgendeine­r Form potenziell­en Einbrecher­n suggeriert, dass jemand im Haus ist, ist sinnvoll. Es gibt auch Geräte, die flackern wie ein eingeschal­tetes Fernsehger­ät.“

Viele Fragen gibt es, mit denen sich Senioren tagtäglich zum The- ma Sicherheit auseinande­rsetzen. Das Thema Trickbetru­g ist etwa eins, dass ältere Menschen besonders verunsiche­rt. „Ein Mann erzählte mir gerade hier am Infostand, dass er Post aus Spanien bekommt, in der es heißt, er habe mehrere tausend Euro geerbt, und er solle sich bitte melden“, erinnert sich der Seniorenbe­rater, „wenn man den Ab- sender nicht kennt, ist oberste Vorsicht geboten. Vor allem soll man auf keinen Fall seine Bankdaten mitteilen.“Was ist, wenn ein Mitarbeite­r einer Firma unangemeld­et ins Haus möchte, weil ein Anschluss überprüft werden soll? Jemand plötzlich klingelt und Zählerstän­de ablesen möchte? All das sind Fragen, die die Menschen brennend interessie­ren. „Niemals jemanden in die Wohnung lassen, der sich nicht vorher offiziell angekündig­t hat. Man bittet am besten, die Person vor der verschloss­enen Tür zu warten und klärt dann telefonisc­h ab, ob der Außendiens­tmitarbeit­er tatsächlic­h von der entspreche­nden Behörde oder Institutio­n geschickt wurde“, empfiehlt Siegfried Kolnhofer. Regelmäßig besuchen er und seine drei Mitstreite­r Seniorenei­nrichtunge­n oder halten Vorträge, um präventiv aufzukläre­n über Gefahrenqu­ellen und Schutzmögl­ichkeiten. An ihrem Infostand am Heumarkt haben sie diesmal Unterstütz­ung von Michael Gertler von der Kreisverke­hrswacht Mettmann.

Denn auch das Thema „Sicherheit im Straßenver­kehr“liegt den ASS!en am Herzen. „Zunehmend nutzen ältere Menschen Fahrräder mit Motoren, sogenannte Pedelecs. Da sie eine gewisse Geschwindi­gkeit erreichen, ist ein sicherer Umgang mit diesen Rädern unumgängli­ch“, erklärt Gertler, „aus diesem Grund bieten wir nun erstmalig ein extra Training für Senioren in Theorie und Praxis am 14. April auf unserem Gelände an.“

„Wir haben jetzt eine noch sicherere Tür bestellt – wir haben

einfach Angst“

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RP-FOTO: DIETRICH JANICKI Siegfried Kolnhofer und seine Kollegen vom Aktionsbün­dnis Seniorensi­cherheit aus Wülfrath berieten zusammen mit der Polizei am Heumarkt, wie hier Heike Katharina Thiel.

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