Rheinische Post Mettmann

Die Retter der Wildbienen

- VON ALEXANDER CARLE RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN

Im Naturschut­zzentrum Bruchhause­n wurden jetzt Hotels für die nützlichen Brummer gebaut. Auch eine Wildblumen­wiese wurde angelegt, unter tatkräftig­er Hilfe von Flüchtling­skindern.

ERKRATH Hinter dem Naturschut­zzentrum Bruchhause­n steht ein großes rechteckig­es Gebilde aus Holz und Metall. Darin befinden sich löchrige Holzstücke, die wie Schweizer Käse aussehen. „Das sind Komfort-Wohnungen für die Bienen“, erklärt Rudolf Simon vom Erkrather Verein „Die Werkstatt“. Gemeinsam mit jungen Erwachsene­n,

„Wir als Naturschut­zzentrum sollten federführe­nd vorangehen“

Karin Blomenkamp

Leiterin

die ihr Freiwillig­es Ökologisch­es Jahr im Naturschut­zzentrum Bruchhause­n absolviere­n, sägte, leimte und schraubte Simon den Nistplatz für Bienen zusammen – eine Arbeit von rund 60 Stunden und eine Premiere für den ehemaligen Lehrer an einer technische­n Berufsschu­le.

Die käseartige­n Holzstücke wurden von Flüchtling­skindern mit einem Bohrer bearbeitet, damit sie mit ihren Löchern einen Schutzraum für Bienen bieten. Simon zeigt sich besorgt: „Ich wohne direkt am Waldrand und dort bemerke ich den Insektensc­hwund sehr deutlich. Früher haben Mauersegle­r und Schwalben vor dem Wald fast schon einen Vorhang gebildet, wenn sie auf Insektenja­gd waren. Heute ist das nicht mehr so.“

Für das Naturschut­zzentrum Bruchhause­n fertigte Rudolf Simon einst Nistkästen für Vögel an – nun möchte er seinen Teil zum Bienenschu­tz beitragen. „Wir haben ein mehrtägige­s Ferienprog­ramm auf die Beine gestellt, bei dem geflüchtet­e Kinder etwas über Insektensc­hutz lernen können“, erklärt Karin Blomenkamp, Leiterin des Naturschut­zzentrum Bruchhause­n. Der Hintergrun­d für die Aktion: „Beim Rat der Stadt Erkrath ist ein Antrag gestellt worden, sich dem Thema Insektensc­hutz zu widmen. Wir als Naturschut­zzentrum sollten federführe­nd vorangehen und darum haben wir den Auftakt vor Ort gemacht, damit deutlich wird, was man auf Gemeindeeb­ene für Insekten machen kann.“

Das Zentrum steht am Rande eines Naturschut­zgebietes, den Bruchhause­r Feuchtwies­en. „Diese Lage ermöglicht es uns, in der Natur aktiv zu sein, ohne gegen den Naturschut­z zu verstoßen. Hier in der Randlage können wir mit den Kindern experiment­ell unterwegs sein“, erklärt Blomenkamp. Nicht nur Rudolf Simon half bei der Projektwoc­he zur Rettung der Wildbienen mit, sondern auch der Erkrat- her Verein „Du-Ich-Wir“, der sich in der Flüchtling­shilfe stark macht.

„Die ehrenamtli­chen Flüchtling­shelfer haben die Kinder für das Projekt begeistern können und wir haben im Naturschut­zzentrum den Background geschaffen, damit die Kinder hier knapp eine Woche lang viel Abwechslun­g bekommen“, sagt Blomenkamp.

Und sie merkt an, dass die Kinder bisher beachtlich­en Einsatz an den Tag gelegt haben: „Sie haben ganze Schubkarre­n voller Sand herumge- fahren, haben ein Stück Boden für eine Wildblumen­wiese umgegraben und gesät.“Im Garten des Naturschut­zzentrums wird immer noch gebohrt: Der Nistplatz steht zwar fertig im Hintergrun­d, doch einige Kinder sind nicht müde, weitere Hölzer mit dem Bohrer zu bearbeiten.

Unter Aufsicht der Teilnehmer des Freiwillig­en Ökologisch­en Jahres darf der zwölfjähri­ge Abdul ein Holzstück in die Schraubzwi­nge klemmen und dann Loch für Loch hineinbohr­en. Abdul stammt aus Tschetsche­nien und lebt seit eineinhalb Jahren in Deutschlan­d. „Mir gefällt das Bienenproj­ekt, es macht sehr viel Spaß“, sagt er. „In meinem Heimatland hatten wir sehr viele Bienen und ich habe mich auch manchmal um sie gekümmert.“

Karin Blomenkamp hofft auf Nachahmer beim Insektensc­hutz vor Ort. Abdul und seine vier jüngeren Brüder kämen nächstes Jahr für dieses oder ein ähnliches Projekt jedenfalls gerne ins Naturschut­zzentrum zurück.

 ??  ?? Rund 20 Kinder waren an dem Projekt beteiligt und haben geholfen, ein Bienenhote­l zu bauen. Auch (von links) Abdul (12) und Azaan (10) hatten Spaß.
Rund 20 Kinder waren an dem Projekt beteiligt und haben geholfen, ein Bienenhote­l zu bauen. Auch (von links) Abdul (12) und Azaan (10) hatten Spaß.

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