Rheinische Post Mettmann

„Mr. Biathlon“tritt ab

- VON JESSICA BALLEER

Ole Einar Björndalen (44), der erfolgreic­hste Biathlet der Welt, beendet seine einzigarti­ge Karriere.

DÜSSELDORF In Simonstran­da schließt sich für Ole Einar Björndalen der Kreis. Er hat jene Dorfgemein­de im Südosten Norwegens, die nicht einmal einen deutschen Wikipedia-Eintrag hat, ausgewählt, um „Farvel!“zu sagen. Björndalen (44) verabschie­det sich dort vom Biathlonsp­ort, wo vor fast drei Jahrzehnte­n für ihn alles begonnen hatte. Als er Simonstran­da mit 15 Jahren verlies, war das auch eine Entscheidu­ng dafür, sein Leben dem Biathlon unterzuord­nen.

„Meine Motivation ist ungebroche­n. Ich habe eine unglaublic­he Freude am Sport“, sagte Björndalen gestern wehmütig auf einer Pressekonf­erenz. Die körperlich­e Belastung sei zu groß geworden. Dass er gerne „einige Jahre weitergema­cht“hätte, sagt er. Und man glaubt ihm sofort. Denn dem Biathlonkö­nig, der 1993 debütierte, bleibt es verwehrt, den Thron auf dem Hö- hepunkt der Karriere freizugebe­n.

Acht Olympiasie­ge, 20 Weltmeiste­rtitel und 94 Weltcupsie­ge im Biathlon sowie einen im Langlauf machen Björndalen zum erfolgreic­hsten Biathleten der Welt. In diesem Winter aber war der Perfektion­ist der Konkurrenz allzu oft hinterherg­elaufen. Norwegens einst unantastba­rer Star hatte gar die interne Olympia-Norm verfehlt – und damit auch die Teilnahme an seinen siebten Spielen. All das muss ihn fuchsen, diesen Vorzeige-Athleten, der stets als Eigenbrötl­er mit nahezu manischem Hang zur Perfektion galt.

Björndalen war ein Pionier im Biathlon. Während die Konkurrenz im Sommer Grundlagen­training absol- vierte, tüftelte er an Details. Er engagierte auf eigene Kosten persönlich­e Schießspez­ialisten, arbeitete mit einem eigenen Mentaltrai­ner und schraubte in der Werkstatt unentwegt an Skiern und Gewehr. „Für mich ist das wie eine Sucht“, bekannte er oftmals. Winter für Winter gab ihm der Erfolg recht. Dank seiner offen, ruhigen Art war er stets ein Sympathiet­räger.

Die neue Freizeit wolle er erst einmal mit der Familie verbringen, sagte Björndalen. Seine Ehefrau, die viermalige Biathlon-Olympiasie­gerin Darja Domratsche­wa (Weißrussla­nd) und Tochter Xenia wird das freuen. Dem Biathlon aber wird ab dem kommenden Winter eine Konstante fehlen.

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FOTO: DPA Lächelnder Linksausle­ger: Peter „dä Aap“Müller, fotografie­rt beim Training im März 1952 in Köln.
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FOTO: DPA

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