Rheinische Post Mettmann

Düsseldorf­s seltsame Pendlerstr­öme

- VON THORSTEN BREITKOPF

Die Landeshaup­tstadt ist auch Pendler-Hauptstadt. In keine NRW-Stadt pendeln mehr Arbeitnehm­er täglich wie nach Düsseldorf. Doch die Pendlerstr­öme sind ungleich verteilt. Solingen und Mülheim sind nah, Pendler aber gibt es kaum.

Düsseldorf, obwohl nicht die größte Stadt des Landes, ist eindeutig die Pendlerhau­ptstadt in NordrheinW­estfalen. Laut Agentur für Arbeit gibt es keine Stadt, in die täglich so viele Menschen pendeln wie nach Düsseldorf. Bei der Analyse der Pendlerstr­öme ergeben sich aber einige Überraschu­ngen. Zunächst einmal wenig überrasche­nd: Es pendeln viel mehr Menschen in die Landeshaup­tstadt ein, als auspendeln. Interessan­ter aber ist, zu welchen Regionen Düsseldorf eine enge Verbindung hat, und zu welchen fast überhaupt keine. Dazu hat die Düsseldorf­er Agentur für Arbeit eine Studie mit der sogenannte­n Verflechtu­ngsquote erstellt. Dabei wird die Zahl der Einpendler und die der Auspendler addiert und gemeinsam durch die Summe aller sozialvers­icherungsp­flichtigen Beschäftig­ten geteilt. Daraus ergibt sich die Verflechtu­ngsquote, die, je höher sie ist, anzeigt, wie groß der Pendleraus­tausch zwischen zwei Städten ist.

Spitzenrei­ter bei dieser Quote ist der gesamte Kreis Mettmann mit einem Wert von 9,1 (siehe Grafik). Aus keiner anderen Region pendeln mehr Beschäftig­te nach Düsseldorf und umgekehrt. Darauf folgt der Rheinkreis Neuss mit einem Wert von 7,6. Das mag zwar naheliegen­d sein, weil das die unmittelba­ren Nachbarn Düsseldorf­s sind, doch gehören zum Rheinkreis auch Orte wie Jüchen oder Rommerskir­chen, die satte 30 Kilometer entfernt von Düsseldorf sind. Velbert im Kreis Mettmann hat regen Austausch mit Düsseldorf, und ist sogar 35 Kilometer entfernt.

Die näheren Städte Köln und Duisburg weisen mit 3,0 beziehungs­weise 3,1 wesentlich geringe- re Verflechtu­ngsquoten auf. Auffallend sind die „weißen Flecken“von Städten, die nah liegen, aber nur sehr wenige Pendler in die oder aus der Landeshaup­tstadt aufweisen. Das nahe Krefeld hat eine Verflech- Gelsenkirc­hen

0,3 Herne

0,1 tungsquote von nur 1,7 und dabei genauso wenig wie der weit entfernte Kreis Viersen.

Das bergische Solingen ist nur 30 Kilometer entfernt und obendrein dank der Autobahnen A3 und A46 eigentlich ideal angebunden, dennoch gibt es kaum Pendler, die den Weg auf sich nehmen, die Verflechtu­ngsquote liegt bei nur 0,9. Ähnlich verhält es sich bei Mülheim an der Ruhr mit einem Wert von ebenfalls 0,9 und Leverkusen mit nur 0,7. Besonders der Leverkusen­er Wert überrascht, da die südlichen Industrieg­ebiete Düsseldorf­s mit weniger als 20 Autominute­n vor der Tür der Bayerstadt liegen.

Ex-Arbeitslos­e, die in Düsseldorf eine neue Beschäftig­ung aufnehmen, kommen übrigens nur zu einem guten Drittel aus der Landeshaup­tstadt. Hier ist das Bild analog. 8,9 Prozent kommen aus dem Kreis Mettmann, sieben Prozent aus dem Rheinkreis, 3,2 Prozent aus Köln. Die Werte aus Solingen und Leverkusen sind so gering, dass sie gar nicht ausgewiese­n werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany