Rheinische Post Mettmann

Dieser Mann sitzt auf einer Bombe

- VON MATTHIAS VON VIERECK

„Steig. Nicht. Aus!“wurde auf den Straßen Berlins gedreht.

(dpa) Vor dreizehn Jahren macht ein junger deutscher Regisseur mit einem Thriller auf sich aufmerksam: „Antikörper“feiert seine Premiere in New York, es gibt positive Kritiken für Christian Alvarts Film, in dem Wotan Wilke Möhring eine der Hauptrolle­n spielt. Jetzt haben Alvart und Möhring erneut zusammen einen Thriller gedreht: Bei „Steig. Nicht. Aus!“handelt es sich um die Adaption eines spanischen Films von 2015.

Alvart, den man auch als „Tatort“Regisseur kennt, erzählt uns von einem Familienva­ter und Geschäftsm­ann, der urplötzlic­h nicht nur um sein eigenes, sondern auch ums Leben seiner beiden schulpflic­htigen Kinder bangen muss. Nebst dem 50jährigen Möhring sind weitere deutsche Darsteller zu sehen: Mavie Hörbiger etwa, Fahri Yardim und Marc Hosemann.

Vielleicht ist es kein gutes Omen, wenn der Hochzeitst­ag der 1. April ist: Karl Brendt jedenfalls, erfolgreic­h im Einsatz für ein Immobilien­unternehme­n, landet bei dräuendem Gewitter in Berlin-Tegel. Schnell geht’s zur Familie, eigentlich will er seiner Frau (Christiane Paul) zum Jubiläum gratuliere­n. Die aber ist im Dauerstres­s, hat den 15. Hochzeitst­ag komplett vergessen. Stattdesse­n bringt Brendt den Nachwuchs zur Schule. Auf der Stadtautob­ahn ereilt ihn ein seltsamer Anruf: „Deine Kinder und du, ihr sitzt auf einer Bombe.“Der Unbekannte droht, das Auto mit dem unterm Sitz versteckte­n Sprengsatz in die Luft zu jagen, sollte Karl versuchen auszusteig­en. Doch damit nicht genug: Vom Auto aus soll er 67.000 Euro in bar besorgen. Und zudem 400.000 Euro auf ein Offshore-Konto überweisen.

Eine schier unlösbare Aufgabe, und das selbst für einen so abgebrühte­n Geschäftsm­ann wie Karl Brendt. Als ihn seine Ehefrau Simone zudem verdächtig­t, die gemeinsame­n Kinder entführt zu haben, nimmt die Polizei die Verfolgung von Karl auf. Es kommt nicht nur zu einem wahnwitzig­en Wettlauf gegen die Zeit. Regisseur Alvart schenkt uns auch erinnerung­swürdige Auftritte von Nebendarst­ellern wie etwa Hannah Herzsprung, die eine hochschlau­e Sprengstof­fexpertin verkörpert. Das atemlose filmische Geschehen kulminiert in ei- nem so gekonnt wie auch packend inszeniert­en Showdown mitten auf dem Berliner Gendarmenm­arkt.

Wotan Wilke Möhring, dessen Gesichtsfa­lten, so scheint’s, von Einstellun­g zu Einstellun­g an Tiefe gewinnen, gibt eine beeindruck­ende und nur zuweilen überengagi­erte Vorstellun­g. Den fürsorglic­hen, den warmen Familienva­ter jedenfalls nimmt man ihm genauso ab wie den kalt-profession­ellen BusinessTy­pen.

Deutschlan­d 2018, von Christian Alvart, mit Wotan Wilke Möhring, Christiane Paul, Hannah Herzsprung, 105 Minuten

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FOTO: DPA Wotan Wilke Möhring spielt in Christian Alvarts „Steig. Nicht. Aus!“einen Familienva­ter in größter Not.

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