INTERVIEW GREGOR NEUHÄUSER „Bloß nicht täglich auf den DAX schauen“
Seit Jahresbeginn beweisen die Börsen wieder einmal, dass es auch bergab gehen kann. Gregor Neuhäuser, Leiter der Düsseldorfer Niederlassung der Walser Privatbank, rät zur Besonnenheit und vergleicht ertragreiche Geldanlagen mit gutem Wein.
Weshalb begleitet die Walser Privatbank ein Wein-Event wie die „Kulinarischen Begegnungen“? NEUHÄUSER: Weil edler Wein und nachhaltige Geldanlage einige Gemeinsamkeiten haben. Ein hochwertiger Wein braucht Zeit, um zu reifen. Zeit spielt auch bei der Kapitalanlage eine wesentliche Rolle. So wie ein guter Wein mit den Jahren immer besser wird, sollten sich auch Geldanlagen durchaus fünf oder mehr Jahre entwi- ckeln und reifen. Erst dann zeigt sich ihr Erfolg – eben genau wie sich bei Wein erst mit der Zeit seine oftmals herausragenden Eigenschaften offenbaren. Wer einen langfristigen Anlagehorizont hat, für den ist der Einstiegszeitpunkt kaum relevant. Ist denn momentan ein guter Einstiegszeitpunkt? NEUHÄUSER: Beim Wein gibt es gute und schlechte Jahrgänge, abhängig etwa vom Boden, seiner Lage oder dem Wetter. Anders bei der Geldanlage: Dort spielt der Einstiegszeitpunkt – langfristig betrachtet – keine große Rolle. Ob sie erfolgreich sein wird und die erhofften oder gar prognostizierten Erträge bringt, hängt vor allem von den taktischen Anlageentscheidungen und der zu Beginn festgelegten Struktur des Portfolios ab. Deshalb ist eine gründliche, möglichst ganzheitliche Beratung durch nichts zu ersetzen. Worauf legen die Berater der Walser Privatbank wert? NEUHÄUSER: Ganz ohne Risiko sind heute selbst geringe Renditen nicht zu erzielen – wenngleich dies nach Steuern, Inflation und Kosten durchaus angestrebt werden muss. Im Mittelpunkt unseres sicherheitsbetonten und auf Werterhalt abzielenden Vermögensmanagements steht daher der „RiskProfiler“. Mithilfe dieses auf Basis wissenschaftlicher Methoden entwickelten AnalyseTools, dessen Erhebungen weit über die üblichen Standards hinausgehen, ermitteln die Berater die Risikotragfähigkeit des Kunden. Erst wenn die feststeht, geht es an die Ausarbeitung der konkreten Anlageempfehlung. Ziel ist immer eine langfristige Strategie, meist über Generationen hinweg. Wichtig ist eine breite Streuung der Einzelanlagen, sowohl bei den Anlageklassen als auch geografisch betrachtet. Die gilt es idealerweise beizubehalten. Nicht umsonst lautet die Maxime der Walser Privatbank seit jeher „Heute Sicherheit für morgen“. Dafür stehen auch die seit mehr als einem Jahrhundert gewachse- nen Werte der Bank aus dem Kleinwalsertal: Nähe, Solidität und Engagement. Ist eine Anlage in Aktien angesichts unberechenbarer Politik, drohender Handelskriege und geopolitischer Risiken überhaupt noch sinnvoll? NEUHÄUSER: Absolut, denn wohin man auch blickt – ob beispielsweise nach Amerika, wo deutschen Autobauern Straf- zölle drohen, oder nach Nordkorea, dessen Raketen mittlerweile auch Deutschland erreichen könnten, oder Russland, wo der erwartungsgemäß wiedergewählte Präsident Putin in den vergangenen Jahren tendenziell rücksichtsloser agiert – niemand kann die Zukunft wirklich vorhersagen. Dies alles dürften die Märkte bereits in die Aktienbewertungen eingepreist haben. Zudem können immer noch einzelne Länder und Regionen bei Investments generell ausgeschlossen werden. Wer beispielsweise die russische Wirtschaftspolitik kritisch sieht, der kann und sollte darauf verzichten, dort Aktien oder Anleihen zu erwerben. Wichtig ist, dass jeder Anleger seine persönlichen Überzeugungen in seinem Portfolio wiederfindet und sich damit langfristig wohlfühlt. Was raten Sie Anlegern, die zurzeit nervös sind? NEUHÄUSER: Bloß nicht täglich auf den DAX oder andere Aktienindizes zu schauen. Die Versuchung könnte groß sein, in Aktionismus zu verfallen und von ursprünglich festgelegten Prämissen abzugehen. Gerade in schwankenden Marktphasen sind Besonnenheit und die emotionale Nähe einer Bank zu ihren Kunden unverzichtbar.