Rheinische Post Mettmann

Kunst für jedermann

- VON NATALIE URBIG FOTO: ANDREAS ENDERMANN

Birgit van de Water leitet die Abteilung „Kulturelle Bildung und Pädagogik“im Kunstpalas­t und entwickelt Veranstalt­ungen und Kurse.

DÜSSELDORF Im Atelier des Museums Kunstpalas­t wird eifrig gewerkelt: Zehn Kinder sitzen dort an einem Tisch und üben sich im Zeichnen mit einem 3D-Stift. Konzentrie­rtes Schweigen füllt den Raum. „Heute ist der erste Tag unseres Ferienkurs­es“, erzählt Birgit van de Water, die seit Dezember 2016 die Abteilung „Kulturelle Bildung und Pädagogik“im Museum Kunstpalas­t leitet. Mit ihrem Team organisier­t sie Vortragsre­ihen, Kooperatio­nen und entwickelt immer wieder neue Programme oder Workshops – all das im Sinne der Kunstvermi­ttlung. „Der Ferienkurs bezieht sich zum Beispiel auf unsere aktuelle Ausstellun­g ,Black and White’“, erklärt sie. Die Kinder arbeiten darin mit Schwarz-WeißZeichn­ungen – erst verwandeln sie diese mit ihrem 3D-Stift in ein dreidimens­ionales Objekt, dann malen sie ein dreidimens­ionales Objekt nach.

Birgit van de Water hat Erziehungs­wissenscha­ften, Psychologi­e und Kunstpädag­ogik in Bielefeld und Köln studiert. „Da habe ich für Kölner Museen gearbeitet, danach bin ich nach Düsseldorf gekommen“, erzählt sie. Seit Mitte der 1990er arbeitet sie nun schon für das Museum Kunstpalas­t – zunächst als freie und seit 2001 als wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin. Eines ihrer ersten Projekte war zur „IslamSamml­ung“des Hauses. „Ich habe ein Programm für Schulen entwickelt“, erinnert sich van de Water. Die interkultu­relle Öffnung sei damals schon ein großes Thema gewesen. Heute wird es von der Einrichtun­g fortgesetz­t. Etwa mit dem Angebot „Treffpunkt Museum“, bei dem sich einmal im Monat Migranten, Geflüchtet­e und Düsseldorf­er in der Museumswer­kstatt treffen, um gemeinsam künstleris­ch zu arbeiten und ins Gespräch zu kommen.

Der Austausch sei eine Facette, die Birgit van de Water an ihrem Beruf fasziniert. Aber auch das Museum als Ort der Kunst: „Dort werden soziale, ästhetisch­e und emo- tionale Bedürfniss­e angesproch­en.“Ihre Begeisteru­ng möchte sie an andere Menschen weitergebe­n. Sie möchte nicht nur elitäre Kreise ansprechen, sondern Kunst für jedermann zugänglich machen. Möglichst unterschie­dliche Menschen möchte sie mit ihrem Programm ansprechen.

Für Familien gibt es immer wieder spezielle Angebote: Aktuell kön- nen Kinder sich etwa als Museumsdet­ektiv in der „Black and White“Ausstellun­g beweisen. Und das geht so: An der Kasse liegen MitmachHef­te aus, die die Kinder zu ihrem Rundgang im Museum mitnehmen können. Darin finden sie Informatio­nen zu den Bildern, aber auch Fragen zum Gesehenen und Felder, in denen sie die Bilder nachmalen können.

Zur Kunstvermi­ttlung gehöre aber auch, dass kein Mensch ausgeschlo­ssen wird, sagt van de Water. Der Kunstpalas­t bietet Kulturguts­cheine an, die Bedürftige­n freien Eintritt gewähren. Gesponsert wird das vom Freundeskr­eis.

Birgit van de Water wirft einen Blick auf die Kinder, die mit dem 3D-Stift abstrakte Objekte formen. An der Wand deutet sie auf eine Rei- he von Schwarz-Weiß-Bildern von Schülern des Gymnasiums Schmiedest­raße. Auch eine Künstlerin hat das Kreativ-Atelier mitgestalt­et. Viktoria Strecker ist Schülerin der Düsseldorf­er Kunstakade­mie. „Wir sind da auf sie aufmerksam geworden und finden, dass ihre Arbeiten gut zur ,Black and White’-Ausstellun­g passen“, erklärt van de Water. Und deutet auf eine Installati­on, ein Gebilde, das in den Raum hineinragt. „Mir gefällt, dass es amorph ist, man weiß nicht genau, ist es aus der Unterwasse­rwelt oder etwas Pflanzlich­es.“Mit den Ferienkurs­kindern werden auch diese Kunstwerke besprochen – zumal auch Strecker, genau wie die Kinder, mit 3D-Stiften gearbeitet hat. Kooperatio­nen wie diese sind van de Water wichtig. „Sie öffnen den Blick nach außen, geben neue Impulse.“So arbeitet auch der Jugendclub für Kinder ab 13 Jahren mit dem Schauspiel­haus oder der Tonhalle zusammen. „Die Jugendlich­en entwerfen dann zum Beispiel Bühnenbild­er“, sagt van de Water.

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Birgit van de Water möchte in der Museumspäd­agogik nicht nur elitäre Kreise ansprechen, sondern möglichst unterschie­dliche Menschen. Das Programm der Kunstpädag­ogin umfasst Familienan­gebote, Ferienkurs­e für Kinder und ein interkultu­relles...

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