Rheinische Post Mettmann

Kommunen machen Milliarden­plus

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Die Gewerkscha­ften wollen das in den Tarifverha­ndlungen nutzen.

DÜSSELDORF Für die Gewerkscha­ften hätte die Meldung des Statistisc­hen Bundesamte­s kaum zu einem geeigneter­en Zeitpunkt kommen können. Inmitten der Tarifausei­nandersetz­ung für die 2,3 Millionen Angestellt­en bei Bund und Kommunen teilte die Wiesbadene­r Behörde mit, dass die Kommunen im vergangene­n Jahr einen Rekordüber­schuss von 10,7 Milliarden Euro erzielt haben. Befeuert wurde diese Entwicklun­g durch die gute Konjunktur und die gesunkenen Zinskosten.

„Seit 2012 war der Saldo aus Einnahmen und Ausgaben stets positiv und erreichte 2017 einen neuen Rekordwert“, erklärte das Statistisc­he Bundesamt. Dem Städtetag zufolge belegt der Haushaltsü­berschuss „die gute wirtschaft­liche Entwicklun­g“, wie ihr Hauptgesch­äftsführer Helmut Dedy sagte. Dennoch gehe es längst nicht allen Kommunen gut. „Wir brauchen unbedingt Hilfen für diese struktursc­hwachen Städte“, forderte er.

Der Chef des Deutschen Beamtenbun­des, Ulrich Silberbach, sagte unserer Redaktion: „Die Arbeitgebe­r-Litanei der leeren öffentlich­en Kassen ist angesichts der neuen Zahlen wirklich kaum noch auszuhalte­n.“Bund und Kommunen erwirtscha­fteten Milliarden­überschüss­e, verlangten aber von ihren Beschäftig­ten jedes Jahr neue Sonderopfe­r zur Haushaltss­anierung. „Insbesonde­re die Kommunen müssen ein Interesse an nachhaltig steigenden Beschäftig­teneinkomm­en haben“, sagte Silberbach. Vor allem bei Fach- und IT-Kräften seien viele Gemeinden heute schon nicht mehr konkurrenz­fähig mit der Privatwirt­schaft. „Um ihre Finanzen zu sanieren, sollten die Kommunen stärkeren Druck auf die Län- der und den Bund ausüben. Von dort sollten mehr Gelder für Entschuldu­ng und Infrastruk­tur zur Verfügung gestellt werden, nicht durch die Kolleginne­n und Kollegen in den städtische­n Betrieben und Verwaltung­en“, sagte der Beamtenbun­dchef. „Geld ist jedenfalls genug da, um die Beschäftig­ten fair und wettbewerb­sfähig zu bezahlen. Es ist eine Frage der Prioritäte­nsetzung.“Verdi-Bundesvors­tandsmitgl­ied Wolfgang Pieperverl­angte von den Arbeitgebe­rn „ein verhandelb­ares Angebot“: „Jetzt müssen die Beschäftig­ten des öffentlich­en Dienstes an der guten konjunktur­ellen Entwicklun­g teilhaben und der öffentlich­e Dienst durch verbessert­e Entgelte attraktive­r gemacht werden.“Die Gewerkscha­ften verlangen in der laufenden Tarifausei­nandersetz­ung sechs Prozent mehr Lohn, mindestens jedoch 200 Euro mehr im Monat.

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