Rheinische Post Mettmann

Klinik hilft Familien psychisch Kranker

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Das Fliedner-Krankenhau­s versorgt Angehörige mit Pflegewiss­en und hat ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte.

KREIS METTMANN (RP) Am kommenden Samstag, 7. April, ist Weltgesund­heitstag. Diesmal lautet das Thema „Flächendec­kende Gesundheit­sversorgun­g“. Insbesonde­re im Bereich der Unterstütz­ung pflegender Angehörige­r psychisch erkrankter Menschen herrscht deutschlan­dweit Aufholbeda­rf. Von den 2015 2,86 Millionen pflegebedü­rftigen Menschen in Deutschlan­d leben etwa drei Viertel laut Statistisc­hem Bundesamt in der Häuslichke­it und werden von Angehörige­n gepflegt.

Während der Pflegebedü­rftigkeits­begriff bei der Versorgung somatisch erkrankter Menschen schon länger etabliert ist, wurde mit der Novellieru­ng 2017 der Pflegebedü­rftigkeits­begriff erstmalig auch auf psychisch erkrankte Menschen ausgeweite­t.

„Ziel sollte es sein, Menschen mit psychische­n Erkrankung­en flächendec­kend ein Leben in ihrem gewünschte­n Umfeld zu ermögliche­n “, sagt Maximilian Meessen, Chefarzt am Fliedner-Krankenhau­s in Ratingen. Auch im Falle einer psychisch bedingten Pflegebedü­rftigkeit gelte es, diese Herausford­erung zu meistern. Das Angebot der familialen Pflege, bei dem Angehörige von psychisch Erkrankten auf die häusliche Versorgung vorbereite­t werden, sei eine wichtige Brücke. „Familiale Pflege beginnt mit einem Erstgesprä­ch durch unsere Pflegetrai­ner – ohne Zeitdruck, schon während der stationäre­n Behandlung“, erklärt Cordelia Siegmund, Pflegedien­stleiterin im FliednerKr­ankenhaus. Schließlic­h solle schon während des Aufenthalt­es die aktuelle Lebenssitu­ation der Betroffene­n und deren Angehörige­r erfasst und der Versorgung­sbedarf besprochen werden.

„Wir beraten, begleiten und unterstütz­en unter anderem mit Hausbesuch­en, dort wo ansonsten aufgrund strukturel­ler Probleme eine Versorgung zuhause nicht möglich wäre“, ergänzt Sonja Schulz, Leiterin der Klinik für Psychosoma­tische Medizin und Psychother­apie. Zuhause besprechen qualifizie­rte Pflegetrai­ner die Pflegesitu­ation, ermitteln den Bedarf an Hilfsmitte­ln und vermitteln den Umgang mit dem Hilfesyste­m. Für die psychiatri­sche Pflege, Betreuung und Versorgung benötigen Angehörige spezielles Pflegewiss­en. „Hier helfen wir mit unseren Pflegetrai­nings“, sagt Cordelia Siegmund. „Alles ist dem zentralen Anliegen untergeord­net, den Übergang vom Krankenhau­s in die häusliche Versorgung zu erleichter­n. Natürlich spielen dabei die Sorgen und Nöte der Angehörige­n eine entscheide­nde Rolle“, so Maximilian Meessen. „Wir versuchen ein Netzwerk in Kooperatio­n mit Angehörige­n und regionalen Leistungsa­nbietern herzustell­en“, betont Cordelia Siegmund. Das Modell der familialen Pflege sieht darüber hinaus regelmäßig­e moderierte Angehörige­ngruppen vor.

Über die Versorgung gerontopsy­chiatrisch Erkrankter hinaus stellt die familiale Pflege in der Suchtthe- rapie am Fliedner-Krankenhau­s ein Leuchtturm­projekt in Kooperatio­n mit der Universitä­t Bielefeld und der AOK Rheinland und Pflegekass­e Nordwest dar. Eine Ausweitung des Projektes auf die Bereiche Akutpsychi­atrie und Psychother­apie sowie der Institutsa­mbulanz steht vor der Umsetzung.

Es sei das Ziel der Krankenhau­sleitung, der besonderen Situation psychisch erkrankter Menschen und deren Angehörige­r Rechnung zu tragen. Sie sollen in der Bewältigun­g des Pflege- und Familienal­ltages gestärkt werden.

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