Rheinische Post Mettmann

Einzelhänd­ler setzen auf Kundenkont­akt

- VON LEON BECHER

Internetei­nkäufe haben großen Einfluss auf das Bestehen des Ladenverka­ufs. Die individuel­le Beratung ist ein Plus.

METTMANN Die Mettmanner Einzelhänd­ler sind nicht nur zu ihren Öffnungsze­iten in ihren Läden anzutreffe­n, sondern rund um die Uhr im Internet. Was viele gar nicht wissen: Auch kleine Einzelhänd­ler pflegen teilweise schon seit 20 Jahren eine eigene Homepage. So wie Gudrun Fath vom Spielwaren­fachgeschä­ft Spiel und Bahn. Sie schloss ihre Zweigstell­e in der Kö-Galerie, betreibt aber ihren Online-Shop.

Die Mettmanner Einzelhänd­ler vertreten die Auffassung, dass sich das Bestellen bei Großkonzer­nen im Internet spürbar auf die Geschäfte in den Innenstädt­en auswirkt. Gerhard Jacobs, Inhaber des Schuhhause­s Schmidt spricht an, dass „der Verbrauche­r vergisst, dass er im Internet keinen Service mehr findet, der bei uns inklusive ist“.

Mit dieser Einstellun­g ist er nicht alleine. Auch Gudrun Fath weiß aus eigener Erfahrung davon zu berichten, wie stark die Konkurrenz aus dem Netz sein kann. Ihrer Ansicht nach ist der Kunde, der ausschließ­lich im Internet kauft, „bequem und faul“geworden und spart sich den Gang zum Händler vor Ort.

Bedeutet das, dass der Kunde dem Internet blind vertraut und gar nicht mehr weiß was „Qualität und Service“eigentlich meint? Gerade der Einzelhand­el wirbt ja um seine Kunden, indem er sich mit Beratung und Qualität gegenüber dem Internetka­uf absetzt.

Ein Alleinstel­lungsmerkm­al hat der Einzelhand­el gerade, was die Beratung angeht. Egal ob sich sich um ein Schuhgesch­äft, eine Buchhandlu­ng oder einen Spielzeugl­aden handelt.

Die Angestellt­en oder Inhaber versuchen immer auf die Bedürfniss­e der Kunden einzugehen. Gudrun Fath betont, dass es wichtig sei, zu hinterfrag­en: „Wir suchen das passende Geschenk. Ein Geschenk, das zum Kind passt. Jeder Mensch ist anders, man muss ein Spielzeug nach den Hobbys und Interessen des Kindes kaufen und nicht weil es in der Werbung gesehen wurde. Die Eltern sollten sich die Frage stellen: Womit spielt mein Kind?“Aber dass auch Mettmann vom Onlinevers­andhandel durch die großen Konzerne wie Amazon nicht verschont bleibt, stellt sie ebenfalls klar. Ihrer Ansicht nach wurden viele Branchen, die zuvor in Mettmann ansässig waren, wegrationa­lisiert durch den Internet-Besteller. Dennoch hat sie immer noch die Hoffnung, dass sich etwas im Bewusstsei­n der Menschen ändert. Sie schlägt vor, dass man die im Internet bestellten Sachen nur noch gegen Gebühr zurückschi­cken darf. Dadurch würden viele Menschen ins Umdenken kommen, glaubt sie.

Neben der Beratung macht auch die Qualität der Produkte einen Faktor bei der Kaufentsch­eidung aus. Wolf Michael Gerhäusser von der Buchhandlu­ng Alexander Rüger ist der festen Überzeugun­g, dass die bessere Qualität immer noch in den Händen des Einzelhänd­lers liege.

Er legt sich fest, dass Menschen, die Wert auf Qualität legen, weiterhin den Einzelhand­el unterstütz­en werden. Im Buchhandel sei die Konkurrenz aus dem Netz aber schwä- cher als in anderen Bereichen. Gerade die Buchpreisb­indung helfe dabei, zu bestehen, wie er erläutert.

Dass die Online-Konkurrenz ein allgemeine­s Phänomen ist und sich nicht nur auf einen Bereich beschränkt, ist sich auch Schuhhändl­er Gerhard Jacobs bewusst. Er empfindet, dass die Frequenz an Kunden in den Innenstädt­en zu niedrig sei, wodurch der Einzelhand­el leide. In seinen Augen ist dies aber ein allgemeine­r Trend und nicht spezifisch auf Mettmann bezogen.

Gerade in der Mettmanner Innenstadt, an der Freiheitst­raße, seien die Gegebenhei­ten optimal, um Einzelhand­el zu betreiben, wie Gerhäusser herausstel­lt. „Es stehen kei- ne Gebäude leer, und es gibt so viele verschiede­ne Geschäfte, dass für jeden etwas dabei ist. Aber auch die Kundschaft ist hier sehr treu, was ich gut finde.“

Gerhäusser unterstrei­cht, dass ein Einkauf im Einzelhand­el eine größere Konsumzufr­iedenheit mit sich bringt. Aber gleichzeit­ig ist es für ihn auch nachhaltig­er, da kein Paket bei Nichtgefal­len zurückgesc­hickt werden muss, sondern die Sachen vor Ort umgetausch­t werden können. Auch der Kontakt mit Menschen und der Genuss zeichne den Einzelhand­el aus, wie er herausstel­lt. Persönlich­e Gespräche schaffen eine andere Kundenbezi­ehung.

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