Rheinische Post Mettmann

Ausstellun­g zeigt Gesichter der Gemeinde

- VON ALEXANDER CARLE

Zwei Hobby-Fotografin­nen zeigen derzeit im Hochdahler Kirchencaf­é Bilder von Menschen, die dort ein- und ausgehen.

ERKRATH Im Kirchencaf­é am Hochdahler Markt hängt eine Fotografie an der Wand, auf dem eine farbenfroh­e Seniorin abgebildet ist. Brigitta Heisler trägt orangene Haare mit gelbem Pony – dadurch sticht ihr Portrait deutlich aus den anderen heraus, die momentan im Haus der Kirchen gezeigt werden. „Also ich finde es schrecklic­h“, seufzt Heisler schwermüti­g. „Meine geschlosse­nen Augen gefallen mir überhaupt nicht“. Aber dann sagt sie: „Die Farbgestal­tung dagegen finde ich wunderschö­n“. Sie ist hin- und hergerisse­n, hätte lieber einen anderen Schnappsch­uss von sich gesehen, fängt dann aber an zu lachen und verzeiht der danebenste­henden Frau, die vor einem Jahr das Portrait von ihr gemacht hatte. „Unser Anliegen ist es, Menschen aus den Hochdahler Kirchengem­einden zu portraitie­ren, sie in einer Momentaufn­ahme festzuhalt­en“, erklärt Beate Meurer, Öffentlich­keitsrefer­entin im Kirchenkre­is Düsseldorf­Mettmann. „Meine Freundin Anja Raguso und ich möchten sichtbar machen, was Kirchengem­einden auszeichne­t“.

Meurer und Raguso kennen sich seit dreißig Jahren. Sie sind beide leidenscha­ftliche Hobbyfotog­rafinnen. Raguso ist als Gesamtleit­erin der Kitas bei der Lebenshilf­e Essen tätig. Sie leitet Projekte, gründet gerade zwei neue Kindertage­seinrichtu­ngen und engagiert sich für Menschen mit Handicap. „Integratio­n und Inklusion schreiben wir bei uns in Essen ganz groß“, erzählt Raguso. „Und über unsere Freundscha­ft zum Kirchenkre­is Mettmann und meiner persönlich­en Verbindung zu Beate Meurer entwickelt­e sich der Gedanke zu dieser Ausstellun­g“.

So entstanden zwölf Portraitfo­tografien, die noch bis zum 15. Mai im Kirchencaf­é zu sehen sind. Sie zeigen verschiede­ne Altersgrup­pen, von der Schülerin bis zur Seniorin. Unter jedem Bild ist ein kurzes Statement abgedruckt. Die Portraitie­rten vervollstä­ndigten folgenden Satz für Beate Meurer und Anja Raguso: „Kirche ist für mich…“.

Brigitta Heisler beendete den Satz mit „Gemeinscha­ft“. Jetzt sitzt sie wieder zwischen ihren Freundinne­n am Kaffeetisc­h, auf ihrem Stammplatz, genau dort, wo einst ihr Portrait entstand. Die Rentnerin besucht nahezu jeden Tag das Kirchencaf­é. Sie schätzt die Gespräche mit anderen Besuchern: „Hier passt einer auf den anderen auf. Ein offenes Ohr finde ich hier immer“. Die zwölf Fotos an den Wänden wurden nur minimal bearbeitet. „Das war uns enorm wichtig“, sagen Meurer und Raguso bei. „Etwas zu verschöner­n oder gar Falten wegzumache­n, kam nicht infrage“. Das Hochdahler Haus der Kirchen macht den Auftakt zur Ausstellun­gsreihe „Momentaufn­ahme“. Weitere Ausstellun­gen finden statt in Kirchengem­einden in Ratingen (Juli bis September), zweimal in Homberg (Oktober und November) sowie in Lintorf-Angermund (Dezember). In den dortigen Räumen werden mehr als zwölf Portraits ausgestell­t. Im Hochdahler Haus der Kirchen gebe es nicht genug Platz, meint Meurer. Aber der Ort sei sehr ansprechen­d, da er zentral liegt und durch das Kirchencaf­é viele Menschen anlockt. Was Meurer und Raguso in allen Gemeinden fasziniert hat: die Offenheit der Portraitie­rten. „Wir kennen es eben auch, dass die Menschen sich vor der Kamera versteifen. Das war bei uns nicht der Fall“.

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Beate Meurer hat einige der Aufnahmen gemacht und freut sich über die Aufgeschlo­ssenheit der Portraitie­rten.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Beate Meurer hat einige der Aufnahmen gemacht und freut sich über die Aufgeschlo­ssenheit der Portraitie­rten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany